Weder der Regisseur, Greg A. Sager, noch der Film (englischer Titel: Devil Seed) haben einen Wikipedia-Eintrag. Das mag nicht für den Film von 2012 sprechen, den ich via Amazon Prime Video gesehen habe und mit der Note 4 bewerte. Der Text spoilert die Handlung.
Schlagwort: Kritik
The Haunting of Bly Manor (Serie)
Daß HBM – „Spuk in Bly Manor“ – eine Serie ist (Wikipedia, Netflix 2020, Nachfolge-Serie zu Haunting of Hill House), schadet m.E. der Erzählung. Ich habe mit Serien oft das Problem, das Wolfgang M. Schmitt in Die Filmanalyse schildert: Serien sind aufgrund ihrer Länge Zerstreuung, Familienersatz, vor allem aber Zeitverschwendung. Virtuosität, so Schmitt, ist die Beschränkung auf das Wesentliche. Im Idealfall sollte man als Zuschauer die Hintergründe in Minuten verstehen, während man bei Serien oft erst nach vielen Folgen einen Durchblick hat – talk about Bly Manor.
Doch zuerst das Positive: Mike Flanagan hat die auf Kurzgeschichten von Henry James basierende Serie gut, atmosphärisch verfilmt. Als Zuschauer erleben wir den Hauptteil der Geschichte fokussiert auf das amerikanische Au-Pair-Mädchen Danielle, das 1987 als Kindermädchen für die Kinder Flora und Miles in Bly Manor engagiert wird. Koch, Haushälterin, Gärtnerin und das Au-Pair bilden die Kerntruppe im Herrenhaus. (Der folgende Text spoilert das Serienende!)
„The Haunting of Bly Manor (Serie)“ weiterlesen
Wednesday (Netflix)
Die gloriose ‚Addams Family‘ ist für mich immer unter dem Radar geflogen. Ja, da gab es die Schwarz-Weiß-Serie aus den 60ern, von der ich ein paar Sendungen in den 70ern gesehen habe, ohne daß mich das begeistert oder gefesselt hätte – vielleicht war ich zu jung. Natürlich konnte ich so auch nichts über die späteren Kinofilme wissen. Aber Wikipedia hilft weiter… Da schau her: es begann schon in den 1930ern, als der Zeichner Charles Addams eine exzentrische Familie malte und sie dem Ideal der amerikanischen Kleinfamilie gegenüberstellte. Addams habe morbiden Humor gehabt, weiß der Wikipedia-Schreiberling. Es folgte die TV-Serie, die ab 1970 auch in Deutschland ausgestrahlt wurde, s.o.
1991 wurde mit dem Spielfilm ‚Addams Family‚ von Barry Sonnenfeld nachgelegt, 1993 und 1998 folgten zwei weitere, danach Animationsfilme. „Wednesday (Netflix)“ weiterlesen
Payne: Intercepts (Roman)
T.J. Payne – Intercepts. A Horror Novel (Kindle)
Wenig Spoiler…
Payne schreibt gut, strukturiert, flüssig – ich komme gleich in den Lesefluß rein. Keine überflüssigen Details, keine ausufernden Beschreibungen von Nebensächlichkeiten à la King: der Autor kennt seinen Romanablauf und arbeitet Schritt für Schritt daran. Das gefällt mir. In der Autorenbeschreibung bei Amazon heißt es: „His writing style relies on a light touch, using lean, smooth prose to build and maintain the story’s intensity.“ „Payne: Intercepts (Roman)“ weiterlesen
Little: The Haunted (Roman)
Bentley Little: The Haunted
Dieser Text spoilert den Roman!
Julian und Claire samt ihrem Sohn James (12) und der Tochter Megan (14/15?) bilden eine normale „upper-middle class“ Familie in einer Kleinstadt in New Mexico. Der Roman, in dem sie die Hauptrolle spielen, beginnt langsam: Veränderungswunsch, Haussuche, Auswahl und Kauf eines älteren Hauses, Umzug. „Little: The Haunted (Roman)“ weiterlesen
The Crow 2024 – Trailer-Kritik
Nun ist ein mit drei Minuten langer Trailer da, der einen (faden) Vorgeschmack auf den Film gibt. Die Kritik, die ich bisher gesehen habe, ist zu großen Teilen negativ.
Schauen wir mal über den Trailer:
Shelly wird nun von einer schwarzen Frau verkörpert; Eric ist über und über tätowiert und erinnert an einen Gangsta-Rapper. Passend dazu scheinen die beiden sich in einer Art Gefängnis oder Suchttherapie (pink gekleidete Gruppe am Anfang) kennengelernt zu haben. Unter dem oben verlinkten Trailer kommentiert E_Crypto: „In the original, Eric looks like he plays guitar for Nine Inch Nails. In the reboot, Eric looks like he raps on SoundCloud.“
Eric sieht hier im Grunde so aus wie die Typen, die im Original seine Widersacher waren.
Die Umgebung kommt nicht an die Düsterkeit und „Gothic-Atmosphäre“ der Stadt im Original heran. In einer Besprechung des Trailers von Moviepilot wird gerade auf diesen Umstand hingewiesen: Im Original war es so gut wie immer Nacht, die Stadt war schmutzig, nicht so das Paar Eric und Shelly, die eine reine, romantische Liebe ausstrahlten.
Shelly wird in Nahaufnahme von einem weißen Mann erwürgt. Es fällt auf, daß 3/4 oder mehr der Widersacher der beiden (alte) weiße Männer sind – oder, wie bei 1:52, eine sehr hellhäutige Frau vom Typ „KZ-Wächterin“.
Gruß an die Filmförderung. (Deswegen scheint es auch bei diesem neuen Film kein ‚whitefacing‘ für Eric zu geben.)
Eric kommt nach dem Tod in einer Art Fabrikhalle (?) offenbar ohne Begräbnis sofort zurück, während ein CGI-Krähenschwarm ihn umfliegt – keine einzelne, schön inszenierte Krähe, die am Grabstein klopft, um den Toten aufzuwecken.
Er beginnt seinen Rachefeldzug, den er bei 1:38 mit softer, unpassender Stimme ankündigt: „I’m gonna kill them…“
Da erinnern wir uns doch gerne an Brandon: „They are all dead, they just don’t know it yet.“
Ich paraphrasiere: Dieser Film ist tot, die Macher haben es nur noch nicht bemerkt.
Reid: I’m thinking of ending things (Roman)
Über dieses Buch bin ich in einer Reddit-Diskussion gestolpert, in der es um Bücher ging, bei denen man schon von Anfang an spürt, daß da irgendwas so gar nicht stimmt. Zugegeben: das ist hier – aus meiner Sicht – nicht der Fall, denn man beginnt doch erstmalig am Ende der Autofahrt, diese Dinge wahrzunehmen. ‚Wieviel soll ich spoilern?‘ – diese Frage war hier zentral. Ich habe mich für ‚mittelgradig‘ entschieden und löse das grundlegende Thema nicht auf. Ich habe den Roman auf Deutsch gelesen (‚The Ending‘), da das englische eBook gerade wegen der Netflix-Verfilmung deutlich teurer ist. „Reid: I’m thinking of ending things (Roman)“ weiterlesen
The Exorcism of God (Film)
Ich habe den 2021 von Alejandro Hidalgo gedrehten Film via iTunes gesehen und bewerte ihn mit der Note 4.
(Wikipedia) – Der Text spoilert den Film!
Nach der ersten halben Stunde Schauen war klar: das wird eine 5. Dann gab es aber doch Gründe, v.a. im Thema liegend, nicht in der Präsentation, nach oben zu korrigieren. „The Exorcism of God (Film)“ weiterlesen
Warum ruft der ESC?
Lord of the Lost waren nämliches, lost, beim letzten ESC und – Wortspiel – letzter Platz. Warum man als Act aus dem Bereich der Schwarzen Szene, so verstehe ich die Band, die ich selbst nicht höre, zwingend seine Musik via ESC einem Mainstream-Publikum oktroyieren will, erschließt sich mir nicht. Zu unterstellen, Massenwirkung, Massenbeliebtheit, Masseneinkommen seien das alleinige Ziel, greift wohl zu kurz. Ja, es steht dem Künstler frei, sich so zu vermarkten, will er will. Glaubwürdigkeit ist doch irgendwie ein hohler Begriff, oder? Phöser Spruch. Ja, ich hänge da möglicherweise einem alten Bild von Schwarzer Szene nach. Für mich war sie immer Gegenkultur. Nichts habe ich so gehaßt, wie die graue Welt meiner Eltern, nichts so wie den bunten Mainstream, Luftnummern und gleichgeschaltetes Vakuum im Kopf und einen ‚europäischen Liederwettbewerb‘. „Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund“ – Opa sagte immer, dat Nikohle hat wieder gesungen. Toleranz ist, wenn man trotzdem lacht.
Zweiter Anlauf nun für Norwegen, Norway! Norvège! Gothminister gehen in die nationale Vorauswahl mit dem Song ‚We come alive‘. Hier das Video dazu, sehr schön gemacht. Ok, auch der Song als solcher gefällt mir gut, speziell die Lyrics. Wären die mal in knackigen Gothic Rock verpackt und nicht diesen schwarzen Mainstream-Sound, der jährlich von den Festival-Bühnen schreit, dann – Top-Song.
Aber gut, Rush will kein Spielverderber sein. Alles Gute, Herr Minister, beim Vorhaben, die nordischen, dann europäischen Herzen auf creepy zu polen. I mean it. Rush out.
Nachtrag 15.2.24: Der Herr Minister hat es nicht geschafft, die Folk-Rock-Band Gåte vertritt Norwegen.
Witt: Der Fels in der Brandung – Kurzeindruck
Angesichts der aktuellsten Wittschen Kooperationen – „Elektrosexuell“ mit Harms und „Ich hab dich nie vergessen“ mit Nino de Angelo – habe ich mir mal das Album vom September 23 angehört, das wohl um diese Lieder und drei weitere ergänzt im Februar 24 in einer Special Edition erscheinen soll.
„Elektrosexuell“ ist im Grunde gar nicht schlecht, weil es auf recht allgemeiner Ebene gesellschaftskritische Statements bringt: Wahrheit ist digital, wir sind ferngesteuert, ‚irgendwer‘ gibt uns täglich unsere Drogen, wir hängen am Tropf… Das bleibt aber alles wenig konkret, plätschert poppig vor sich hin. „Witt: Der Fels in der Brandung – Kurzeindruck“ weiterlesen