Im Nebel (H. Hesse)

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

[Hermann Hesse]

Rekulak – Hidden Pictures (Roman)

Wenn ich auf Amazon nach Büchern suche, schaue ich mir gern die Bestenliste an, in der das Werk gelistet ist. Das ist zwar zum Teil grotesk, wenn z.B. ‚Nackt-Yoga‘ auf den ersten Plätzen einer Kategorie christlicher Literatur ist, aber gelegentlich finde ich spannende Bücher, so wie jetzt: nach wie vor (Mitte November 23) auf Platz 1 englischsprachiger Horrorliteratur ist ‚Hidden Pictures‚ von Jason Rekulak, eine Haunted-House-Geschichte mit unerwarteten Wandlungen. „Rekulak – Hidden Pictures (Roman)“ weiterlesen

Umhüllender Hauch

Buff, Morf, Amphi Festival, Fuck Corona

Umhüllender Hauch
aus Träumen steigend
verströmt Helle im kleinen Raum.
Wo – wichtige Grenzen der Integrität,
dahinter Veränderung.

Hier läuft die Zeit zurück,
gefühlvoll, draußen
überfühlt.
Ich kenne die Welt da draußen,
ich weiß um sie. „Umhüllender Hauch“ weiterlesen

R. Sager – Home Before Dark (Roman)

Riley Sager (Pseudonym) ist keine unbekannte Größe, insbesondere wenn man sich gerne mal von ‚Booktubern‘ inspirieren läßt. Mit ‚Home before Dark‘ legt er eine „Art Haunted-House-Roman“ vor – eben mit einem Twist (leichter Spoiler weiter unten).
Ein besonderes Merkmal, das das Buch meiner Meinung nach sehr spannend macht, ist die verschachtelte Erzählweise.

„R. Sager – Home Before Dark (Roman)“ weiterlesen

Mit leeren Augen kam ich heim

Schweigemarsch und Tränen,
Herbstregen, der in mein Gesicht schlug.
Zerzauste Haare unter grauem Himmel –
Kalter Wind, der an ihnen zerrte.
Steten Schrittes durch braune Felder
Zog es mich fort von den Menschen,
Die mich umstanden, auf mich zeigten.

Deine Hand konnte heilen,
Dein Mund konnte heiligen.
Deine Augen waren kein Trost.

Heimkehr vom Marsch.
Kerzenlicht und heller Wein.
Mit meiner Liebe ging ich fort,
Mit leeren Augen kam ich heim.
Und du warst nicht an diesem Ort.

[© Rush / V. Wagner]

Old Friends (D. Schweitzer)

Einbruch der Nacht im Kloster Pantokratoros, Berg Athos

We dead leave no footprints in the snow,
and when we summon you to the door,
you say it’s the wind, or rustling ivy,
or a dry branch scraping a window pane.

We wait voiceless in the dark,
in our hunger and our rage,
for you to wander out that door,
or lean out the window into the night.

For we are your ineradicable past
and your inescapable future.

[Darrell Schweitzer]

Thou canst not hear the songs of my darkness

„When it is day with thee, my friend, it is night with me; yet even then I speak of the noontide that dances upon the hills and of the purple shadow that steals its way across the valley; for thou canst not hear the songs of my darkness nor see my wings beating against the stars—and I fain would not have thee hear or see. I would be with night alone.“

[Khalil Gibran: Complete Works; Auszug aus: The Madman]

Staring eyes

„The only constant was his eyes. Staring into them, I saw nothing. No emotion. No humanity. In every photograph, the eyes (…) were dark blanks that revealed nothing. A saying I’d heard long ago came to mind: When you stare into the abyss, the abyss also stares into you.

[R. Sager: Home Before Dark]

(Fiel mir erst nachträglich ein: kleiner Verweis zum Gedicht Ich faßte deine Hand.)

Sonntagabend, verklingend

Orange, Nacht
Nacht in Orange

Sonntagabend
verklingend.
Auf einem Parkdeck über der Stadt
in der Leere dunklen Geistes.
Wind streicht durchs Haar, zärtlich,
unter Laternen, die für niemanden leuchten.

In schwarze Wolken reichen
feingliedrige, freundliche Antennen,
selig empfangend,
und Fernseher glühen hinter
prüden Gardinen
kleiner, gelber Fenster.
Menschen, dort versunken,
eingepfercht.
Der Besuch wird nicht kommen,
die Erlösung ist noch nicht bezahlt. „Sonntagabend, verklingend“ weiterlesen

Wilson: The Girl in the Video (Novelle)

Spoiler!

Daß nicht jede Empfehlung eines Booktubers auch Garantie für gute Unterhaltung bietet, habe ich an dieser Novelle von Michael David Wilson gemerkt. Zumal selbst Novelle schon übertrieben ist, bei 74 Seiten in der Kindle-Version; Lesezeit: knapp über einer Stunde. Ist doch eher eine XL-Kurzgeschichte. „Wilson: The Girl in the Video (Novelle)“ weiterlesen