Die Heilige Nacht

Regen fällt auf Straßen dunkelster Nacht.

Freudlose fahlgelbe Fenster stieren,

rote Wangen hinter einer Gardine, verzerrt durch Nässe.

Kinderlachen – Lachen des Windes im Dachstuhl,

Engelsmusik erreicht kein totes Radio, totgewünscht.

Abgeschottet, ohne Ohren, Augen,

eingeschlossen mit der Trauer, der tieferen Trauer

in der reinen, hellen Zeit.

„Oh, du Fröhliche, oh, …“

[© Rush / V. Wagner]

J.F. Gonzalez: Survivor (Roman)

Der Inhalt wird z.T. gespoilert!

Ich wollte hier längst schon Ketchums ‚The Girl next Door‘ vorgestellt haben, dabei kurz einen Schwenker zu Johnsons ‚Let’s go play at the Adams“ gemacht haben, aber irgendwie liegt das (gelesene) Buch von Ketchum wie Blei im Regal. Mein Thema ist eigentlich Horror in seinen paranormalen Ausprägungen, aber irgendwie schaue ich doch immer wieder über die Grenze zu Büchern, die Abgründe des ‚Menschseins‘ zeigen. Das ist ganz klar auch bei ‚Survivor‘ der Fall, einem Werk, in dem es um sogenannte Snuff-Filme geht. Das sind Filmaufzeichnungen von Grausamkeiten und Folter bis hin zum (scheinbaren?) Tod des Opfers. Ich war mir bislang sicher, daß es tatsächlich Snuff-Filme gibt, aber die Wikipedia meint, das sei eine ‚moderne Sage‚. Diese Frage ist auch Thema der Ermittler in der Ende der 1990er spielenden Geschichte.  (Mein erster Kontakt mit dem Begriff des Snuff-Films war in Bret Easton Ellis‘ „Less than Zero“ (1985).) J.F. Gonzalez: Survivor (Roman) weiterlesen

Stille Tage im Schnee

Unsere Söhne waren früher[TM] in einem Skilanglauf/Rollsport-Club mit Biathlon-Ambitionen. Wegen Schneemangel fuhr man Jahr für Jahr im Januar nach Thüringen, um dort in der Nähe von Oberhof trainieren zu können. Für uns als Eltern war während der Trainingszeiten „Freilauf“, so daß wir wanderten, weil der Rennsteig sich ja quer durch Thüringen zieht. Vor zehn Jahren waren wir zuletzt dort. Es war trübes Wetter, Nebel, hier und da Schneereste. Trotzdem war das wieder eine schöne Auszeit: Viel Bewegung am Tag – am Abend Entspannung vor dem Ofen. Für mich war das eine wirklich „besinnliche“ Zeit nach der Hektik vor Weihnachten, v.a. beruflich, und an den Weihnachtstagen inkl. „Überfressung“. Hier ein paar Eindrücke von dieser schon lang in den Tiefen der Erinnerung versunkenen Zeit. Stille Tage im Schnee weiterlesen

Betet mit mir

Betet mit mir
die Nacht wird kalt
schmerzen wird der Leib
singen wird die Seele

Betet mit mir
daß Sie kommt
deren Hand heiligen kann
mit Feuer und Zärtlichkeit

Betet mit mir
das Banner muß aufrecht bleiben
das Klagelied verstummen
Säuseln sollen Ketten
Streicheln sollen Fesseln

Betet mit mir
um Erlösung durch Ihre Hand
um Ruin und Bitterkeit
Ergebung und mattes Glänzen
vor Ihren Füßen

[© Rush / V. Wagner]

 

{Nach „Laken so weiß“ hier noch einmal der Blick auf die nächtliche Welt vom Boden aus. Für einen Gläubigen ist das ‚Betet mit mir‘ blasphemisch, für das Ich im Text ist es aufrichtiges Gebet zu einem Gott, der sehr genau weiß – aus eigener Erfahrung -, was Schmerz ist. Der im übrigen auch weiß, was Erlösung ist, aber hier, nun ja, ist es eben blasphemischer (erdiger?) gemeint. 😂}

M’era Luna 2024

Am 10. und 11.8.24 findet in Hildesheim wieder das M’era Luna Festival statt. Nun ist das Line-Up komplett, hier z.B. die Übersicht im Insta-Post, hier die Webseite.

Stand jetzt werde ich nicht dort sein, dafür beim Stella Nomine. Wäre ich da, würden mich interessieren: VNV Nation, Deine Lakaien, London after Midnight, The Cassandra Complex, Future lied to us, Rroyce, aber vor allem: Assemblage 23. Für A23 würde ich hinfahren, selbst wenn es die nur allein zu sehen gäbe. Na ja, ist nun halt so.

Exorzist – Der Anfang (Film)

Diesen 2004 von R. Harlin gedrehten „Prequel“ zum Originalfilm habe ich ursprünglich im Fernsehen gesehen und bewerte ihn mit *****, also dem Grunde nach besser als das Original. Der Text spoilert die Handlung des Films!
(Wikipedia)

Der auf vielen Ebenen interessante Film spielt in Ostafrika kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Merrin, Ex-Priester und Archäologe, soll für einen Sammler nach einem Artefakt, einem „mythischen Dämon“ suchen, der sich vermutlich in einer neu entdeckten Kirchenruine aus dem 5. Jahrhundert befinden soll.

Die Handlung spielt in einer kleinen Buschstation, wo u.a. die jüdische Ärztin Nowak und der Widerling Jeffreys arbeiten; Merrin wird vom jungen Priester Francis aus dem Vatikan begleitet. Es entsteht der Eindruck, daß dort und im nahen Dorf der Einheimischen seltsame Dinge passieren: eine Frau gebärt ein totes, mit Maden übersätes Kind, Windstöße, Stromausfälle, Hyänenangriffe häufen sich, Uhren bleiben stehen. In besagter Kirche findet sich eine große Luzifer-Darstellung; das mächtige Kreuz wurde abgebrochen und falsch herum aufgehängt. Merrin findet durch die verschiebbare Altarplatte einen Zugang tiefer in den Berg hinein, wo er eine Statue des gesuchten Dämons entdeckt und sofort von tausenden Fliegen umgeben wird.

Der vorherige Grabungsleiter ist verrückt geworden: auf seiner Zeltwand steht in Aramäisch „Der Gefallene wird auferstehen in Strömen aus Blut“, zudem hat er viele Bilder gemalt, auf denen auch der Dämon zu sehen ist.

In einer dramatischen Szene schneidet sich der Kranke vor dem Besucher Merrin die Kehle durch.

Vom Anstaltspriester erhält Merrin eine Ausgabe des Rituale Romanum. Er erklärt, der ehemalige Ausgrabungsleiter sei vom Teufel „berührt“, aber nicht besessen gewesen. Doch wer ist dann ‚besessen‘? Zunächst wird vermutet, der Dämon habe von dem Jungen Joseph Besitz ergriffen, um den herum seltsame Dinge passieren. Als es zwischen britischen Soldaten und den Eingeborenen zu Kämpfen kommt, verstecken sich Pater Francis und Joseph in der Kirche, wo Francis das Rituale Romanum beginnt, um den vermeintlichen Dämon auszutreiben. Die Ärztin Nowak tötet Francis in der Kirche und hier wird klar, daß der Dämon in ihr ist, nicht in dem Kind. Auch war der ehemalige Grabungsleiter der Ehemann Nowaks, daher die ‚Berührung‘ mit dem Dämon.

Merrin betet das Rituale Romanum im Dialog mit dem Jungen Joseph und schafft es in einem spannenden Showdown, den Dämon auszutreiben, wonach Nowak aber trotzdem aus einer Kopfwunde blutend verstirbt. Über dieses Ritual findet Merrin zum Glauben zurück; im Abspann ist er wieder als Priester zu sehen.

Die Dämonenstatuette, die im Vorspann des Films zu sehen ist, fällt kurz in Merrins Hände, um dann wieder vom Sand zugeweht zu werden. Am Ende ist klar: bereits 50 Jahre zuvor war der Dämon aus der vergrabenen Kirche freigeworden und hatte das Dorf ausgerottet, was vom Vatikan als „Pestausbruch“ deklariert worden war. Und 1400 Jahre zuvor kämpften an dem Ort zwei Armeen, die sich abschlachteten. Damals fand ein überlebender Priester die Dämonenstatuette, die nun weiterhin im Sand auf einen, den nächsten Finder wartet.

Ein spannender, atmosphärischer Film, bei dem lange unklar ist, wie genau der Dämon wirkt.

Im Nebel (H. Hesse)

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

[Hermann Hesse]

Rekulak – Hidden Pictures (Roman)

Wenn ich auf Amazon nach Büchern suche, schaue ich mir gern die Bestenliste an, in der das Werk gelistet ist. Das ist zwar zum Teil grotesk, wenn z.B. ‚Nackt-Yoga‘ auf den ersten Plätzen einer Kategorie christlicher Literatur ist, aber gelegentlich finde ich spannende Bücher, so wie jetzt: nach wie vor (Mitte November 23) auf Platz 1 englischsprachiger Horrorliteratur ist ‚Hidden Pictures‚ von Jason Rekulak, eine Haunted-House-Geschichte mit unerwarteten Wandlungen. Rekulak – Hidden Pictures (Roman) weiterlesen

Sterbemoment

Ich wollte mir seit Monaten eine schwarze Jeans kaufen, weil man ja ab und an auch eine passende Hose für Beerdigungen braucht; endlich kaufte ich sie mir am Samstag, 4. April 1998.
Am Wochenende darauf war Ostern. Ich fuhr von Düsseldorf die 125km in meine Heimat. Meine Oma, 88 Jahre alt, lebte seit einiger Zeit bei meinen Eltern, weil sie pflegebedürftig war. Wir saßen beieinander, als die Kirchenglocken gerade zum Mittag des 13. (Ostermontag) läuteten (das Angelus). Oma sagte sinngemäß, sie höre ja seit Tagen kein Totenläuten mehr, es sterbe wohl gar niemand mehr.

Das nächste Totenläuten der Glocken, also die Verkündigung eines Sterbefalls, war für sie. Sterbemoment weiterlesen

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