The Exorcism ist ein Horrorfilm von Mark Alexandre Fortin und Joshua John Miller (auch Regie) mit Russell Crowe in der Hauptrolle. Er ist 2024 erschienen; und ich finde es auffällig, daß die deutsche Wikipedia-Seite dazu sehr knapp gehalten ist (WikipediaENG). Aufgrund Crowes Mitwirken muß sich der Film natürlich mit „The Pope’s Exorcist“ (2023) messen lassen, den ich bereits mit *** als mittelmäßig bewertet habe. Jetzt fällt leider ein weiterer Stern weg: ** für diesen unterdurchschnittlichen Film, den Crowe nicht retten kann.
Der Text spoilert den Film.
Vorab: ich mag Crowe als Schauspieler sehr. Im Vorgängerfilm mit ähnlichem Thema verkörperte er einen der „Elite-Exorzisten“ des Vatikans, aber hier ist er ein an seiner Sucht, an seinen Traumata zerbrochener Schauspieler, der das Glück hat, nun doch wieder für eine Hauptrolle engagiert zu werden: als Priester / Exorzist Anthony Miller in einem Exorzismus-Film („The Georgetown Project“ – Anspielung auf The Exorcist). Das heißt, wir sehen einen „Film im Film“.
Miller hat seine Frau früh verloren, ist in Drogen und Alkoholismus abgerutscht, entfremdete sich von seiner Tochter Lee (Ryan Simpkins). Er hat Mißbrauch durch Kirchenvertreter in seiner Zeit als Meßdiener erlebt. Vom Glauben ist er abgefallen.
Nach dem plötzlichen Tod des eigentlich vorgesehenen Schauspielers (durch den Dämon) wird Miller gecastet. Die gerade von der Schule geflogene Tochter Lee wird seine Assistentin am Set. Miller hat große Probleme, den Text zu lernen und fokussiert zu bleiben, während seine Tochter zunehmend Auffälligkeiten wie Schlafwandeln bemerkt. Grotesk die Szene, wo sie ihn nackt und urinierend im Keller findet.
Mit Father Conor (David Hyde Pierce) kommt ein Priester als externer Berater hinzu. An ihn wenden sich Lee und ihre Freundin, die im Film die Besessene spielt, um das Verhalten Millers zu diskutieren. Pierce spielt diesen abgeklärt wirkenden Priester gut.
Aber auch er ist Teil des ersten großen ‚immersion breakers‘, der offensichtlichen Besessenheit Millers am Set, dessen Körper in genre-üblicher Weise verbogen wird. KEINER steht auf, keiner greift ein, keiner sagt das „B-Wort“.
Der Regisseur (im Film) baut Druck auf, legt den Finger in alte Wunden Millers – ist im Grunde übergriffig und soll wohl die negativen Seiten des Film-Buisiness verkörpern. Der Autor bei IGN schätzt das so ein: „While I do think the possession is literal in the film, it’s also figurative, as I found the true horrors explored are systemic abuses from the church and the film industry that leave folks vulnerable to possession (eg addiction).“
Dann kommt die Konfrontation zwischen Miller und seiner Tochter, wobei der Besessene schlichtweg durch ein Fenster springt, ohne daß der Sturz (das Überleben desselben) nachher thematisiert wird.
Beim Dreh eskaliert die Situation mit ähnlich grotesker Szene; Miller greift einen anderen Schauspieler an, Father Conor entscheidet sich zu einem „Spontan-Exorzismus“. Hier kommt der dritte große „immersion breaker“: Father Conor bietet dem Dämon (Moloch) an, Miller zu verlassen und in ihn zu fahren. Das muß man sich klarmachen: der „Spezialist“, der die ‚tools‘ für den Kampf gegen den Dämon hat, will sich aufopfern. (Ja, ok, das hatten wir im Exorcist auch, aber das ist schlichtweg dämlich – und m.E. eine Falschinterpretation des Themas Nächstenliebe.)
Es kommt so, wodurch Miller nun die Möglichkeit hat, ihn mit einem Kreuz zu verletzen. Lee und er zitieren dann einen religiösen Text, Conors Körper fängt Feuer – Dämon „vernichtet“. Ich schreibe das so kurz, weil ich tatsächlich mehrfach gegen Ende des Films eingenickt bin.
Zu „Ende gut, alles gut“ war ich wieder wach und fragte mich: was war das jetzt?
Positiv bleibt Crowes Spiel hängen, seine Verkörperung eines schwer angeschlagenen Menschen, der mit seiner Leistungsfähigkeit kämpft, mit seinen „eigenen Dämonen“ (inkl. ein bißchen Kirchenkritik) – und dann der Übergang zur Besessenheit durch den am Set erscheinenden Dämon Moloch, dem ‚Fürst der Tränen‘. Laut Wortbedeutung stand Moloch zunächst für Opferriten, die evtl. die Verbrennung von Kindern beinhalteten, später wurde ein Eigenname daraus („Kinderopfer dem Moloch darbringen“; Wikipedia). (Daher auch die Verbrennung des Priesters.)
Aber ansonsten ist das meines Erachtens eher dröge Einheitskost, oder, wie man bei Filmstarts schreibt: „es fehlt am nötigen Drive“. Die Geschichte bummelt vor sich hin, wirkt manchmal zu düster, und mit zu wenig Struktur. Crowe rettet, was zu retten ist, so wie Anthony Hopkins ‚Das Ritual‚ aufwertet.
Wenn diese aktuellen Filme der letzten Jahre de Zukunft des Exorzismus-Films darstellen sollen, dann gibt das nichts mehr…