Ging durch gefrorenen Wald

Wald, mit dir wieder einmal zur Zwiesprach allein
und wie ein Baum inmitten der Brüder zu sein.
(Josef Weinheber)

Ging durch gefrorenen Wald.
Der Boden wies meine Schritte ab.
Füße zertraten Äste
und dieser Lärm verscheuchte
den Traum von Natur,
den ich vorsichtshalber mitgenommen hatte. „Ging durch gefrorenen Wald“ weiterlesen

es funkelt von deinem Ohr der Tod

es funkelt von deinem Ohr der Tod
du lächelst, ich wende mich ab – eine Fleischwunde
rot, naß, pulsierend
pochendes Leben
neben alltagsblasser Narbe
Bekannter Schmerz
Re-location
Nebelwald, Kohlenmeiler, Klaustrophobie
langsames Verbrennen, geschlossene Augen, Zittern –
Transformation zu Höherem und Lichterem?
Ach, wozu?
im warmen Dunkel deiner Nähe
im Abgrund deiner Schwärze
hinaufgezogen
im sanften Blinzeln deiner Zeit
es funkelt von deinem Ohr mein Leben

[© Rush / V. Wagner]

Kein Kampf heute nacht…

Castrum Nigra 2019

Kein Kampf heute nacht,
keine Schlacht,
es bleibt ruhig,
die Glocken schlagen für Gläubige,
Schienen führen den blinden Zug zum Ziel.
Vergebliches Leben,
ohne Besessenheit, ohne Ekstase.
Leere Schritte, taumelnd,
kein Geist gegeben.
Ein Traum, der verfiel
in kühler Bläue und
lasziver Lust in den Augen der Stadt. „Kein Kampf heute nacht…“ weiterlesen

Zugfahrt in den Süden

Fuerteventura

Ich sah das Leben vorüberziehn,
Tage und Stunden leichtwegs mir fliehn,
wenn Wolken am Himmel hineilen,
Zeiger der Uhr niemals verweilen.

Am Fenster flog die Welt vorbei,
tristes, graues Einerlei.
Fabriken, Häfen, Schiffe –
weiter, nur weiter mit schrillem Pfiffe.

Im Heute stürmt heran das Morgen,
nur Vergangnes liegt geborgen
im Herzen, da mir ruht
düster-rote Lebensglut.

[© Rush / V. Wagner]

Heimfinden

Heimfinden
im Dunkel deiner Augen.
Mit einem Lächeln neu eingesetzt
ins ewige Spiel,
und deine Nähe bannt
die Kühle des Nachtwindes,
der Schnee bringen könnte?

Auf neuen Wegen durch alte Gassen,
wenn die andere Welt noch fern ist.
Über dem Abgrund, gehalten,
im Flutlicht, das uns in ein
gigantisches Theater versetzt,
in dem wir eng umschlungen,
den Auftritt der Geborgenheit erwarten,
die uns initiieren wird. „Heimfinden“ weiterlesen

Die Heilige Nacht

Regen fällt auf Straßen dunkelster Nacht.

Freudlose fahlgelbe Fenster stieren,

rote Wangen hinter einer Gardine, verzerrt durch Nässe.

Kinderlachen – Lachen des Windes im Dachstuhl,

Engelsmusik erreicht kein totes Radio, totgewünscht.

Abgeschottet, ohne Ohren, Augen,

eingeschlossen mit der Trauer, der tieferen Trauer

in der reinen, hellen Zeit.

“Oh, du Fröhliche, oh, …”

[© Rush / V. Wagner]

Umhüllender Hauch

Buff, Morf, Amphi Festival, Fuck Corona

Umhüllender Hauch
aus Träumen steigend
verströmt Helle im kleinen Raum.
Wo – wichtige Grenzen der Integrität,
dahinter Veränderung.

Hier läuft die Zeit zurück,
gefühlvoll, draußen
überfühlt.
Ich kenne die Welt da draußen,
ich weiß um sie. „Umhüllender Hauch“ weiterlesen

Mit leeren Augen kam ich heim

Schweigemarsch und Tränen,
Herbstregen, der in mein Gesicht schlug.
Zerzauste Haare unter grauem Himmel –
Kalter Wind, der an ihnen zerrte.
Steten Schrittes durch braune Felder
Zog es mich fort von den Menschen,
Die mich umstanden, auf mich zeigten.

Deine Hand konnte heilen,
Dein Mund konnte heiligen.
Deine Augen waren kein Trost.

Heimkehr vom Marsch.
Kerzenlicht und heller Wein.
Mit meiner Liebe ging ich fort,
Mit leeren Augen kam ich heim.
Und du warst nicht an diesem Ort.

[© Rush / V. Wagner]

Sonntagabend, verklingend

Orange, Nacht
Nacht in Orange

Sonntagabend
verklingend.
Auf einem Parkdeck über der Stadt
in der Leere dunklen Geistes.
Wind streicht durchs Haar, zärtlich,
unter Laternen, die für niemanden leuchten.

In schwarze Wolken reichen
feingliedrige, freundliche Antennen,
selig empfangend,
und Fernseher glühen hinter
prüden Gardinen
kleiner, gelber Fenster.
Menschen, dort versunken,
eingepfercht.
Der Besuch wird nicht kommen,
die Erlösung ist noch nicht bezahlt. „Sonntagabend, verklingend“ weiterlesen

Ich wanderte heute

Ich wanderte heute
durch überschießende Reife,
die, am Boden liegend,
das Getier der Fäulnis anzog.

Sommerende.
Über Wege,
von üppigem Grün überwuchert,
zieht es in den Mutterschoß der Natur.
Ruhe suchend;
in der Zeit, die überquillt.
Erntegeruch in der Luft.

Die reife Frucht verdorrt,
fällt zur Erde, wird vergehen.
Verschwendung, sagen wir,
wähnen Überfluß sinnlos.
Ordnung wird
aus Untergang entstehen.

[© Rush / V. Wagner]

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