Midnight Mass (Serie) – wie kraß geht Kirchenhaß?

Ich bin auf den Regisseur Mike Flanagan über die Forsetzung des Exorcist-Franchises gekommen: Flanagan soll das Ruder von Green übernehmen, dessen Exorcist: Believer floppte. Längere Zeit hatte ich schon Midnight Mass auf der Watchlist auf Netflix, und habe mir die Serie nun konkret vor dem Hintergrund angesehen, daß darin katholische Kirche und Vampirismus thematisiert werden, und daß Flanagan den kommenden Exorzisten-Film drehen soll. Wird das gutgehen? Was als einfache Frage gedacht war, verzerrte sich zur Aussage: “Bloß nicht Flanagan!”

Ja, ich will zu Midnight Mass fragen, wie kraß, wie bösartig Kirchenkritik sein kann oder darf. Den Inhalt der Serie setze ich als bekannt voraus, spoilere also ab jetzt hemmungslos. 😉 „Midnight Mass (Serie) – wie kraß geht Kirchenhaß?“ weiterlesen

Tolhurst – Goth: A History (Buch)

Der Mitbegründer und Drummer von The Cure, Lol Tolhurst, hat 2023 eine ‘Geschichte der Gothic-Bewegung’ – im Original: Goth. A History – vorgelegt. Das, obwohl er von sich im Nachwort sagt, er sei kein Historiker, er habe das Vorhaben, eine ‘comprehensive encyclopedia’ zu schreiben, aufgegeben.
Daher ist in meiner Wahrnehmung ein Großteil des Textes eher im Plauderstil geschrieben, wo ich mir manchmal doch mehr “encyclopedia” gewünscht hätte.

In diesem Sinne zitiert er auch öfter Dr. Tracy Fahey, die er als “Goth historian” bezeichnet, greift also auf deren Erkenntnisse und Einschätzungen zurück. „Tolhurst – Goth: A History (Buch)“ weiterlesen

Besessen – Der Teufel in mir (Film)

Weder der Regisseur, Greg A. Sager, noch der Film (englischer Titel: Devil Seed) haben einen Wikipedia-Eintrag. Das mag nicht für den Film von 2012 sprechen, den ich via Amazon Prime Video gesehen habe und mit der Note 4 bewerte. Der Text spoilert die Handlung.

Der Film beginnt mit verschwommenen Szenen, in denen man einen gescheiterten Exorzismus zu erkennen glaubt: Der Priester hat die Frau offenbar mit einer Art Runddolch durchbohrt [Iain Rob Wright beschreibt einen sogenannten Blut-Exorzismus in seinem Buch ‘Sam‘] und wird wegen Mordes festgenommen. Es ist vorhersehbar, daß der Priester eine weitere Chance im Film bekommen wird… Vom Jahr 1972 dieser Einblendungen geht es in die aktuelle Zeit.

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The Haunting of Bly Manor (Serie)

Daß HBM – “Spuk in Bly Manor” – eine Serie ist (Wikipedia, Netflix 2020, Nachfolge-Serie zu Haunting of Hill House), schadet m.E. der Erzählung. Ich habe mit Serien oft das Problem, das Wolfgang M. Schmitt in Die Filmanalyse schildert: Serien sind aufgrund ihrer Länge Zerstreuung, Familienersatz, vor allem aber Zeitverschwendung. Virtuosität, so Schmitt, ist die Beschränkung auf das Wesentliche. Im Idealfall sollte man als Zuschauer die Hintergründe in Minuten verstehen, während man bei Serien oft erst nach vielen Folgen einen Durchblick hat – talk about Bly Manor.

Doch zuerst das Positive: Mike Flanagan hat die auf Kurzgeschichten von Henry James basierende Serie gut, atmosphärisch verfilmt. Als Zuschauer erleben wir den Hauptteil der Geschichte fokussiert auf das amerikanische Au-Pair-Mädchen Danielle, das 1987 als Kindermädchen für die Kinder Flora und Miles in Bly Manor engagiert wird. Koch, Haushälterin, Gärtnerin und das Au-Pair bilden die Kerntruppe im Herrenhaus. (Der folgende Text spoilert das Serienende!)
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Wednesday (Netflix)

Die gloriose ‘Addams Family’ ist für mich immer unter dem Radar geflogen. Ja, da gab es die Schwarz-Weiß-Serie aus den 60ern, von der ich ein paar Sendungen in den 70ern gesehen habe, ohne daß mich das begeistert oder gefesselt hätte – vielleicht war ich zu jung. Natürlich konnte ich so auch nichts über die späteren Kinofilme wissen. Aber Wikipedia hilft weiter… Da schau her: es begann schon in den 1930ern, als der Zeichner Charles Addams eine exzentrische Familie malte und sie dem Ideal der amerikanischen Kleinfamilie gegenüberstellte. Addams habe morbiden Humor gehabt, weiß der Wikipedia-Schreiberling. Es folgte die TV-Serie, die ab 1970 auch in Deutschland ausgestrahlt wurde, s.o.
1991 wurde mit dem Spielfilm ‘Addams Family‘ von Barry Sonnenfeld nachgelegt, 1993 und 1998 folgten zwei weitere, danach Animationsfilme. „Wednesday (Netflix)“ weiterlesen

Payne: Intercepts (Roman)

T.J. Payne – Intercepts. A Horror Novel (Kindle)

Wenig Spoiler…

Payne schreibt gut, strukturiert, flüssig – ich komme gleich in den Lesefluß rein. Keine überflüssigen Details, keine ausufernden Beschreibungen von Nebensächlichkeiten à la King: der Autor kennt seinen Romanablauf und arbeitet Schritt für Schritt daran. Das gefällt mir. In der Autorenbeschreibung bei Amazon heißt es: “His writing style relies on a light touch, using lean, smooth prose to build and maintain the story’s intensity.”  „Payne: Intercepts (Roman)“ weiterlesen

Little: The Haunted (Roman)

Bentley Little: The Haunted

Dieser Text spoilert den Roman!

Julian und Claire samt ihrem Sohn James (12) und der Tochter Megan (14/15?) bilden eine normale “upper-middle class” Familie in einer Kleinstadt in New Mexico. Der Roman, in dem sie die Hauptrolle spielen, beginnt langsam: Veränderungswunsch, Haussuche, Auswahl und Kauf eines älteren Hauses, Umzug. „Little: The Haunted (Roman)“ weiterlesen

The Crow 2024 – Trailer-Kritik

Nun ist ein mit drei Minuten langer Trailer da, der einen (faden) Vorgeschmack auf den Film gibt. Die Kritik, die ich bisher gesehen habe, ist zu großen Teilen negativ.

Schauen wir mal über den Trailer:

Shelly wird nun von einer schwarzen Frau verkörpert; Eric ist über und über tätowiert und erinnert an einen Gangsta-Rapper. Passend dazu scheinen die beiden sich in einer Art Gefängnis oder Suchttherapie (pink gekleidete Gruppe am Anfang) kennengelernt zu haben. Unter dem oben verlinkten Trailer kommentiert E_Crypto: “In the original, Eric looks like he plays guitar for Nine Inch Nails. In the reboot, Eric looks like he raps on SoundCloud.”
Eric sieht hier im Grunde so aus wie die Typen, die im Original seine Widersacher waren.

Die Umgebung kommt nicht an die Düsterkeit und “Gothic-Atmosphäre” der Stadt im Original heran. In einer Besprechung des Trailers von Moviepilot wird gerade auf diesen Umstand hingewiesen: Im Original war es so gut wie immer Nacht, die Stadt war schmutzig, nicht so das Paar Eric und Shelly, die eine reine, romantische Liebe ausstrahlten.

Shelly wird in Nahaufnahme von einem weißen Mann erwürgt. Es fällt auf, daß 3/4 oder mehr der Widersacher der beiden (alte) weiße Männer sind – oder, wie bei 1:52, eine sehr hellhäutige Frau vom Typ “KZ-Wächterin”.
Gruß an die Filmförderung. (Deswegen scheint es auch bei diesem neuen Film kein ‘whitefacing’ für Eric zu geben.)

Eric kommt nach dem Tod in einer Art Fabrikhalle (?) offenbar ohne Begräbnis sofort zurück, während ein CGI-Krähenschwarm ihn umfliegt – keine einzelne, schön inszenierte Krähe, die am Grabstein klopft, um den Toten aufzuwecken.

Er beginnt seinen Rachefeldzug, den er bei 1:38 mit softer, unpassender Stimme ankündigt: “I’m gonna kill them…”

Da erinnern wir uns doch gerne an Brandon: “They are all dead, they just don’t know it yet.”

Ich paraphrasiere: Dieser Film ist tot, die Macher haben es nur noch nicht bemerkt.

Reid: I’m thinking of ending things (Roman)

Über dieses Buch bin ich in einer Reddit-Diskussion gestolpert, in der es um Bücher ging, bei denen man schon von Anfang an spürt, daß da irgendwas so gar nicht stimmt. Zugegeben: das ist hier – aus meiner Sicht – nicht der Fall, denn man beginnt doch erstmalig am Ende der Autofahrt, diese Dinge wahrzunehmen. ‘Wieviel soll ich spoilern?’ – diese Frage war hier zentral. Ich habe mich für ‘mittelgradig’ entschieden und löse das grundlegende Thema nicht auf.  Ich habe den Roman auf Deutsch gelesen (‘The Ending’), da das englische eBook gerade wegen der Netflix-Verfilmung deutlich teurer ist. „Reid: I’m thinking of ending things (Roman)“ weiterlesen

The Exorcism of God (Film)

Ich habe den 2021 von Alejandro Hidalgo gedrehten Film via iTunes gesehen und bewerte ihn mit der Note 4.
(Wikipedia) – Der Text spoilert den Film!

Nach der ersten halben Stunde Schauen war klar: das wird eine 5. Dann gab es aber doch Gründe, v.a. im Thema liegend, nicht in der Präsentation, nach oben zu korrigieren. „The Exorcism of God (Film)“ weiterlesen

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