Little: The Haunted (Roman)

Bentley Little: The Haunted

Dieser Text spoilert den Roman!

Julian und Claire samt ihrem Sohn James (12) und der Tochter Megan (14/15?) bilden eine normale “upper-middle class” Familie in einer Kleinstadt in New Mexico. Der Roman, in dem sie die Hauptrolle spielen, beginnt langsam: Veränderungswunsch, Haussuche, Auswahl und Kauf eines älteren Hauses, Umzug.

Bald passieren zunächst unerklärliche Dinge in diesem Haus. Während bei manchen “Haunted-House”-Geschichten schlichtweg eine singuläre, personifizierte Kraft ihr Unwesen treibt (z.B. Geist eines früheren Bewohners), wird hier schnell klar, daß die Wesenheit im neuen Haus unglaublich mächtig ist: sie erscheint in verschiedenen Formen, kann Texte auf Handy und PC-Monitor erscheinen lassen, damit Botschaften senden, aber sie beeinflußt alle Familienmitglieder auf einer profunden psychischen Ebene: “It affected them, their dreams, their thoughts, their actions.”

Aber selbst in der Umgebung des Grundstücks zeigen sich drastische Auswirkungen, so daß Claire merkt: “… the scope of the phenomenon left her feeling small and helpless. This was far bigger than just having a ghost in their house.”

Nun greift ein Hintergrundmotiv in den Verlauf der Dinge ein: J + C haben einen Sohn bei einem Unfall verloren. Julian gibt sich durch Zögern in der konkreten Situation die Schuld am Tod von Miles. Die Hauptgeschichte nimmt daher die Wendung hin zu einer Aufopferung Julians für seine Familie, auch um den Tod Miles’ wiedergutzumachen.

Julian und Claire finden  heraus, daß schon in vorherigen Jahrhunderten der Ort, an dem ihr Haus steht, ‘haunted’ war. Hier gefiel mir beim Lesen nicht, daß der allwissende Erzähler auch für diese Erzähl-Parts aus der Kolonialzeit übernommen wurde, statt Dritte erzählen zu lassen à la ‘Father XY was found disturbed and babbling about… The next day he told the Governor’s secretary that…’
Diese, später noch einmal auch im Rückbezug auf Kit Carson aufgenommenen Einschübe gefallen mir gar nicht, denn sie transportieren die aktuellen Geschehnisse einfach zurück in der Zeit, erklären aber wenig bis nichts. Man denkt beim Lesen: ach so, war damals auch schon so – nu ja.

Bei knapp 80% wendet sich die Geschichte Richtung Ende mit Auszug Claire + Kinder, während Julian bleibt, um sich dem ‘haunting’ zu stellen. Er kommt in engen Kontakt mit der Wesenheit, versteht sie und schmiedet einen Plan, um seine Familie zu retten.

Der verschwundene Vater Claires ist noch so ein Bauernopfer – und “Füllsel” im Text. Zum Ende wird es auch etwas schmalzig. Julian kann das Versagen beim Tode Miles’ wieder gutmachen, indem er sich tötet, damit Teil der ‘Wesenheit’ wird und sie aus dem Haus heraus- und von seiner Familie wegziehen kann. Tragischer Abschied vom “Geister-Julian” und they lived happily ever after.

Ich bin u.a. zum Roman gekommen, weil ich las/hörte, daß sich “der Geist” über sexuelle Themen den Opfern nähert. Das ist aber nur peripher Teil des Textes, geht aber in der Thematik “allwissendes, alleskönnendes Geisterwesen” unter.

Sagen wir mal so: das ist definitiv kein schlechter Roman, aber sehr aus bekannten Versatzstücken zusammengesetzt – zum Teil doch etwas überzogen wirkend und unglaubwürdig. Die Verknüpfung mit dem Tode des ersten Sohns ist nicht nachvollziehbar (also so überzogen-heroisch). Es ist halt alles ‘sehr bemüht’, dennoch kurzweilige Unterhaltung.

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