Exorcist (TV-Serie)

Eine Fortführung des ursprünglichen Films „Der Exorzist“ als Streaming-Serie bei Amazon.
Gefilmt nach einer Idee von Jeremy Slater, Regie führten verschiedene Personen (2016-17, Wikipedia). Die Serie ist ein Amazon-Original.
Ich vergebe für die erste Staffel *****, für die zweite **. Der Text spoilert die Serienfolgen!

Staffel 1

Die Serie wurde ab 2016 ausgestrahlt und im Mai 2018 nach nur zwei Staffeln eingestellt. Gleich zu Anfang wird der Bezug zum Film „Der Exorzist“ von 1973 hergestellt, indem die Original-Filmmusik gespielt wird und in einer Internetsuche der Bericht über zwei beim Exorzismus verstorbene Priester in Georgetown auftaucht. Aber der Rückbezug ist noch intensiver, denn vor der Ausstrahlung der Serie wurde bereits klar, daß die Mutter der Rance-Familie im Zentrum der Geschichte tatsächlich Regan MacNeil aus dem Originalfilm ist. Die Besessenheit geht also in der eigenen Familie der nun erwachsenen Regan (hier: Angela) weiter!

Die Handlung der ersten Staffel hat einen dreifachen Fokus:

  1. Die Familie Rance in Chicago. Diese besteht aus Angela, also Regan MacNeil, dem Vater Henry, der sich von einem Hirntrauma erholt und zu Beginn der Staffel eher dement wirkt, der älteren Tochter Katherine, die sich nach dem Tod einer Freundin in ihrem Zimmer verschanzt, sowie der jüngeren Tochter Casey, die immer frohgelaunt erscheint. Hinzu kommt später Chris MacNeil, die Mutter Angela-Regans.
  2. Die beiden Priester: Da ist Pater Tomás Ortega, der, wie in Filmen mit ähnlicher Thematik, jung, zunächst nicht an Dämonen glaubend, dafür am Glauben zweifelnd ist, hier insbesondere durch die Liebe zu einer jungen Mexikanerin. Dann lernen wird Marcus Keane kennen, einen erfahrenen, aber vom Vatikan kritisch beobachteten, hernach exkommunizierten Exorzisten, der einen Jungen in Mexico City nicht retten konnte (Dämon: The Baptist). Diesen Exorzismus durch Marcus sieht Tomás in seinen Träumen, bis ihm der angeschlagene Henry Rance hellsichtig („Gott sprach aus ihm“) auf den Ort hinweist, wo die Priester sich treffen können. Die Besetzung beider Rollen durch Alfonso Herrera und Ben Daniels hat mich sehr überzeugt.  Nach anfänglichen Schwierigkeiten beschließen die beiden, im Fall der Familie Rance zusammenzuarbeiten.
  3. Die Organisation „Friars of Ascension”, wozu auch die Tomás Ortega wohlgesonnene Dame Maria Walters gehört. Die Gruppe plant einen Papstbesuch in der Stadt (zwecks Ermordung desselben) und ist eine satanische Gesellschaft, die Dämonen im Ritual „Vocare Pulvere“ beschwört. Dazu ermorden Helfer 9 Menschen, nehmen deren Organe, verbrennen sie und sammeln die Asche. Im gezeigten Beschwörungsritual fährt der Dämon in den Polizeichef, der bei Familie Rance zur Befragung war.

Angela Rance AKA Regan MacNeil spürt früh und vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung, daß ein Dämon in der Familie ist. Entgegen der Annahme ist er jedoch nicht in der älteren Tochter Katherine, sondern in Casey. Gespräche des Dämons mit der jungen Frau werden so visualisiert, daß ihr ein „Salesman“ (offenbar eine Erscheinungsform des Dämons Pazuzu aus dem ersten Exorzist-Film) erscheint. Der Dämon verleiht Casey übermenschliche Kräfte: enttäuscht von der eigenen Leistung kann Casey einer Sport-Konkurrentin telekinetisch einen Knochenbruch zufügen.  Bei einem Angriff in einem Bus bricht Casey dem Angreifer den Kiefer, woraufhin sie in eine psychiatrische Klinik eingeliefert wird.

Keane überwindet sein Scheitern beim Exorzismus des Jungen mit Hilfe der Äbtissin (Mutter Bernadette) eines Nonnenklosters, die selbst Exorzismen mit Liebe und Geduld durchführt – die weibliche Gegenposition zu den Priestern.

Nach der Entlassung Caseys beginnen die beiden Priester den Exorzismus. Wieder (im Sinne ähnlicher Filme) ist es der jüngere Mann, der „schwächelt“ und vom anderen ausgeschlossen wird.

Es wird im weiteren Verlauf deutlich, daß der Dämon derjenige ist, der früher bereits in Angela (AKA Regan) war. Doch Marcus glaubt, daß die Dämonen untereinander kommunizieren, so kann „The Bapist“ in der 3. Episode aus Casey sprechen.

Angelas Mann hat ständig die Zahl 162 im Kopf und Tomás findet heraus, daß dies die Seite in Chris‘ Buch ist, auf der sie schreibt, der Dämon werde Regan immer suchen…

Der Salesman sagt: „Bring her to me“ und verweist damit auf Angela. Keane meint, dies sei ein Dämon mit einem „40-year-grudge“, er wolle über die Tochter Casey erneut an die Mutter (Angela-Regan) herankommen. Besessenheit sei wie ein Virus – so Keane. Je länger der Dämon in seinem „Wirt“ sei, desto enger verschmelzen beide bis zur ‚Integration‘; dann sei die Seele des Opfers zerstört und kein Exorzismus könne mehr helfen. Zudem würden Dämonen die „natürliche Ordnung“ stören, so daß man deren Anwesenheit z.B. an auffälligen Schwärmen von Vögeln oder anderen Tieren erkennen könne.

Keane findet etliche Besessene in der Gegend, d.h. nicht nur Casey ist Opfer. Diese flüchtet aus einem Krankenwagen, nachdem sie die Sanitäter getötet hat. Keane findet sie am Seeufer, bringt sie zum Nonnenkloster, in dem er bereits nach seiner Exkommunikation Aufnahme gefunden hatte. Dort führt er mit den Nonnen und ohne Tomás den Exorzismus weiter. Angela kommt hinzu und lädt den Dämon ein, in sie zu fahren, d.h. die Tochter zu verschonen – das passiert auch. Die besessene Angela nimmt dann an einer Sitzung der Friars zur Vorbereitung des Papstbesuches teil (hier offenbar von Pazuzu besessen, der sich in der letzten Folge im Kampf um Angela als Salesman zeigt).

Casey reflektiert die Besessenheit so, daß sie sagt: „Nichts an mir gehörte mehr mir selbst!“ Aus Angela hingegen spricht der Dämon so: „I’m not possessed. This is integration. She invited me in. This is permanent.”

Der Keane nicht wohlgesonnene, aber glaubenstreue Priester Bennett enttarnt das Attentat auf den Papst, wird – wie auch Keane – von den Friars gefangengenommen. Angela, d.h. der Dämon in ihr, tötet Chris MacNeil, quält dann ihre Familie, nachdem sie auch Mutter Bernadette mitsamt ihren Nonnen ermordet hat. Alles hängt nun an Tomás bzw. Keane. Ersterer kommt zur Familie Rance und wird von Angela / Pazuzu attackiert. In einer Art Traumvision erscheint ihm Keane, der ihn retten will. Tomás kann den Dämon in Angela besiegen. Keane verhindert das Papstattentat.

Der Dämon Pazuzu erklärt via Angela, die Welt sei von Gott für die Dämonen gemacht gewesen. Dann sei der Mensch gekommen, aber die Dämonen würden sich die Welt nun zurückholen.

Schönes Zitat von Keane am Ende: „‚Cause that’s the deal we make with the world every time we get out of bed in the morning. Hurt me all you want, but the bastards don’t get to win.”

Diese erste Staffel zeigt mir, wie gut Fortsetzungen umgesetzt werden können. Alles ist stimmig, die Rollen sind sehr gut besetzt, es macht großen Spaß, die Folgen zu sehen, auch wenn ich nicht per se der ‚Serientyp‘ bin. Da ich lieber moderne, d.h. mit modernen Mitteln gedrehte Filme sehe, kein Fan alter Titel bin, rückt die Serie bei mir mit Note 1 vor den Original-Film.

Staffel 2 – The Next Chapter

Die zweite Staffel beginnt mit zwei Handlungssträngen: Da sind Tomás und Marcus, die seit gut einem halben Jahr gemeinsam als „Freelancer-Exorzisten“ unterwegs sind, aktuell in Montana. Dann ist da der asiatisch-stämmige Andy Kim, der sich um Tochter Grace und fünf weitere Pflegekinder kümmert (auf Nachburn Island, Washington). Seine Frau Nicole ist durch Suizid verstorben.

Tomás und Marcus wollen die von einem Dämon besessene Cindy, Ehefrau des örtlichen Sheriffs, retten. Dieser glaubt nicht an die Besessenheit, entreißt seine Frau gewaltsam den Exorzisten und bringt sie in ein Krankenhaus, wo sie gleich zwei Personen tötet. War in Staffel 1 der Begriff „Integration“ zentral, die dauerhafte Einwohnung eines Dämons in eine Person, ist es hier der „innere Kampf“ (von mir so genannt) bei Tomás, der offenbar die Fähigkeit hat, in einer Art Traumreise den Dämon zu kontaktieren. Marcus weist auf die Gefahren hin und fordert den Kollegen zur herkömmlichen Vorgehensweise (Rituale Romanum) auf.

Andy wird von einer ebenfalls asiatisch-stämmigen Sozialarbeiterin besucht, die ihn als „Pflegevater“ kontrollieren soll, mit der er aber wohl früher schon mal liiert war. Um das Haus herum geschehen verschiedene „übernatürliche“ Dinge: ein Schwarm Krähen fliegt gegen das Haus, die Tiere sterben; ein christlicher Junge erlebt bei einem Farmer die Geburt eines mißgestalteten Lamms.

Als dritter Strang kommt der Vatikan hinzu, wo sich nun der Priester Bennett aufhält, der aufdecken will, daß „Integrierte“ auch die Kirche unterwandern. Es kommt der Kardinal Guillot (?) aus der 1. Staffel hinzu, der Teil der „Friars of Ascension“ ist. Man glaubt Bennett nicht. Hier geht es in Antwerpen weiter nach dem Tod Guillots durch eine Exorzistin, die Bennett mit einer alten, mächtigen, nun besessenen (Integration) Exorzistin bekanntmacht.

Die o.g. zwei Stränge fließen zusammen, als Tomás und Marcus nach Seattle kommen, um an einer Zwölfjährigen einen Exorzismus auszuführen, wobei sich herausstellt, daß die Mutter psychisch krank ist und das Mädchen unter Drogen setzt. So kommt die Kleine, Harper, auf die Insel in das Haus von Andy Kim – und bald merken die sie begleitenden Exorzisten, daß auf der Insel irgend etwas nicht stimmt. Andy steht bald im Fokus: Grace ist ein dämonisches, nicht wirklich existierendes Mädchen, seine tote Frau kommt wieder als Geist. Wieder sieht Tomás Szenen im Geist, in denen eine ganze Familie von einem Mann ermordet wird, der ‚Aeternum Vale‘ sagt.

Nebenbemerkung: Da auch diese Staffel fest im aktuellen Zeitgeist (und der damit verbundenen Filmförderung) verankert ist, gibt es neben Menschen verschiedenster Ethnien auch unterschiedliche sexuelle Präferenzen, bis hin dazu, daß Ex-Priester Marcus homosexuelle Züge in sich erkennt.

Das Geschehen kommt zu einem ersten Kulminationspunkt in Episode 7, in der es um den Exorzismus von Andy geht. Das ist alles so verworren inszeniert, daß ich mich kaum motivieren konnte, die Folge zu Ende zu schauen – und die Staffel komplett abgebrochen habe.

War die erste Staffel noch zu toppen? Mußte nicht jede Fortführung scheitern? Das kann sein. Man hätte m.E. die erste Staffel auch allein für sich stehen lassen können, als mit dieser grottigen, verfransten, unausgegorenen zweiten so eine Chance zu vertun. Mir war klar, eine dritte Staffel wird es nicht geben.

Der Exorzist: Bekenntnis (Film-Ankündigung)

Die üblichen Horror- und Filmportale pfeifen es wie die sprichwörtlichen Spatzen von den Dächern: es wird eine (weitere) filmische Fortsetzung des Exorzisten geben. Der von David Gordon Green gedrehte Film (The Exorcist: Believer) startet am 12.10.23 in den Kinos; das Drehbuch stammt von Peter Sattler.
Ja, es soll sogar eine Trilogie werden, wobei Filmstarts erfahren haben will, daß evtl. nur Teil 1 ins Kino kommt, die beiden anderen Teile nur über einen Streamingdienst zu sehen sein sollen.

Darf man gespannt sein? Zunächst muß ich gestehen, daß ich keinen der bisherigen Filme von Green kenne; er scheint zuletzt intensiv am Halloween-Franchise gearbeitet zu haben. All diese (Teenie-) Slasher-Filme sind nicht mein Ding. (Ich hatte zunächst so verstanden, daß er auch „Bones and All“ gedreht hat, was ziemliche Vorschuß-Lorbeeren für das neue Projekt bedeutet hätte, aber da hatte ich mich vertan: er war in einer Nebenrolle zu sehen.) Der Exorzist: Bekenntnis (Film-Ankündigung) weiterlesen

Der Exorzismus der Tracy Crowell (Film)

„Der Exorzismus der Tracy Crowell“ wurde von Scott B. Hansen 2016 gedreht. Ich habe den Film auf Amazon Video gesehen und vergebe **.
Info @ Filmstarts / Der Text spoilert den Film!

Ein Film, der vielversprechend beginnt, aber sehr schnell bergab geht und sich nicht erholt, so schreibt sinngemäß ein Nutzer auf IMDB. Das ist tatsächlich so: die Eingangsszene des gescheiterten Exorzismus der Tracy Crowell ist sehr gut umgesetzt und macht Lust auf mehr, auf einen guten Film. Den bleibt der Regisseur schuldig. Vor allem die schauspielerische Qualität ist m.E. noch unter B-Movie-Niveau…

Ich will den Film daher nicht chronologisch beschreiben, sondern die Geschichte um Brandon Jensen, den Protagonisten, zusammenfassen, auch wenn Fragen bzgl. der Logik bleiben. Im Abspann sehen wir, wie ein Mädchen in einer Truhe ein Ouija-Brett findet. Ich kann nur vermuten, daß das die junge Tracy ist, die dadurch in Berührung mit einer dämonischen Gegenwelt kommt. Als junge Frau wird sie von vermummten Männern gekidnappt und in einem satanischen Ritual in einer Art Stollen im Berg vergewaltigt (neben Satan wird auch Pan angerufen). Dadurch ergreift offenbar der Teufel oder ein Dämon Besitz von Tracy.

Wir sehen dann als Intro-Szene zum Film Bildmaterial aus der 29. Sitzung des Exorzismus der Tracy vom 14.11.1994. Das ist in der Tat sehr gut dargestellt, v.a. die Entstellung der Besessenen, die Aggressivität des Dämons. Der Exorzismus geht schief, alle Anwesenden außer Kameramann und einem Baby, das sich im Haus befindet, werden getötet. Eine Besonderheit im Rahmen des Filmgenres ist hier, daß der Dämon Menschen zwingen kann, Waffen gegen sich selbst zu richten.  Dieses Baby ist Brandon, der in der Folge von einem Paar adoptiert wird. Wir sehen spät im Film, wie die besessene Tracy am Kinderbett steht und in einer nicht genau zu sehenden Form dem Baby Gewalt antut. Man kann vermuten, daß sie einen Keim des Dämonischen dem Kind einpflanzt. Wir haben also die Abfolge: Ouija-Brett – Tracy – Ritual im Stollen – Besessenheit – Weitergabe an Baby Brandon.

Sprung zur Jetztzeit: Brandon studiert und will für „Religionen der Welt“ eine Abschlußarbeit zum Thema Exorzismus verfassen, da das Thema auf ihn einen großen Reiz ausübt. Er erfährt vom gescheiterten Exorzismus der Tracy Crowell vor 20 Jahren in einem Nachbarort. Mit einem Kommilitonen erkundet er das Haus der Geschehnisse und findet das Ouija-Board.  Ich kann weiter nur vermuten, daß der schon in Brandon befindliche, dämonische Keim ihn dazu bringt, Fundraising-Kampagne zu starten: er sammelt 10000$ dafür, daß er seinen Körper einem potentiellen Dämon zur Verfügung stellen wird. All das soll live im Netz gestreamt werden. Bei der ersten Übertragung einer Session mit dem Ouija-Brett im Haus meldet sich eine Entität mit Namen „Mana“, die sagt, sie warte (auf Brandon).

Die nächste Session mit einem Medium und einer Medizinstudentin läuft aus dem Ruder; danach ist Brandon verändert. Er besucht seine Mutter, die ihn rauswirft und sich später selbst tötet. Ebenso besucht er den Vater, der eben jener Kameramann ist, der den Exorzismus an Tracy aufgezeichnet hat. Erst jetzt erfährt Brandon, daß er adoptiert ist. Seine Zuschauer sehen in all dem einen „Fake“; Brandon gesteht ihnen, daß nichts passiert sei.

Nach dem Tod der Mutter flieht Brandon vor der Polizei in den Wald und findet sinnigerweise den gleichen Stollen des Rituals um Tracy. Hier werden die Filmschnitte sehr wirr, der Zuschauer begreift aber zum ersten Mal, daß da eine Art Sekte Rituale abhält. Hierauf bezieht sich ein Telefonat zweier Männer in Business-Anzügen, der eine vor einem Zerstörer der Navy posierend, was wohl zeigen soll, daß die Sekte in „höchsten Regierungskreisen“ angesiedelt ist. Person A fragt, ob „es“ der Gleiche ist, B bestätigt, A sagt: Dann tun Sie es.

Nun wird klar: Tracy wurde ein „teuflischer Samen“ eingepflanzt, das Baby, Brandon, ist davon betroffen. Die Person B aus dem Telefonat gibt sich als Priester aus, bietet einen Exorzismus an. De facto soll Brandon aber befreit werden, um sein dämonisches Werk fortführen zu können („vollende dein Werk“). Brandon tötet ein paar Menschen, was aber im Film schwach dargestellt ist. Zuletzt stellt ihn der Detective der Polizei, schießt auf ihn. Man sieht eine Traum-Reprise: die Adoptiveltern mit dem ‚süßen‘ Baby, dann den erwachsenen Brandon, wie er auf Tracy zugeht, so nach dem Motto: endlich sind Mutter und Sohn vereint. Hier endet der Film.

Die Arbeit des Kamerateams und die Idee mit dem Livestream vom Selbstexperiment lohnen das Anschauen, der Rest leider nicht.

Infinity Pool (Film)

Der Text spoilert den Film!

Würde ein Mensch, der sich selbst verachtet, sich haßt, die Chance wahrnehmen, sein Ich, seinen Körper töten zu lassen, um als sein eigener Klon erneut/weiter leben zu können? Aber da dies ein 100%iger Klon ist, ist der Selbsthaß auch wieder da. Was gewänne – verlöre – man?

Ich sage es mal so: Manches in diesem empfehlenswerten Film (allein schon, weil Mia Goth mich triggert) bleibt unklar. Bei Verbrechen kann man sich in diesem fiktiven tropischen Land von der Todesstrafe freikaufen, wenn man die Anfertigung eines Klons bezahlt, der dann hingerichtet wird. Diesen Freibrief für ungezügelten Hedonismus und willkürliche Gewalt nutzt eine Gruppe von reichen Urlaubern aus, federführend die verführerische Gabi (Mia Goth), um den Urlaub ungehemmt und jenseits gesellschaftlicher Regeln verbringen zu können. Infinity Pool (Film) weiterlesen

Requiem (Film)

Requiem“ wurde 2006 von H.-Chr. Schmid gedreht. Ich habe die Kaufversion auf iTunes gesehen und vergebe ***.
(Wikipedia) – Der Text spoilert den Film!

Requiem behandelt den Exorzismus-Fall der Anneliese Michel, s. Der Exorzismus der Anneliese M. für ein paar Hintergrund-Infos zum echten Fall oder diesen Artikel bei National Geographic.

Der Film wird auch besprochen in Sven Großhans‘ Buch „Das Schauspiel der Besessenheit – Exorzismus im Film“ (Berlin (Logos), 2010).

Hier im Film heißt die weibliche Hauptperson Michaela Klingler (vermutlich eine wenig kreative Wortschöpfung aus Klingenberg (Wohnort der echten Anneliese) und dem Nachnamen Michel). Requiem (Film) weiterlesen

Der Exorzist (Film)

Der Exorzist“ wurde 1973 von William Friedkin gedreht. Der Film basiert auf dem 1971er Roman gleichen Titels von William Peter Blatty, der auch das Drehbuch für den Film (und Exorzist 3 – basierend auf Blattys Nachfolgeroman ‚Legion‘ von 1983) schrieb. Ich habe den Film via iTunes gekauft (Director’s Cut, s.u.) und vergebe ****. (Wikipedia)

Dieser Text spoilert den Film!

Der Film wird auch besprochen in Sven Großhans‘ Buch „Das Schauspiel der Besessenheit – Exorzismus im Film“ (Berlin (Logos), 2010). Besonders ausführlich beschreibt ihn Monika Scala in „Der Exorzismus in der Katholischen Kirche“.

Der Director’s Cut des Romanautors Blatty (!) aus dem Jahre 2001 trägt den Untertitel: „The version you’ve never seen“. Es sind zusätzliche Szenen wie Regans „Spiderwalk“ zu sehen.
Friedkin wollte 1973 ein offenes, kurzes Ende, damit Fortsetzungen möglich sind. Blatty veränderte im Director’s Cut dahingehend, daß Polizist Kinderman und Pater Dyer sich verabreden, was zu Exorzist 3 überführt.

Auf Youtube gibt es anläßlich des 25. Jubiläums des Films ein „Making of“ mit dem Titel The Fear of God und eine Doku aus dem Jahre 1974.

Der Film beginnt mit Aufnahmen im Irak, wo Pater Lankester Merrin ein kleines Amulett findet, das den Kopf einer Statue des (Wind-)Dämons Pazuzu darstellt.  [Der Youtuber Rob Ager hat diesen Irak-Vorspann in einem ausführlichen, sehenswerten Video erläutert.]

Schwenk in die USA, Georgetown/Washington D.C.: dort lebt die geschiedene Schauspielerin Chris MacNeil mit ihrer Tochter Regan. Der in der gleichen Stadt arbeitende Pater Damien Karras wird zunächst beobachtend vorgestellt; er ist ebenfalls Psychiater.

Im MacNeil-Haus geschehen seltsame Dinge, ein Scharren ist auf dem Dachboden zu hören, die Tochter Regan, 12 Jahre alt, spielt mit einem Ouija-Brett, durch das ihr ein „Captain Howdy“ antwortet. Bald beginnt Regans Bett nachts zu wackeln, und das Mädchen macht die unheilvolle Vorhersage zu Burke Dennings, Regisseur und Freund der Mutter: „Du wirst sterben da oben!“

Merrin und Karras treffen sich, letzterer gesteht dem älteren Pater, daß er seinen Glauben verloren habe. Karras geht durch eine schwere Phase: die altersschwache Mutter kommt in die Psychiatrie und stirbt dort, während Karras sich vorwirft, nicht ausreichend für sie gesorgt zu haben. In seiner Kirche wird eine Marienstatue entweiht (wobei man nur vermuten kann, daß Regan das war; im Film werden satanistische Gruppen dahinter vermutet [mehr dazu und andere vertiefende Erklärungen mit nochmaligem Verweis auf Rob Ager]).

Regan ist mittlerweile charakterlich stark verändert/besessen. Durch ihre Einwirkung stirbt Dennings tatsächlich, indem er eine steile Treppe neben dem Haus hinunterfällt. Die Mutter läßt Regan im Krankenhaus untersuchen, es kann keine tragfähige Diagnose gestellt werden. Man probiert Medikamente und Hypnose, doch plötzlich spricht der Dämon aus dem Kind und greift den Hypnotiseur an. Nun schlägt einer der Ärzte im Krankenhaus den Exorzismus vor. Regans Zustand wird immer schlimmer, sie verletzt sich selbst mit einer Schere, schreit vulgäre Phrasen und verändert sich äußerlich stark. Die Mutter kontaktiert Karras, der den Exorzismus ablehnt, Regan aber besucht. Als der Teufel aus dem Mädchen spricht, zweifelt Karras weiter, weil er glaubt, sie halte sich für den Teufel, ähnlich wie sich jemand als Napoleon sehen kann. Für Karras sind die Symptome nicht eindeutig: der Dämon reagiert auf „Weihwasser“, das nur normales Leitungswasser ist, andererseits spricht Regan in Sprachen, die sie nicht beherrscht. Letztlich sieht man in narbenartiger Schrift auf Regans Bauch den Schriftzug: „Help me.“

Nach diesem „Probe-Exorzismus“ beantragt Karras den eigentlichen Exorzismus, doch Merrin erhält den Auftrag dazu, während Karras assistieren soll. Er weist den Jüngeren an, auf keinen Fall direkt mit dem Dämon zu reden. Karras meint, drei Persönlichkeiten hätten sich in Regan manifestiert, doch Merrin korrigiert ihn barsch: es sei nur eine (der Teufel? Pazuzu?). Regans Leidensgeschichte will Merrin nicht hören.

Der Exorzismus beginnt, Regan levitiert über dem Bett, die Priester rufen wiederholt: „Die Kraft Jesu Christi bezwingt dich…“ Die o.e. Monika Scala führt aus, daß sich der Film sehr genau an den Ablauf des Exorzismus-Rituals der Katholischen Kirche hält.
Der Dämon greift Karras an, indem er mit der Stimme von dessen verstorbener Mutter spricht. Merrin schickt den dadurch beeinträchtigten Priesterkollegen aus dem Zimmer.  Als dieser später zurückkommt, findet er den Älteren tot auf dem Bett; Regan sitzt dämonisch lächelnd daneben.

Sehr deutlich wiederholt dieser Pater Merrin den zentralen Ritus des Christentums, das Opfer. Bevor er seinen Tod annimmt, lässt der Dämon Regan in der Haltung des Gekreuzigten über ihrem Bett schweben, und die Masturbation mit dem blutverschmierten Kreuz verweist nicht nur auf die ‚satanische‘ Umkehr der kirchlichen Riten und Symbole, sondern auch auf die unumkehrbare Verbindung von Religion, Gewalt und Lust in der Geschichte des christlichen Abendlandes.“

[Neues aus der Hölle: Die Exorzismus-Welle, in: Seeßlen, Georg / Jung, Fernand: Horror: Grundlagen des populären Films]

Karras kämpft nun selbst mit dem Dämon, fordert ihn auf, Regan zu verlassen und in ihn zu fahren. Das geschieht, woraufhin der Priester aus dem Fenster springt, die Treppe (wie Dennings offenbar) hinabstürzt und stirbt. Ziel ist: durch das „Selbstopfer“ den Dämon zu besiegen. Im christlichen Sinn: Karras nimmt „die Sünde“ (den Dämon) wie Jesus auf sich und stirbt. Man hat auch diesen Treppensturz als das Hinabsteigen Jesu/Karras‘ in das Totenreich interpretiert. Auf einer persönlichen Ebene erlangt Karras „Erlösung“ – das Selbstopfer ist höchster Ausdruck seines Glaubens.

Der Film endet damit, daß die Familie aus dem Haus auszieht. Die von Merrin fallengelassene Münze (eine St.-Josefs-Medaille) bewahrt die Mutter auf, um sie an einen Pater Dyer (Freund von Karras) weiterzureichen.

Dies ist der Klassiker aller Exorzismus-Filme, aber für mich nicht der beste Film des Genres.

Der Exorzismus der Anneliese M. (Film)

„Der Exorzismus der Anneliese M.“ wurde 2011 von J.G. Prest gedreht. Ich habe ihn auf Amazon Prime gesehen und vergebe *.
(Wikipedia) – Der Text „spoilert“ den Film!

Dies ist ein Film der für Low-Budget-Produktionen bekannten Firma The Asylum, die damit auf den Zug der gerade wieder aktuellen Exorzismus-Filme aufspringen wollte. Solche, Blockbustern nachgestellten Filme werden als „Mockbuster“ bezeichnet. Anneliese: The Exorcist Tapes sei eine Mockbuster-Version von Paranormal Activity 3, was so nicht stimmen kann, da PA3 ein halbes Jahr nach dem hier besprochenen Film veröffentlicht wurde, aber man kann den Begriff ja auch auf andere, viel besser gemachte Exorzismus-Filme beziehen.

Die historische Vorlage ist der echte, tragische Fall der Anneliese Michel aus Klingenberg am Main, die u.a. in der Folge von Unterernährung (und nach Exorzismen) 1976 verstorben ist. Die Eltern und ein Priester (E. Alt) wurden später zu geringen Haftstrafen verurteilt. Der Fall wird nach wie vor kritisch und als abschreckendes Beispiel für den Exorzismus diskutiert. Mehr Infos bei der Wikipedia oder bei Ney-Hellmuth, Petra: Der Fall Anneliese Michel. Kirche, Justiz, Presse (Königshausen & Neumann, 2014).

Gefilmt wird Anneliese im Haus ihrer Eltern, mal im ‚Found-Footage-Style‘, mal mit fest installierter, schwarz-weißer Raumüberwachungskamera. Der Film stellt dies mit auf alt gemachtem Filmmaterial als „Original-Aufnahmen“ von einer „wissenschaftlichen Studie“ aus dem Jahr 1976 dar – nach Tagen strukturiert und mit jeweils einem langatmigen Kameraschwenk pro Tag über handschriftliche Notizen eines Dr. Landers.

Dieser aus den USA eingeflogene Landers stellt mit dem Hausarzt der Familie, Dr. Krüger, die wissenschaftliche Partei dar. Dem gegenüber stehen Pater Renz, der Exorzist, die ihm vertrauenden Eltern, sowie sein Adjutant, der mal als „Kaplan“, mal als Pastor Alt benannt wird. Als dritte Partei fungiert das Kamerateam.

Anneliese soll vor 6 Jahren, also 1970 die ersten epileptischen Anfälle gehabt haben, bei denen sie schrie und fauchte. Sie habe in der Folge begonnen, den Teufel anzurufen. Von 1974 bis 76 soll sie mit Medikamenten behandelt worden sein, doch Priester und Eltern sehen darin keinen Erfolg. Alle drei genannten Parteien halten sich im Haus der Michels auf.  Einzelinterviews in peinlich-naiver Weise werden mit Diskussionsszenen aller Beteiligten vermischt. Ich weiß nicht, wie die englischen Dialoge im Original klingen, aber in der deutschen Version habe ich das Gefühl, einem schlechten Schüler-Theater zuzuschauen. Die Eltern werden als tumbe, gläubige Menschen dargestellt. Alt sagt so etwas wie: „Das ist mein erstes Interview. Sie sind doch vom Fernsehen, oder?“ Und wie der Synchronsprecher des Paters die lateinischen Texte vorliest, ist teilweise grottig.

Alles, was für Exorzismus-Filme üblich ist oder sein kann, haben die Macher in den Topf geworfen: da liegen tote Krähen vor dem Haus, Anneliese spricht flüssig in fremden, ihr nicht bekannten Sprachen; sie will den Kaplan verführen und macht sexuelle Avancen. Durch das Zeigen ihrer nackten Brüste ist gleich noch ein wenig „sex sells“ mit dabei.

Nun nimmt man eine Aufnahme der echten Anneliese Michel und spielt sie immer wieder ab. [Leider ist die A. Michel gewidmete Seite http://www.anneliese-michel.com/Kassetten/kassette.htm nun offline. Man konnte sich dort Tondokumente der Verstorbenen anhören.]

Das nervt auf Dauer. Man hört darin u.a., wie Anneliese sich als Nero bezeichnet. Sie sei „die Dritte im Bunde“. Renz erläutert: Nero, Hitler [kann man sich hier im Original anhören – Achtung, das kann für manche eine verstörende Audio-Aufnahme sein], Satan persönlich.  Die Situation spitzt sich zu; Anneliese verweigert das Essen. Dann erwürgt sie „mal eben“ den Hausarzt, während der Rest der Mannschaft danebensteht, filmt oder weiterhin betet… Sie erzählt einer Frau des Filmteams deren – ihr vorher unbekannten – sexuellen Mißbrauch durch den Vater, woraufhin sich diese umbringt. Hektische Endlos-Diskussionen zwischen Pater Renz und Dr. Landers münden darin, daß die beiden Geistlichen Anneliese zu 600 Kniefällen mit Gebet zwingen wollen – alles immer wieder „untermalt“ von der erwähnten Audio-Aufnahme. Anneliese tötet dann noch den Kameramann und Dr. Landers, doch trotz all der Toten beten die Eltern mit Anneliese kurz vor ihrem Tod ein ruhiges Ave Maria – dann stirbt sie durch „Verhungern“.

Ein Film, der m.E. das Andenken und den Leidensweg der echten Anneliese beschmutzt. Deswegen, und wegen der grottigen Machart von mir eine 5.

The Crucifixion (Film)

„The Crucifixion“ wurde 2017 von Xavier Gens gedreht. Ich habe den Film auf Amazon Prime gesehen und vergebe die Note ****.
(Wikipedia)

Zwei Geschichten werden im Film parallel erzählt. Da ist zum einen die New Yorker Reporterin Nicole, eine Atheistin und Kirchenkritikerin, deren Mutter eine gläubige Christin war. Als diese infolge ihrer Krebserkrankung kurz vor dem Tod stand, bat sie Nicole, einen Weg in den Glauben zu finden, damit beide ‚im Himmel‘ später vereint sein würden. Nicole lehnte dies ab, und die Mutter starb mit dieser ablehnenden Botschaft.

Dann ist da die junge Nonne Adelina in Rumänien, selbst in einem Waisenhaus aufgewachsen, die in Deutschland als Kindermädchen zwei ebenfalls aus einem Waisenhaus adoptierte Kinder einer Familie betreute und mit einem Deutschen eine wenig erfüllte sexuelle Beziehung hatte. Kurz nach ihrer Rückkehr brachte sich der ältere Priester Gabriel vor ihren Augen um, indem er sich vom Kirchturm des Nonnenklosters stürzte.

Reporterin Nicole kommt nach Rumänien, als Adelina bereits tot ist: gestorben an den Folgen eines versuchten Exorzismus durch den Priester Dimitru, der wegen überdurchschnittlich vieler Exorzismen auf Betreiben seines zuständigen Bischofs durch die Behörden festgenommen worden war. Doch trotz Abbruch des Exorzismus war Adelina nicht zu retten. Der Bischof gibt Nicole, genauso wie die zuvor behandelnde Psychiaterin, an, Adelina habe an Schizophrenie gelitten. (Also die klassische Kontroverse: Ist es eine Besessenheit im religiösen Sinn oder eine psychiatrische Erkrankung?)

Die Handlungsstränge nähern sich über den gutaussehenden jungen Priester Anton an, den Nicole im Ort nahe des Nonnenklosters trifft. Er glaubt an Besessenheit und Exorzismen, äußert das aber zunächst nicht offen, während Nicole etliche Personen befragt und die Situation bis zum Tod Adelinas rekonstruiert.

Der Dämon Agares [Adelina spricht ihn wie „Akarisch“ aus; er wird tatsächlich in esoterischen „Grimoires“ als Dämon beschrieben – auf einem Krokodil reitend, einen Habicht auf der Hand] war in einen älteren (vermutlich) Rom (von Roma) gefahren, der einen taubstummen, aber sehr gläubigen Sohn hat. Dieser rief Pater Gabriel zwecks Exorzismus, der aber nicht gelang: der Dämon fuhr in Gabriel, so daß dieser sich offenbar aus Verzweiflung (das bleibt im Film offen) vom Turm stürzte. In den Sterbemomenten am Boden fuhr der Dämon in sein neues „Gefäß“, eben Adelina. Nicole nähert sich nun durch ihre Untersuchungen dem Dämon; es passieren allerlei schräge Dinge: Lichter gehen aus, Fliegen sterben im Weinglas, Spinnen krabbeln hier und da, das Auto bleibt mitten in der Nacht liegen. Nicole sieht dämonische Fratzen.

Anton erklärt ihr, beim Exorzismus gebe es vier Stufen. Die erste heiße „Anwesenheit“: der Dämon beherrsche den Körper, er wird als Dämon erkannt. Dann folgt „Bruchpunkt“, eine durch Chaos, Halluzinationen und Gestank gekennzeichnete Phase. In der dritten Stufe, „Konflikt“, bekämpft der Exorzist den Dämon, um dann bei der „Austreibung“ über diesen zu siegen. Anton liegt mit seiner Vermutung, daß die Austreibung nicht erfolgt ist, richtig: der Dämon war in der Umgebung der toten Nonne aktiv und suchte sich ein neues Opfer: Nicole. Der Dämon befällt Nicole auf dem Hof des alten Rom, nachdem sie erkannt hatte, wie die Abfolge der Besessenheit war.

Die Szenen sind sehr überzeugend gefilmt: der Dämon hebt den Körper Nicoles unter die Raumdecke, wirft sie durch den Raum. Eine Spezialität von ihm ist: er läßt es während des Exorzismus regnen, das sei eine „Verspottung des Weihwassers“. Anton eilt herbei und führt den Exorzismus durch – zunächst nach Buch, doch dann sagt er dem Dämon, dessen Name er ja kennt, er brauche das Rituale Romanum nicht, nur den Glauben Nicoles. Er fleht Nicole an, bei Jesus Zuflucht zu suchen, nur so könne sie den Dämon besiegen.

Anton ist überzeugt davon, daß Gott Nicole nach Rumänien geführt habe, damit sie an ihn glauben lerne. Nicole erfährt gegen Ende des Films, daß ihre Mutter am gleichen Tag gestorben ist, an dem sich Pater Gabriel umgebracht hat.

Letztlich ist der Film eine schöne Geschichte über das Thema, wie man über die Erfahrung des Bösen zur Liebe Gottes gelangen kann. Ganz ohne Zwang ist das aber auch nicht passiert, was so ein bißchen die Drohung à la „Wenn du nicht glaubst, leidest du in der Hölle“ wieder aufnimmt bzw. als ‚richtig‘ hinstellt. Andererseits unterstreicht der Film, daß eine Besessenheit auch nur durch Glaube bekämpft werden kann.

Der Kameramann hat ein gutes Gespür dafür, Landschaften und Architektur in Szene zu setzen. Der Film hat langsame Kameraschwenks und ist insgesamt ruhig aufgebaut, was ihm guttut. Ich mag diesen Film sehr gern, weil mich Nicoles Geschichte ein wenig an meine eigene erinnert. Es ist eine Geschichte des Glauben-Lernens, die ich mit der Note 2 bewerte.

DAHMER: Monster (TV-Serie)

frreepik.com - 18+Bitte beachten: Im Sinne des Jugendschutzes weise ich darauf hin, daß hier sensible Inhalte eines Mediums (Film, Serie, Buch) besprochen werden. Der Text sollte ab Volljährigkeit gelesen werden.

 

10. und letzte Folge der Netflix-Serie – Jeffrey Dahmer erhält im Gefängnis Besuch von seinem Vater. Nach einem Gespräch über dies und das sowie Dahmers Wunsch, sich taufen zu lassen, fragt er seinen Vater sinngemäß: Wirst du mir je für das, was ich tat, vergeben können? Lange Nah-Einstellung auf das Gesicht des Vaters, bis das „Ja, ich werde dir vergeben“ kommt.

Ich bin selbst Vater zweier Söhne. Oft habe ich mich in diesen Vater Dahmer hineinversetzt, weil es für einen Vater – für Eltern – das Schlimmste ist, wenn das eigene Kind zum Massenmörder und Kannibalen wird. 17 Menschen ermordete Dahmer, zerstückelte sie, aß zum Teil ihr Fleisch, alles in dem Wunsch, sie „kontrollieren“ und „bei sich behalten“ zu können. Kann man – als Vater – diesem Mann – Sohn – vergeben?

Es war ausgerechnet mein jüngerer Sohn, der mich auf die Serie bei Netflix aufmerksam machte. Er schaue da etwas über einen Massenmörder, das sehr gut nachvollziehbar gefilmt sei. Man bekomme einen guten Einblick in die Gefühlswelt dieses Mannes. DAHMER: Monster (TV-Serie) weiterlesen

Run Rabbit Run (Netflix)

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, gibt es horrortechnisch einige Filme, die mich ziemlich geschockt haben. Allen voran Htitchcocks „Die Vögel“. Weil ich selbst Vögel beobachtete, war das Verhalten der Vögel im Film um so verstörender.
Dann „Picknick am Valentinstag“, der einzige Film, der mir wirklich Alpträume eingegeben hat.

Jetzt ist da „Run Rabbit Run“ aus Australien, der sich in verstörender Intensität in meine Realität als Mitt-50er gräbt. Scheiße, ist der gut!
Mutter und Tochter, Trennung vom Vater. Ein weißer Hase, das Hasenmotiv, die verschwundene Schwester der Mutter. Nun ist sie – irgendwie – wieder da. Das düstere Geheimnis – 18 Minuten vor dem Filmende erfahren wir es.

Wer Netflix hat: ansehen! Für mich einer der besten Horrorfilme, den ich seit langem auf Netflix gesehen habe. Arbeit des Kamerateams – erste Sahne! Soundtrack so passend, daß ich ihn immer wieder bewußt an verschiedenen Stellen des Films wahrnehme.

Und Erinnerung (keine Werbung): Netflix hat jetzt auch eine Abo-Version mit Werbung. 5€/Monat und – ist sie Alice?

„Du bist ein Monster!“

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