[Text spoilert, ist aber nicht schlimm. Doh!]
Wieder einmal scheint der Grund dafür, daß es in der englischen und deutschen Wikipedia keinen Eintrag für den Film gibt, darin zu liegen, daß er – äh – nicht so gut ist.
Scheiße, der ist grottenschlecht. Aber ich habe mich für EUCH durchgequält *danke* *verneig* *danke*. Dabei müßte ich den Film gar nicht besprechen, weil er im Bereich der anglikanischen Kirche spielt, also meiner Vorgabe für Exorzismus-Filme nicht entspricht.
Sei’s drum. Alles ist schlecht an diesem Film: die Schauspieler, das Setting, die Kameraführung, die grottendämlichen, gestelzten Dialoge (ja, mit schlechter Synchronisation). Und als wäre das nicht schon alles: stink-langweilig ist der Film. *luftholen* Sowas habe ich ehrlich schon lange nicht mehr über mich ergehen lassen müssen….
*tief ausatmen* Also: Ben (der Schauspieler hat genau einen Gesichtsausdruck im Repertoire) und Lucy sind in ein Haus gezogen, das von den Vorbesitzern offenbar sehr kurzfristig aufgegeben worden war. Ben arbeitet im Antiquitätenbereich und ist tagsüber weg; Lucy schreibt an einer Arbeit für die Uni, die in der deutschen Übersetzung “Dissertation” genannt wird, aber eher keine ist. Lucy sieht dann eine schwarze Männergestalt mit Hut, so einen Schatten, eine Silhouette. Es passieren fortan die üblichen Dinge: Suizidale Krähe fliegt gegen das Fenster, Türen öffnen sich von selbst, der Schattenmann ist auf einem Selfie zu sehen.
Coping-Strategie 1: Lucy geht zum Arzt. Ja, etwas Streß, aber alles halb so schlimm.
Coping-Strategie 2: Lucy spricht mit ihrer Freundin über die Vorgänge im Haus. Gnadenlos schlechter Dialog, platt, grenzdebil.
Coping-Strategie 3: Dr. Google schickt Lucy zu einem Dr. Andrews, der sich mit solchen Phänomenen auskennt. Dr. A. hat zwei Gesichtsausdrücke im Repertoire und nuschelt vor sich hin: Lucy sei ausgewählt von diesem Wesen. Es sei ein Parasit, der sich von negativen Energien (eben dem Streß) ernähre. Wichtigste Regel: sie dürfe ihn nicht reinlassen (ins Haus). [Ich hätte diesen ganzen Film gar nicht reinlassen sollen…]
Was kommt jetzt? Klar, Lucy verläßt das Haus, weil sie scheinbar den Geist ihrer Mutter gesehen hat, läßt die Tür auf – *bingo* Schattenmann ist im Haus. *facepalm*
Coping-Strategie 4: Beten, Kreuze aufhängen, Marienstatue aufstellen. Hilft erstmal nicht, der Schattenmann greift Lucy zweimal massiv im Haus an, würgt sie quasi. Das ist aber gut dargestellt. Wir erfahren nebenbei, daß Lucys über-religiöse Eltern sie ständig mit Weihwasser besprüht hätten, weil sie glaubten, ein Dämon sei in ihr. Soll einfach nur zeigen: Lucy war prädestiniert für das, was jetzt kommt.
Coping-Strategie 5: Lucy kontaktiert Pater Roberts, der gleich merkt, womit man es zu tun hat. Als Lucy ihm ihre Adresse aufschreiben soll, notiert sie – ohne Lateinkenntnisse: EAM IAM HABEO – “ich habe sie (es) jetzt”.
Wir sehen dann die ersten Besessenheitsszenen, die – ok – ganz gut dargestellt sind. Warum die Gelenke aber selbst bei normalen, physiologischen Bewegungen knacken müssen à la Regan McNeil, erschließt sich dem müden Zuschauer nicht.
Pater Roberts weiß: es muß ein Exorzismus her. Seine Co-Priesterin verwehrt ihm ein Gespräch mit dem Bischof, so daß er einen alten Kontakt reaktiviert, woraus so eine substanzlose Unterhaltung erwächst. Nach anfänglicher Absage kommt der alte Priester (nehme ich an) doch mit zum unerlaubten “Befreiungsdienst”, wie man verklausuliert über den Exorzismus spricht. Wir haben dann natürlich kein Rituale Romanum, sondern ganz adäquate Gebetsfetzen, die um das Vater Unser ergänzt wurden. Alter Priester flüchtet – klar, man weiß da schon, daß er zurückkommen und das Blatt wenden wird. Mein Gott, wie das alles so durchschaubar ist.
Konfrontation Priester und Dämon, der – in der deutschen Übersetzung – sagt, “wir sind viele”, also wohl “we are Legion”. Der Dämon schaltet den Strom ab, logisch, einer muß es ja tun, damit man den Anschein von mehr Spannung produzieren kann. Letzter Kampf – und der Dämon scheint aus Lucy zu entweichen. Ende gut, alles gut? Nö, beim Wegfahren der Priester steht der Hombre de las sombras oben im Fenster von Bens und Lucys Haus.
Falls, Herr Regisseur, das eine Steilvorlage für einen Sequel sein soll: DON’T!
Nachgereicht: Film von 2020, Regie: Leroy Kincaide. Muß man sich nicht merken. Note? Ich gebe mir einen Ruck: 5 statt 6. (Gesehen via iTunes)