Malfi – Come with me (Roman)

Das Netz redet über Ronald Malfi (Website). Ich las irgendwo, er werde als der “moderne Algernon Blackwood” bezeichnet (ich liebe Blackwood) und als “old school horror writer”. Gefällt mir. Für die Booktuberin Anda Kent ist er aktuell der Lieblingsautor. Bald wird sie sein neuestes Werk, Small Town Horror, in einem Video vorstellen. Zwischenzeitlich hat sie alle bisher gelesenen Malfi-Romane “geranked” – mit diesem hier an der Spitze.

Ich habe mir Come with me im letzten Jahr gekauft, aber letztlich hier (noch) nicht rezensiert, weil das Buch vor allem Krimi ist und ich üblicherweise keine Krimis lese, weil mich das Genre so gar nicht reizt. Trotzdem hier nun eine kurze Besprechung des Buches, das ich – against all odds – doch sehr gemocht habe. (Im weiteren spoilere ich das Grundgerüst der Geschichte, aber nicht das konkrete Ende.)  „Malfi – Come with me (Roman)“ weiterlesen

Midnight Mass (Serie) – wie kraß geht Kirchenhaß?

Ich bin auf den Regisseur Mike Flanagan über die Forsetzung des Exorcist-Franchises gekommen: Flanagan soll das Ruder von Green übernehmen, dessen Exorcist: Believer floppte. Längere Zeit hatte ich schon Midnight Mass auf der Watchlist auf Netflix, und habe mir die Serie nun konkret vor dem Hintergrund angesehen, daß darin katholische Kirche und Vampirismus thematisiert werden, und daß Flanagan den kommenden Exorzisten-Film drehen soll. Wird das gutgehen? Was als einfache Frage gedacht war, verzerrte sich zur Aussage: “Bloß nicht Flanagan!”

Ja, ich will zu Midnight Mass fragen, wie kraß, wie bösartig Kirchenkritik sein kann oder darf. Den Inhalt der Serie setze ich als bekannt voraus, spoilere also ab jetzt hemmungslos. 😉 „Midnight Mass (Serie) – wie kraß geht Kirchenhaß?“ weiterlesen

Tolhurst – Goth: A History (Buch)

Der Mitbegründer und Drummer von The Cure, Lol Tolhurst, hat 2023 eine ‘Geschichte der Gothic-Bewegung’ – im Original: Goth. A History – vorgelegt. Das, obwohl er von sich im Nachwort sagt, er sei kein Historiker, er habe das Vorhaben, eine ‘comprehensive encyclopedia’ zu schreiben, aufgegeben.
Daher ist in meiner Wahrnehmung ein Großteil des Textes eher im Plauderstil geschrieben, wo ich mir manchmal doch mehr “encyclopedia” gewünscht hätte.

In diesem Sinne zitiert er auch öfter Dr. Tracy Fahey, die er als “Goth historian” bezeichnet, greift also auf deren Erkenntnisse und Einschätzungen zurück. „Tolhurst – Goth: A History (Buch)“ weiterlesen

Besessen – Der Teufel in mir (Film)

Weder der Regisseur, Greg A. Sager, noch der Film (englischer Titel: Devil Seed) haben einen Wikipedia-Eintrag. Das mag nicht für den Film von 2012 sprechen, den ich via Amazon Prime Video gesehen habe und mit der Note 4 bewerte. Der Text spoilert die Handlung.

Der Film beginnt mit verschwommenen Szenen, in denen man einen gescheiterten Exorzismus zu erkennen glaubt: Der Priester hat die Frau offenbar mit einer Art Runddolch durchbohrt [Iain Rob Wright beschreibt einen sogenannten Blut-Exorzismus in seinem Buch ‘Sam‘] und wird wegen Mordes festgenommen. Es ist vorhersehbar, daß der Priester eine weitere Chance im Film bekommen wird… Vom Jahr 1972 dieser Einblendungen geht es in die aktuelle Zeit.

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The Haunting of Bly Manor (Serie)

Daß HBM – “Spuk in Bly Manor” – eine Serie ist (Wikipedia, Netflix 2020, Nachfolge-Serie zu Haunting of Hill House), schadet m.E. der Erzählung. Ich habe mit Serien oft das Problem, das Wolfgang M. Schmitt in Die Filmanalyse schildert: Serien sind aufgrund ihrer Länge Zerstreuung, Familienersatz, vor allem aber Zeitverschwendung. Virtuosität, so Schmitt, ist die Beschränkung auf das Wesentliche. Im Idealfall sollte man als Zuschauer die Hintergründe in Minuten verstehen, während man bei Serien oft erst nach vielen Folgen einen Durchblick hat – talk about Bly Manor.

Doch zuerst das Positive: Mike Flanagan hat die auf Kurzgeschichten von Henry James basierende Serie gut, atmosphärisch verfilmt. Als Zuschauer erleben wir den Hauptteil der Geschichte fokussiert auf das amerikanische Au-Pair-Mädchen Danielle, das 1987 als Kindermädchen für die Kinder Flora und Miles in Bly Manor engagiert wird. Koch, Haushälterin, Gärtnerin und das Au-Pair bilden die Kerntruppe im Herrenhaus. (Der folgende Text spoilert das Serienende!)
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Venus im Pelz (Sacher-Masoch)

Nach dem Beitrag zur Lust an der Unterwerfung überkam mich die Lust am Lesen, an der ‘Regression’ auf eine Lektüre von vor über 30 Jahren, die ‘man’ kennt, die ich aber nicht mehr so richtig im Kopf hatte. Oft habe ich nach dem Lesen die Zeit überdauernde Bilder im Kopf, Szenen, Vorstellungen von Landschaften und Gebäuden – das fehlte hier. Also nochmal gelesen.

Vorab: wenn Du die Venus im Pelz nicht kennst: das wird nicht der spannendste, aufregendste Roman sein, den du in deinem Leben lesen wirst. Ich möchte mal behaupten, der Roman bezieht seinen Bekanntheitsgrad eben daher, daß man den Masochismus nach dem Leopold benannt hat. Ist m.E. kein literarisches Meisterwerk. Here we go…
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Speak No Evil / Funny Games (Filme)

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“Die Gewalt lebt davon, dass sie von den Anständigen nicht für möglich gehalten wird.”
Jean-Paul Sartre

Als ich vor gut einem halben Jahr “Funny Games” (FG) sah, habe ich den Film hier nicht vorgestellt. Ich weiß nicht genau, wieso, aber vielleicht wollte ich ihn aus dem Gedächtnis verdrängen, dieses Beispiel für ein “feel bad movie”, wie man es nennt. Denn letztlich geht es nur um plötzlich über “normale Menschen” hereinbrechende, tödliche Gewalt. Das alles findet in der Form seine filmische Darstellung, daß die Gewalt keinen Sinn zu haben scheint – außer man bemüht sich mit der Suche nach den sadistischen Motiven der Täter. Das Warum scheint keine Antwort zu kennen, doch in “Speak No Evil” (SNE) wird das ganz lakonisch beantwortet, wenn der Täter dem Opfer sagt: “Because you let me.” „Speak No Evil / Funny Games (Filme)“ weiterlesen

Wednesday (Netflix)

Die gloriose ‘Addams Family’ ist für mich immer unter dem Radar geflogen. Ja, da gab es die Schwarz-Weiß-Serie aus den 60ern, von der ich ein paar Sendungen in den 70ern gesehen habe, ohne daß mich das begeistert oder gefesselt hätte – vielleicht war ich zu jung. Natürlich konnte ich so auch nichts über die späteren Kinofilme wissen. Aber Wikipedia hilft weiter… Da schau her: es begann schon in den 1930ern, als der Zeichner Charles Addams eine exzentrische Familie malte und sie dem Ideal der amerikanischen Kleinfamilie gegenüberstellte. Addams habe morbiden Humor gehabt, weiß der Wikipedia-Schreiberling. Es folgte die TV-Serie, die ab 1970 auch in Deutschland ausgestrahlt wurde, s.o.
1991 wurde mit dem Spielfilm ‘Addams Family‘ von Barry Sonnenfeld nachgelegt, 1993 und 1998 folgten zwei weitere, danach Animationsfilme. „Wednesday (Netflix)“ weiterlesen

Wittkop – The Necrophiliac (Novelle)

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Gabrielle Wittkop: The Necrophiliac (Übersetzung aus dem Französischen ins Englische durch Don Bapst)

Der Text spoilert die Novelle – na ja, viel gibt es da letztlich auch nicht nicht zu spoilern. 😉

Diese 1972 erstmalig auf Französisch erschienene Novelle ist sicher von der Thematik her auch für meine Lesegewohnheiten ungewöhnlich, so daß ich auf einer ganz persönlichen Ebene beginnen möchte, die sozusagen die Basis für meine Rezeption des Stoffes ist. „Wittkop – The Necrophiliac (Novelle)“ weiterlesen

Payne: Intercepts (Roman)

T.J. Payne – Intercepts. A Horror Novel (Kindle)

Wenig Spoiler…

Payne schreibt gut, strukturiert, flüssig – ich komme gleich in den Lesefluß rein. Keine überflüssigen Details, keine ausufernden Beschreibungen von Nebensächlichkeiten à la King: der Autor kennt seinen Romanablauf und arbeitet Schritt für Schritt daran. Das gefällt mir. In der Autorenbeschreibung bei Amazon heißt es: “His writing style relies on a light touch, using lean, smooth prose to build and maintain the story’s intensity.”  „Payne: Intercepts (Roman)“ weiterlesen

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