Ready or Not (Film)

Ready or Not, eine Horrorkomödie von 2019, aktuell bei Netflix auf Platz 2 der “Filme der Woche”, ist ein unterhaltsamer Film auf B-Niveau, der aber doch eine “underlying message” hat. Somit hier nicht allzuviel zur konkreten Handlung, sondern zu dem, was ich rauslese. (Spoiler…)

Da ist die Welt der Reichen, des Adels, mit ihren eigenen Gesetzen; eine abgehobene, dem normalen Menschen enthobene Welt. Und da sind diese normalen Menschen – gern auch mit persönlichem hartem Werdegang wie die Protagonistin im Film, die Braut Grace (ein sprechender Name). Grace wird in diese ihr fremde Welt einheiraten – und lernt auf die harte Art, daß es darin obskure Regeln gibt, die allen gesellschaftlichen Konventionen widersprechen. Was hier mit einem tödlichen / satanischen Ritual (und gut umgesetzten Gore-Szenen) dargestellt wird, ist eben diese Andersartigkeit, Abartigkeit, Degeneration jener Welt. Aber: und das ist schon der ganze Plot, Grace wird diese anmaßende, tödliche Welt zerstören – rein durch ihre Willenskraft und ihr Durchhaltevermögen. Das Finale ist grotesk, aber von Aufbau und Effekten her unglaublich befriedigend.

Wer also auch gern antikapitalistische Visionen hegt, wer die (im Film kranke) Welt der Superreichen verachtet, der findet hier unterhaltsames Abend-Futter. Was lernt man aus dem Film? Mit den gezeigten Menschen jenseits Grace ist kein funktionierendes Gemeinwesen aufzubauen… R(A)sh out.

Leave this world behind

Hier ist es gerade ruhig. Das hat verschiedene Gründe, u.a. ein gesundheitlicher Aspekt, der Corri-May und mich derzeit beschäftigt und ein wenig aus dem Gleichlauf bringt. Alles läuft gerade nicht so rund, die Arbeit nervt extrem – und ich habe irgendwie keine Lust aufs Stella Nomine Festival am nächsten Wochenende (u.a. wegen Wohnen im Ort, statt Campen, also mit langem Anmarsch oder Fahrt in vermutlich überfüllten Shuttles).

Wie oft in solchen Phasen zieht es  mich in virtuelle Welten – Computerspiele. Das ist in den letzten anderthalb Jahrzehnten deutlich weniger geworden, so along the lines of „das fasziniert mich nicht mehr“, „die können mich nicht mehr in ihre Realität hineinziehen“. „Leave this world behind“ weiterlesen

Midnight Mass (Serie) – wie kraß geht Kirchenhaß?

Ich bin auf den Regisseur Mike Flanagan über die Forsetzung des Exorcist-Franchises gekommen: Flanagan soll das Ruder von Green übernehmen, dessen Exorcist: Believer floppte. Längere Zeit hatte ich schon Midnight Mass auf der Watchlist auf Netflix, und habe mir die Serie nun konkret vor dem Hintergrund angesehen, daß darin katholische Kirche und Vampirismus thematisiert werden, und daß Flanagan den kommenden Exorzisten-Film drehen soll. Wird das gutgehen? Was als einfache Frage gedacht war, verzerrte sich zur Aussage: „Bloß nicht Flanagan!“

Ja, ich will zu Midnight Mass fragen, wie kraß, wie bösartig Kirchenkritik sein kann oder darf. Den Inhalt der Serie setze ich als bekannt voraus, spoilere also ab jetzt hemmungslos. 😉 „Midnight Mass (Serie) – wie kraß geht Kirchenhaß?“ weiterlesen

The Haunting of Bly Manor (Serie)

Daß HBM – „Spuk in Bly Manor“ – eine Serie ist (Wikipedia, Netflix 2020, Nachfolge-Serie zu Haunting of Hill House), schadet m.E. der Erzählung. Ich habe mit Serien oft das Problem, das Wolfgang M. Schmitt in Die Filmanalyse schildert: Serien sind aufgrund ihrer Länge Zerstreuung, Familienersatz, vor allem aber Zeitverschwendung. Virtuosität, so Schmitt, ist die Beschränkung auf das Wesentliche. Im Idealfall sollte man als Zuschauer die Hintergründe in Minuten verstehen, während man bei Serien oft erst nach vielen Folgen einen Durchblick hat – talk about Bly Manor.

Doch zuerst das Positive: Mike Flanagan hat die auf Kurzgeschichten von Henry James basierende Serie gut, atmosphärisch verfilmt. Als Zuschauer erleben wir den Hauptteil der Geschichte fokussiert auf das amerikanische Au-Pair-Mädchen Danielle, das 1987 als Kindermädchen für die Kinder Flora und Miles in Bly Manor engagiert wird. Koch, Haushälterin, Gärtnerin und das Au-Pair bilden die Kerntruppe im Herrenhaus. (Der folgende Text spoilert das Serienende!)
„The Haunting of Bly Manor (Serie)“ weiterlesen

Wie weiter mit dem Exorzisten?

Geplant war eine an den Originalfilm anschließende neue Trilogie unter Regie-Führung von David Gordon Green. Ich habe den ersten Teil (The Exorcist: Believer / Bekenntnis) von 2023 bis heute nicht gesehen („aus Gründen“), aber er ist eher gefloppt und Green hat sich aus dem Franchise zurückgezogen. „Wie weiter mit dem Exorzisten?“ weiterlesen

Wednesday (Netflix)

Die gloriose ‚Addams Family‘ ist für mich immer unter dem Radar geflogen. Ja, da gab es die Schwarz-Weiß-Serie aus den 60ern, von der ich ein paar Sendungen in den 70ern gesehen habe, ohne daß mich das begeistert oder gefesselt hätte – vielleicht war ich zu jung. Natürlich konnte ich so auch nichts über die späteren Kinofilme wissen. Aber Wikipedia hilft weiter… Da schau her: es begann schon in den 1930ern, als der Zeichner Charles Addams eine exzentrische Familie malte und sie dem Ideal der amerikanischen Kleinfamilie gegenüberstellte. Addams habe morbiden Humor gehabt, weiß der Wikipedia-Schreiberling. Es folgte die TV-Serie, die ab 1970 auch in Deutschland ausgestrahlt wurde, s.o.
1991 wurde mit dem Spielfilm ‚Addams Family‚ von Barry Sonnenfeld nachgelegt, 1993 und 1998 folgten zwei weitere, danach Animationsfilme. „Wednesday (Netflix)“ weiterlesen

Reid: I’m thinking of ending things (Roman)

Über dieses Buch bin ich in einer Reddit-Diskussion gestolpert, in der es um Bücher ging, bei denen man schon von Anfang an spürt, daß da irgendwas so gar nicht stimmt. Zugegeben: das ist hier – aus meiner Sicht – nicht der Fall, denn man beginnt doch erstmalig am Ende der Autofahrt, diese Dinge wahrzunehmen. ‚Wieviel soll ich spoilern?‘ – diese Frage war hier zentral. Ich habe mich für ‚mittelgradig‘ entschieden und löse das grundlegende Thema nicht auf.  Ich habe den Roman auf Deutsch gelesen (‚The Ending‘), da das englische eBook gerade wegen der Netflix-Verfilmung deutlich teurer ist. „Reid: I’m thinking of ending things (Roman)“ weiterlesen

Exorzist – Der Anfang (Film) – jetzt auf Netflix!

Diesen 2004 von R. Harlin gedrehten „Prequel“ zum Originalfilm habe ich ursprünglich im Fernsehen gesehen und bewerte ihn mit „1-2“, also dem Grunde nach etwas besser als das Original. Ab dem 1.12.2023 ist er auf Netflix verfügbar. Der Text spoilert die Handlung des Films!
(Wikipedia)

Der auf vielen Ebenen interessante Film spielt in Ostafrika kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Merrin, Ex-Priester und Archäologe, soll für einen Sammler nach einem Artefakt, einem „mythischen Dämon“ suchen, der sich vermutlich in einer neu entdeckten Kirchenruine aus dem 5. Jahrhundert befinden soll.

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DAHMER: Monster (TV-Serie)

frreepik.com - 18+Bitte beachten: Im Sinne des Jugendschutzes weise ich darauf hin, daß hier sensible Inhalte eines Mediums (Film, Serie, Buch) besprochen werden. Der Text sollte ab Volljährigkeit gelesen werden.

 

10. und letzte Folge der Netflix-Serie – Jeffrey Dahmer erhält im Gefängnis Besuch von seinem Vater. Nach einem Gespräch über dies und das sowie Dahmers Wunsch, sich taufen zu lassen, fragt er seinen Vater sinngemäß: Wirst du mir je für das, was ich tat, vergeben können? Lange Nah-Einstellung auf das Gesicht des Vaters, bis das „Ja, ich werde dir vergeben“ kommt.

Ich bin selbst Vater zweier Söhne. Oft habe ich mich in diesen Vater Dahmer hineinversetzt, weil es für einen Vater – für Eltern – das Schlimmste ist, wenn das eigene Kind zum Massenmörder und Kannibalen wird. 17 Menschen ermordete Dahmer, zerstückelte sie, aß zum Teil ihr Fleisch, alles in dem Wunsch, sie „kontrollieren“ und „bei sich behalten“ zu können. Kann man – als Vater – diesem Mann – Sohn – vergeben?

Es war ausgerechnet mein jüngerer Sohn, der mich auf die Serie bei Netflix aufmerksam machte. Er schaue da etwas über einen Massenmörder, das sehr gut nachvollziehbar gefilmt sei. Man bekomme einen guten Einblick in die Gefühlswelt dieses Mannes. „DAHMER: Monster (TV-Serie)“ weiterlesen

Run Rabbit Run (Netflix)

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, gibt es horrortechnisch einige Filme, die mich ziemlich geschockt haben. Allen voran Htitchcocks „Die Vögel“. Weil ich selbst Vögel beobachtete, war das Verhalten der Vögel im Film um so verstörender.
Dann „Picknick am Valentinstag“, der einzige Film, der mir wirklich Alpträume eingegeben hat.

Jetzt ist da „Run Rabbit Run“ aus Australien, der sich in verstörender Intensität in meine Realität als Mitt-50er gräbt. Scheiße, ist der gut!
Mutter und Tochter, Trennung vom Vater. Ein weißer Hase, das Hasenmotiv, die verschwundene Schwester der Mutter. Nun ist sie – irgendwie – wieder da. Das düstere Geheimnis – 18 Minuten vor dem Filmende erfahren wir es.

Wer Netflix hat: ansehen! Für mich einer der besten Horrorfilme, den ich seit langem auf Netflix gesehen habe. Arbeit des Kamerateams – erste Sahne! Soundtrack so passend, daß ich ihn immer wieder bewußt an verschiedenen Stellen des Films wahrnehme.

Und Erinnerung (keine Werbung): Netflix hat jetzt auch eine Abo-Version mit Werbung. 5€/Monat und – ist sie Alice?

„Du bist ein Monster!“

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