„Der Exorzismus von Emily Rose“ wurde 2005 von S. Derrickson gedreht. Ich bewerte den Film mit Note 1. Der Text spoilert den Film!
(Wikipedia)
Der Film wird auch besprochen in Sven Großhans‘ Buch „Das Schauspiel der Besessenheit – Exorzismus im Film“ (Berlin (Logos), 2010).
In Anlehnung an den deutschen Fall aus Klingenberg erklärt Emilys Mutter zunächst, sie habe auf dem Land gelebt, sei dort glücklich gewesen. Dann sei sie zum Studium in die Stadt gegangen.
Die beginnende Besessenheit erkennt man zunächst daran, daß sich Dinge offenbar von selbst bewegen und Emily Fehlwahrnehmungen hat. Einen Kommilitonen sieht sie als Dämon; in einer filmisch sehr eindrucksvollen Szene legt sich der Dämon auf die auf dem Bett liegende Emily.
Der Kommilitone / Freund erlebt eine eindrucksvoll gefilmte Besessenheitsszene Emilys in einer Kirche, wonach die junge Frau in ihr Elternhaus zurückkehrt. Dort beginnen die Exorzismen.
Die Besessenheit ist stimmig im Rahmen ähnlicher Filme umgesetzt. Emily ißt Spinnen, zerkratzt die Wände. Der Dämon spricht aus ihr: Ego sum qui intus habitat, also ‚ich bin der Innewohnende‘. Auf die Frage nach seinem Namen zählt er von eins bis sechs, was der Pfarrer als Besessenheit durch sechs Dämonen interpretiert. Zudem sagt er, er sei der, der auch Kain, Nero, Judas und Belial innewohnte. Emily spricht in diesen Szenen u.a. Aramäisch. Emily hat auch Stigmata, wobei unklar ist, ob dies Selbstverletzungen an einem Stacheldrahtzaun waren.
Im Prozeß erklären die Ärzte die Auffälligkeiten als Epilepsie und werfen dem Pfarrer vor, daß er zur Absetzung des angeordneten Medikaments geraten hatte.
Der Dämon greift in der Folge auch den Pfarrer an, seine Verteidigerin und einen Arzt, der beim Exorzismus anwesend war, und nun bei einem Unfall stirbt.
Alle erleben die typischen (klischeehaften) Dinge aus solchen Filmen: mehrfach bleiben Uhren um 3 Uhr morgens stehen, es riecht nach Rauch, Türen bewegen sich von allein, dem Pfarrer erscheint eine schwarzgewandete Gestalt.
[‚Dämonenstunde‘ 3 Uhr im Gegensatz zur ‚göttlichen Stunde‘ 15 Uhr, als Jesus am Kreuz verstarb. Algernon Blackwood schrieb in einer Kurzgeschichte (With intent to steal): ‚It was three o’clock; the hour when life’s pulses beat lowest; when poor souls lying between life and death find it hardest to resist.‘]
Die Verteidigerin kommt zum Schluß, daß Emily tatsächlich besessen gewesen ist.
Aus Aufzeichnungen vom Exorzismus mittels eines Diktiergeräts geht hervor, daß Emily einen zweiten Exorzismus verweigert hat, nachdem sie eine Marienerscheinung hatte. Maria soll ihr angeboten haben, sie zu erlösen und mit sich zu nehmen (= Tod), doch Emily entschied, in der Welt zu bleiben (= weiter zu leiden), damit andere Menschen die Besessenheit verstehen können.
Letztlich wird der Pfarrer als schuldig verurteilt, es bleibt jedoch auf Vorschlag der Geschworenen bei der bislang abgesessenen U-Haft.
Es handelt sich hier um einen Film, der recht ernsthaft versucht, ein Bild von Besessenheit und den Folgen für die Betroffene, ihr Umfeld, aber auch Priester und Ärzte zu zeigen. Die Effekte sind eindrucksvoll umgesetzt, aber nicht überzeichnend, etwas das ich am „Original-Exorcist“ immer schade gefunden habe (was sich jedoch durch die Zeit und die beabsichtigte Schockwirkung erklären läßt).
Der Film ist keine General-Anklage gegen die Kirche und bietet keine Billig-Erlösung durch medizinische Maßnahmen. Die Frage, ob es übernatürliche Phänomene wie Besessenheit gibt, wird an den Zuschauer zurückgegeben.
Kritisch kann man den Schluß mit „Erwählung“ Emilys und Marienerscheinung sehen. Das hätte für mein Dafürhalten ausgelassen werden können.
Insgesamt ist dies einer der wirklich empfehlenswerten Filme zum Thema Exorzismus.
Ein Gedanke zu „Der Exorzismus von Emily Rose (Film)“