Spiegelbild

Ich gebe dir dein Essen,
du lächelst.
Du gibst mir Liebe,
mein Gesicht schmerzerfüllt.
Wir essen gemeinsam,
lieben uns nicht.
Doch was heißt das schon?

Nur Möglichkeiten in lachenden Augen gesehen.
Schwere Zukunft, wie Ihre Stimme, sanft.
Leuchtend, eine helle Wolke über grauen Dächern,
schattenlose Zukunft für kurze Zeit.
Langsam zieht sie weiter, dahinter
Schwärze, schier endlos.
Unter ihrer Führung muß ich leben,
mein Spiegelbild, das Rush anlächelte,
als er vergaß.

[© Rush / V. Wagner]

Nach Hause (Zweig)

Längst ist kein Lichterglanz mehr wach;
Im Nebelmeer versunken
Sind Turm und Häuser, Dach für Dach. –
Nur wir allein ziehn sehnsuchtstrunken
Dem gold’nen Venussterne nach.

Der führt uns dunklen Wegen zu
In zärtlichem Begleiten. –
Das Herz blüht auf von Glück und Ruh …
Das Ziel, dahin wir selig schreiten,
Wir ahnen’s beide, ich und Du …

[Stefan Zweig]

Salzburg

in memoriam Georg Trakl
Salzburg.

Ankommen mit ertrunkenen Träumen, gedemütigt.
Im Regen erscheint die Stadt
wie ein aufgerissenes Maul,
das uns hineinzieht. Dich zuerst.

Erspüre ich auf nassem Pflaster
zeitlos versunkene, einstige Schritte?
Sein Haus leuchtet mir ein heller Stern.
Hinter verschlossener Pforte
brütet Einsamkeit in weltflüchtigen Visionen.

Lenke durch dunkle Gassen meine Schritte –
zuviel Leben, verhökerte Pracht, verscherbelter Glanz.
In düsteren Cafés sitzen Männer und Frauen
an Tischen bei dampfendem Kaffee.
Wortlose Unterhaltung.
Doch flammt kein Fluch in ihrer Augen Begehren.
Töte, wenn auf stillen Plätzen
die Zeit deinen Tanz verspottet.

[© Rush / V. Wagner] Salzburg weiterlesen

Ging durch gefrorenen Wald

Wald, mit dir wieder einmal zur Zwiesprach allein
und wie ein Baum inmitten der Brüder zu sein.
(Josef Weinheber)

Ging durch gefrorenen Wald.
Der Boden wies meine Schritte ab.
Füße zertraten Äste
und dieser Lärm verscheuchte
den Traum von Natur,
den ich vorsichtshalber mitgenommen hatte. Ging durch gefrorenen Wald weiterlesen

es funkelt von deinem Ohr der Tod

es funkelt von deinem Ohr der Tod
du lächelst, ich wende mich ab – eine Fleischwunde
rot, naß, pulsierend
pochendes Leben
neben alltagsblasser Narbe
Bekannter Schmerz
Re-location
Nebelwald, Kohlenmeiler, Klaustrophobie
langsames Verbrennen, geschlossene Augen, Zittern –
Transformation zu Höherem und Lichterem?
Ach, wozu?
im warmen Dunkel deiner Nähe
im Abgrund deiner Schwärze
hinaufgezogen
im sanften Blinzeln deiner Zeit
es funkelt von deinem Ohr mein Leben

[© Rush / V. Wagner]

Kein Kampf heute nacht…

Castrum Nigra 2019

Kein Kampf heute nacht,
keine Schlacht,
es bleibt ruhig,
die Glocken schlagen für Gläubige,
Schienen führen den blinden Zug zum Ziel.
Vergebliches Leben,
ohne Besessenheit, ohne Ekstase.
Leere Schritte, taumelnd,
kein Geist gegeben.
Ein Traum, der verfiel
in kühler Bläue und
lasziver Lust in den Augen der Stadt. Kein Kampf heute nacht… weiterlesen

Zugfahrt in den Süden

Fuerteventura

Ich sah das Leben vorüberziehn,
Tage und Stunden leichtwegs mir fliehn,
wenn Wolken am Himmel hineilen,
Zeiger der Uhr niemals verweilen.

Am Fenster flog die Welt vorbei,
tristes, graues Einerlei.
Fabriken, Häfen, Schiffe –
weiter, nur weiter mit schrillem Pfiffe.

Im Heute stürmt heran das Morgen,
nur Vergangnes liegt geborgen
im Herzen, da mir ruht
düster-rote Lebensglut.

[© Rush / V. Wagner]

Heimfinden

Heimfinden
im Dunkel deiner Augen.
Mit einem Lächeln neu eingesetzt
ins ewige Spiel,
und deine Nähe bannt
die Kühle des Nachtwindes,
der Schnee bringen könnte?

Auf neuen Wegen durch alte Gassen,
wenn die andere Welt noch fern ist.
Über dem Abgrund, gehalten,
im Flutlicht, das uns in ein
gigantisches Theater versetzt,
in dem wir eng umschlungen,
den Auftritt der Geborgenheit erwarten,
die uns initiieren wird. Heimfinden weiterlesen

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