In einem für die Tagesschau schon recht beachtlichen Artikel wird der Frage nachgegangen, wieviel Metal noch in Wacken steckt. 85000 Menschen kommen unter dem Label Wacken, das zu einer internationalen „Festival-Marke“ gehört, zusammen.
Und wenn ich dann folgendes Zitat lese…
„“Ballermann in Schwarz“ – so nennen kritische Stimmen, auch aus den eigenen Reihen, das Festival mittlerweile: Zu viel Show, zu viele Kameras, zu viele Fans, die eher für Instagram als für die Musik kommen. Tatsächlich gleicht Wacken heute einem Erlebnispark mit Metal-Yoga, Feuershows und Endzeit-Dekor. Der einst spontane Ausnahmezustand ist zum durchgetakteten Erlebnisprodukt geworden.“
… dann meine ich, das werde ich nächste Woche auf dem M’era Luna auch so erleben. Gut, etwas – äh – familiärer mit 25000 Leuten.
Spannend die Aussage des Kulturwissenschaftlers im verlinkten Artikel: Metal sei keine Subkultur mehr, sondern „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. Gleich frage ich mich beim Schreiben: Würde ich das auch so sehen? Vielleicht sehe ich es anders, wenn ich auf die Entwicklung des M’era Luna schaue, wie es aus dem Zillo-Festival auf dem Flugplatz bei Hildesheim hervorgegangen ist, immer professioneller und größer wurde. Ich meine, so wie bei Wacken trifft sich beim ML nicht exklusiv der „harte, innere Kern“ der Gothic-Szene, sondern jeder mit Affinität zu irgendeiner Schattierung von Schwarz kann sich wohlfühlen. So operiert man auch in Wacken – Heino durfte da schon singen, aktuell sind z.B. BAP dabei. Nicht „Gothic“ ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sondern das Angebot wird so aufgefächert, daß sich möglichst viele Menschen angesprochen fühlen. Exklusivität liegt auf vielen Ebenen nicht mehr im Trend.
Oder, krasser gesagt: für den „harten Kern“ solcher Szenen reichen auch Mini-Festivals mit 1000 Leuten. Wer’s größer aufzieht, will verdienen, braucht dann auch thematische Streuung.
Für mich wird es dieses Jahr spannend, weil ich gleich vom M’era Luna in den Osten fahren werde, um dann das Stella Nomine – The Blackest One erleben zu können. Das war letztes Jahr mein Highlight – vor allem weil es so klein und authentisch war. Also zuerst: Bericht vom „Ballermann in Schwarz“ (in Hildesheim), dann Kontrastprogramm mit – hoffentlich – Wohlfühlatmosphäre.
(Beide Berichte wohl erst in der Woche ab 18.8.)