Amphi-Festival 2023 – der Sonntag

Me and Corri-May

Müde raus aus dem Bett, Klamotten zusammengesucht, schneller Kaffee, ab ins Auto. Und wieder Glück – noch ein Parkplatz im RTL-Parkhaus.

Meine Frau sagte: Heute ist bestimmt wieder “Schaulaufen”. Ja, es war gefühlt voller als gestern und viele aufwendig gestylte Leute, die ihre Runden drehten. Zwei persönliche Eindrücke: Die Farbe “schwarz” dominierte, wenn man von blutbeschmierten Hochzeitskleidern, pinken Plüschjäckchen und dem Herrn im Bananenanzug absieht. Es war für mich ein “schwarzes Festival”, das tat gut. Auch die Zahl der Cyber-Goths war eher gering; vielleicht bricht der Trend gerade ein. Im Gespräch sagte mir eine Belgierin, sie habe nun fast 10 Jahre “Baby-Pause” gemacht und finde, es habe sich kaum etwas verändert: immer noch die ruhige, friedliche Stimmung, aber eben auch um 10 Jahre gealterte Menschen…
Dann Thema Nacktheit (also nackte Brüste, Pos…): da war meines Erachtens weniger zu sehen als sonst/früher™. Ob nur ein Zufallseindruck – keine Ahnung.

Mark Benecke, Amphi-Festival, 2023, Moderator
M. Benecke moderierte am Sonntag die Main Stage

Und wo ich gerade bei Eindrücken bin: Handynutzung… Ronan Harris hat es beim Konzert in Köln nochmal erklärt, sinngemäß: Genießt die Musik, filmt nicht alles mit, haltet den anderen hinter euch nicht Handybildschirme ins Sichtfeld. Genauso ist das. Es wird viel gefilmt, gerade bei den Haupttiteln. Da muß man für ein, zwei schnelle Fotos schon schauen, daß man kein Handy auf dem Bild hat. Es nervt, aber es ist der Tribut an den Zeitgeist: man will alles konservieren. „Amphi-Festival 2023 – der Sonntag“ weiterlesen

Amphi-Festival 2023 – der Samstag

Amphi Festival, 2023, Logo, Orbit Stage
Banner Orbit Stage

Dieses Jahr bin ich etwas genervt zum Amphi gefahren. Gründe: Fahr- bzw. Übernachtungssituation und Programm(konflikte).

Es war lange unklar, ob meine Frau und ich gemeinsam zum Amphi fahren würden, daher war kein Hotel gebucht. Als ich dann im Februar oder so schaute, waren die Kontingente der Tanzbrunnen-nahen Hotels weg oder so teuer, daß ich meinen Augen kaum traute.
Ich fand ein Hotel auf der anderen Rheinseite in der Südstadt, reservierte für Freitag auf Montag.
Dann kamen die Überlegungen: zu Fuß zum Tanzbrunnen eine halbe Stunde. Ist morgens gut machbar, aber dann steht/läuft/tanzt man den ganzen Tag und muß noch zurück. Also Taxikosten, vielleicht 20€ pro Fahrt. Kein Frühstück inkludiert, also zusätzliche Essenskosten. Überlegt, besprochen, gecancelt – kein Hotel!

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Der Totengräber

“Einst, als ich eine meiner toten Seelen begrub, trat der Totengräber zu mir hin und sagte: ‘Von allen, die hierher kommen, um zu begraben, bist du der Einzige, den ich mag.’

Ich sagte: ‘Das freut mich außerordentlich, aber warum magst du mich so?’

‘Weil die anderen’, sagte er, ‘weinend hierher kommen und weinend wieder gehen. Du bist der Einzige, der lachend kommt und lachend geht.'”

[Der Totengräber, Khalil Gibran]

M‘era Luna 2023 – wir kommen (DOCH)!

Das Leben wird nicht länger, wenn man untätig rumsitzt. Nach der langen Castrum-Nigra-Nacht sagte meine Frau am Nachmittag: „Schau mal, die Fields haben beim M‘era-Luna abgesagt, dafür kommen Mono Inc.“ Auch sonst ist für meine Frau „mehr dabei“ als für mich, aber mich reizt vor allem das M‘era-Luna-Ambiente, das Campen, das Flanieren auf der Startbahn usw.
Ja, 2019 bin ich mit gemischten Gefühlen vom ML wieder abgereist. Viel Kommerz, viel „Fun“ (Geisterbahn – hach, wie lustig…), und ein „Mittelalterdorf“ wird irgendwann für jedes Festival verpflichtend… 🙄

Doch seit ich 1998 erstmalig beim Zillo-Festival auf diesem Gelände in Hildesheim stand, ist da etwas von mir zurückgeblieben, das ich gerne durch erneute Anreise aufsuche.

Karten sind unterwegs, der Rush wird mitten unter Euch sein. 😁

Nachtrag: Bericht Freitag, Samstag, Sonntag

Castrum Nigra 2023

Castrum Nigra, Ehrenburg, 2023Wir sind am frühen Morgen von der 9. Castrum Nigra auf der Ehrenburg bei Brodenbach an der Mosel zurückgekehrt. Fazit: Wundervoller, sehr stimmiger Abend in großartiger Kulisse. Und bei 30°C am Spätnachmittag wurde es, wie 2019, eine recht warme Nacht.

Die Veranstalter bieten insgesamt 5 Dance Floors, der Höhe nach geordnet: Oben im Palas NDH, darunter Electro in der Schatzkammer, der „neonschwarze“ Main Floor auf das Bastion mit tollem Blick zum angestrahlten Bergfried, ganz unten der Rittersaal mit „The Dark Side of Gothic“ sowie im Innenhof der Burg die Mittelaltermusik.

Verschiedene Künstler präsentierten sich, wozu ich nur eigene Eindrücke wiedergebe von dem, was ich sah – das Programm findet man auf der Webseite. „Castrum Nigra 2023“ weiterlesen

Amphi 23 – noch 3 Wochen

Amphi Festival, 2023, Running Order, Preview [Nachtrag siehe unten – viele Überschneidungen!]

Das Amphi-Festival steht vor der Tür. Gestern habe ich mir die Band-Liste für beide Tage ausgedruckt und war erstaunt, wie hochkarätig diese in diesem Jahr ist. Das wird ein spannendes und sehr volles Wochenende.

Sehr voll wohl auch deswegen, weil gerade einige der unbekannteren Acts auf der dritten Bühne auf dem Rheinschiff spielen werden, wo man mit Shuttle-Bus hinfahren muß. Mir hat diese Aufteilung des Festivals noch nie zugesagt. Vermutlich stand am Anfang die Überlegung: was man in Leipzig kann, das geht auch in Kölle. Mal ein bißchen Schwarz über die Stadt bringen. Allerdings muß man heute auch in Sachen Klimaschutz / Klimaaktivismus fragen, ob es noch zeitgemäß ist, pausenlos Busse vom rechten ans linke Rheinufer fahren zu lassen, weil man sich eine Bühne auf einem Schiff “gönnt”. Wie gesagt, mich persönlich nervt das – und im Zweifelsfall lasse ich diese Bands für mich ausfallen, weil ich keinen Bock auf die Fahrt habe. „Amphi 23 – noch 3 Wochen“ weiterlesen

Unpolitisch oder ignorant?

Man sagt der Schwarzen Szene nach, sie sei unpolitisch, mithin spiele Politik in und für die Szene eine geringe Rolle. Mir fallen zwei sehr unterschiedliche Beispiele aus der eigenen Beobachtung ein: Vor zwei Jahrzehnten agierten “Gothics gegen Rechts” aufklärerisch zu von ihnen so verstandenen rechten / rechtsextremen Bands, was m.E. in der Schwarzen Szene beachtet, aber unaufgeregt zur Kenntnis genommen wurde. Es mag sein, daß mit dieser Aktion erreicht wurde, daß sich die krasseren der kritisierten Bands nicht weiter durchgesetzt/verbreitet haben. Man denke auch an die Von-Thronstahl-Debatte, das Auftrittsverbot beim WGT 2000, das wegen Bombendrohung abgesagte DIJ-Konzert im gleichen Jahr usw. Auch Veranstalter reagierten: zweimal wurde von mir beobachtet, wie der VAWS-Stand beim M’era Luna Festival-Verbot erhielt.

Andererseits ist mir im vergangenen Jahr beim Amphi-Festival angenehm aufgefallen, wenig blau-gelbe Farben zu sehen. Der Krieg wurde draußen vor dem Tanzbrunnen zurückgelassen. Dabei glaube ich nicht, daß die Mehrheit der Festivalbesucher tatsächlich die Ereignisse in der Ukraine nicht verfolgt. „Unpolitisch oder ignorant?“ weiterlesen

Persönliche Musikgeschichte, Teil 4

2000er – Family Life

2001 wurde unser erster Sohn geboren – wir gingen in den family mode. Musik und “Schwarze Szene” traten in den Hintergrund, auch weil wir als Familie in einem religiösen Bereich sehr engagiert waren (und ich ganz viel skandinavische Musik, viel Folk hörte).
(Die vorhergehenden Teile dieser Artikel-Serie: 1, 2, 3)

M’era Luna 2000

2002, 2004 und 2005 war ich dennoch wieder auf dem M’era Luna, wobei ganz klar das 2002er Konzert von VNV Nation herausragt. Die Live-Version von Legion fand sich später dann auch auf der “Honour 2003″ MCD. Hervorzuheben aus allen drei Events auf dem Hildesheim-Drispenstedter Flughafen sind für mich:
HIM (ja, doch, irgendwie schon), Soft Cell, Suicide Commando, The 69 Eyes, Schandmaul, L’Âme Immortelle (mit dem ergreifenden “Bitterkeit”), Funker Vogt, Oomph!, Lacrimosa (geniales Konzert), Covenant, The Mission, Umbra et Imago (besser aber beim WGT in der Agra-Halle), Rotersand, The Sisters of Mercy, Deine Lakaien, Diary of Dreams, Faun, Zeraphine, Mesh, The Crüxshadows – so viele schöne Erinnerungen. Tage im Zelt, Dosenfutter auf dem Spiritus-Kocher, Heimfahrt mit schlammbedecktem Auto. „Persönliche Musikgeschichte, Teil 4“ weiterlesen

Persönliche Musikgeschichte, Teil 3

Zillo Open Air 1998

Zillo Festival 1998 u. 99

Wieder einmal wurde die “schwarze Musik” für mich zu einer Art “Befreiungsschlag”, denn die im 2. Teil (1. Teil hier) erwähnte Beziehung mit S. endete glücklicherweise 1997 – und im darauffolgenden Sommer 1998 stand ich auf dem Hildesheimer Flugplatz beim Zillo Open Air. Als Secret Discovery mit “Hello Goodbye” (“Hello, I’m gonna leave you, I want to say goodbye to you”) das Festival eröffneten und mir die Bässe durch den Bauch dröhnten, wußte ich wieder, wo ich “hingehörte”. (Das klingt so lakonisch hingeschrieben, aber wenn ich daran zurückdenke, kommen die Emotionen wieder hoch, ich bekomme Gänsehaut, als sei es gestern gewesen. Es ist meine Musik, über die Jahrzehnte, immer wieder der Soundtrack meines Lebens, besonders in schwereren Zeiten (?).) „Persönliche Musikgeschichte, Teil 3“ weiterlesen

Was geht noch?

Im Nachgang zum Artikel von gestern über das Altern der (und in der) Schwarzen Szene fiel mir abends ein: schau doch mal, welche Webseiten heute noch existieren, die du “früher” schon kanntest. Stirbt die Szene aus?

Was heißt “früher”? Meine erste “schwarze Seite” hatte ich 2007, popelige HTML-Seite. Schauen wir doch mal in die gezippte Sicherung rein, prüfen wir, welche Links zu “Szeneseiten” man noch aufrufen kann. Die Spannung steigt:  „Was geht noch?“ weiterlesen

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