Castrum Nigra 2023

Castrum Nigra, Ehrenburg, 2023Wir sind am frühen Morgen von der 9. Castrum Nigra auf der Ehrenburg bei Brodenbach an der Mosel zurückgekehrt. Fazit: Wundervoller, sehr stimmiger Abend in großartiger Kulisse. Und bei 30°C am Spätnachmittag wurde es, wie 2019, eine recht warme Nacht.

Die Veranstalter bieten insgesamt 5 Dance Floors, der Höhe nach geordnet: Oben im Palas NDH, darunter Electro in der Schatzkammer, der „neonschwarze“ Main Floor auf das Bastion mit tollem Blick zum angestrahlten Bergfried, ganz unten der Rittersaal mit „The Dark Side of Gothic“ sowie im Innenhof der Burg die Mittelaltermusik.

Verschiedene Künstler präsentierten sich, wozu ich nur eigene Eindrücke wiedergebe von dem, was ich sah – das Programm findet man auf der Webseite.

Castrum Nigra, 2023, Ehrenburg, BastionUm vom Innenhof hoch zur Bastion zu kommen, geht man spiralig durch einen gelb beleuchteten Aufgang. Hier waren Fotografien von Think Thank Art ausgestellt – erotisch, z.T. mit BDSM-Bezug. Auf der Bastion wurde gegen Mitternacht eine Bondage-Show dargeboten von Koi Ku Nawa. Zu von beiden ausgesuchter Musik, so nehme ich an, wurde die Dame an einem ca. 2,5m hohen Gestell aufgehängt.

Gleich im Anschluß gab es eine Tanzvorführung von Psyren Panthera, einer jungen Frau, die einen Pole Dance und einen Chair Dance zeigte. Das war sportlich gut, erotisch knisterte es bei mir nicht.

ABER… beide Shows führten auf der Bastion dazu, daß tote Hose war, was das Tanzen anging, vielleicht nicht in anderer Hinsicht. Trotzdem war ich sehr begeistert davon, daß gerade das Bondage (BDSM) wieder mal als „Teil der Szene“ präsentiert wurde und – ich wage mal die Aussage – die Szene ein stückweit auf sich zurückgeworfen wurde, auf die dunkle Seite des Daseins, auf ‚dunkle Erotik‘, die aber mit Schmerzen und Power-Exchange-Spielen verbunden ist. Ich fühlte mich an Umbra et Imago erinnert, an Musik und Shows.
Deswegen an die Veranstalter: großer Dank dafür, daß ihr den „Main Floor“ für die Shows musikalisch zurückgenommen habt. Ich war glücklich, gerade rechtzeitig vom Rittersaal zurückgekommen zu sein.
(Andererseits hört man schon die Kritiker rufen: Pole Dance? Was für ein „Alter-Weißer-Mann-Scheiß“!)

Castrum Nigra, 2023, Ehrenburg, RittersaalAndererseits nahm die Musik auf der Bastion für meine Frau und mich nicht so richtig Fahrt auf nach dem Chair Dance. Lag uns alles nicht so, daher runter in „unser Reich“, den Rittersaal. Was soll ich sagen? Das wurden die Sisters gespielt, etliche Klassiker, viele Lieder, die ich vom Hören kenne, aber deren Interpret mir nicht einfiel, v.a. aber meine kleinen persönlichen Hymnen wie „Babsi ist tot“ und „Vive la Fête“. Lange getanzt, in der Musik aufgegangen, aber immer auch Blicke und Lächeln eingefangen, die den „alten Mann mit weißem Bart“ interessant fanden. 🙂

Was die Preise angeht, so zahlte man in „Talern“, die 1:1 gegen Euros getauscht werden konnten. Ein Becher Bier (0,3) kostete 3,5 Taler; die Preise der Speisen waren lt. Ansicht meiner Frau nicht überzogen hoch: sie aß eine leckere, wohl von Hand hergestellt Frikadelle im Brötchen für 4,5 Taler. Zum Teil bildeten sich lange Schlangen vor dem Getränkeverkauf, gerade bei nur einem Verkaufsstand auf der Bastion. Das war man deutlich schneller bei den Mädels im Innenhof, direkt am Tanzbereich, wo es irgendwie gar keine Schlange gab – und wieder hoch zur Bastion.

Ende des Vorverkaufs gab der Veranstalter an, 850 von 1500 Karten verkauft zu haben. Ich meine, es war nicht „ausverkauft“ und kann mich erinnern, den Rittersaal schon brechend voll erlebt zu haben, genau wie eine große wogende Masse von Tänzern auf der Bastion. Aber dafür gab es dann hier und da mal eine Sitzgelegenheit. (Info der Rhein-Zeitung: 1135 Gäste)
Das Publikum war m.E. „schwärzer“ als auf Festivals wie Amphi oder M’era Luna, aber doch überwiegend mit schwarzer Einheitskleidung. Die wenigen Ausreißer im Fetish-Look oder Ganzkörper-Anzug stachen heraus. Vom Alter her, nun ja, kein Kindergeburtstag. Vorsichtig würde ich mal den Durchschnitt bei 30 ansetzen, möglicherweise höher.

Eine junge Frau ist mir besonders in Erinnerung geblieben: hochtoupiertes Haar, weißgeschminktes Gesicht, schwarzes Kleid, der „alte“ Tanzstil – sie wirkte wie ein melancholisch machendes Relikt aus vergangenen Tagen.
Etwas hatten wir zwei wohl gemeinsam: nur sie und ich trugen, soweit ich das sah, Pikes… 😉

Hier noch ein paar Impressionen:

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6 Gedanken zu „Castrum Nigra 2023“

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