Pause vorbei! Amphi 2017
Dies ist der fünfte Teil einer kleinen, privaten Übersicht über Musik und Events der Schwarzen Szene, die mir wichtig waren und sind, und auf die ich aus meinem Blickwinkel schaue. (Teile dieser Reihe: 1, 2, 3, 4).
Im letzten Beitrag schrieb ich von den “unauffälligen Jahren”. Natürlich waren die nicht wirklich unauffällig, weil sich bei mir so einiges getan hat, das in diesem Blog thematisch nicht oder allerhöchstens am Rande abgedeckt wird. Aber zwischen 2011 und 2017 war ich wohl am weitesten von “der Szene” weg in diesem Zeitraum seit Anfang der 1980er, den ich hier beschreibe.
Schon seit Jahren hatte ich vom Amphi-Festival beim Kölner Tanzbrunnen gelesen und gehört – und Köln ist gerade mal eine Autostunde entfernt. Also beschlossen Corri May und ich, 2017 erstmals dort hinzufahren – zum immerhin schon 13. Amphi-Festival. Möglicherweise waren VNV Nation, die wir zuletzt 2011 live gesehen hatten, als Headliner ein Anreiz. Aber genau kann ich nicht mehr erklären, warum wir “plötzlich zum Amphi mußten”. 😂
Wären wir nicht dort gewesen, hätten Kite und Henric de le Cour uns nicht begeistern können!
Uns gefiel das Setting im Tanzbrunnen, den ich erstmalig im Rahmen der PopKomm 1993 besucht hatte. Main Stage und Theaterbühne sind besser von einander getrennt, als das z.B. für mich beim M’era Luna mit dem Hangar der Fall war.
Die Shuttle-Bus-Lösung zur 3. Bühne auf einem Schiff am gegenüberliegenden Rhein-Ufer begeistert mich nicht.
[Heute, 2023, sehe ich das etwas anders nach Besuch von Amphi und M’era Luna: ich mag doch eher das weite Gelände des ML und keinen Asphalt unter den Füßen (abseits der Landebahn).]
2017 sahen wir The Other und Kite im Theater, fuhren mit dem Pendel-Bus zum Schiff, wo uns Æon Sable und Henric de la Cour überraschten. Dann wieder zurück, um nicht zuviel im Tanzbrunnen zu verpassen. Meine persönlichen Favoriten waren da natürlich Fields of the Nephilim und VNV Nation. Weiterhin traten u.a. auf:
Eisfabrik, Stahlmann, Die Krupps, Clan of Xymox, Diary of Dreams, Lord of the Lost, Eisbrecher, Apoptygma Berzerk…
E-Tropolis und Amphi 2018
Zwischenzeitlich hatte unser jüngerer Sohn, der sich mehr für Musik interessiert, als der ältere, einen Gefallen an VNV Nation gefunden. Also dachten wir uns: bringen wir ihn mal vorsichtig (na ja, im Endeffekt eher so ein Sprung ins kalte Wasser) mit der “Szene” in Verbindung. Wir schenkten ihm zum 14. Geburtstag eine Karte für das 2018er E-tropolis-Festival in Oberhausen.
Große Augen machte der “junge Herr” ob der interessant gekleideten und geschminkten Personen. Geheuer war ihm das alles nicht… 🤣 Er fand die Leute einfach schräg – und ist heute eher im Techno-Bereich unterwegs, u.a. als Barkeeper in einem Club. Gefallen haben mir an dem Tag Chrom, Frozen Plasma, Aesthetic Perfection, Project Pitchfork und VNV Nation. Zu hören gab es auch:
Nachtmahr, Eisfabrik, Rotersand, .com/kill, Spark!, Xotox, Lucifer’s Aid, Forced to Mode, Jäger 90.
(Und Sohnemann sang noch Tage danach zu Hause: Mädchen in Uniform, ich mag… – und heute ist er mit einer Polizistin zusammen. Zufälle gibt’s.)
Meine Frau und ich fuhren erneut zum Amphi-Festival 2018 und hatten ein befreundetes Paar “im Schlepptau”. Wieder ein tolles Erlebnis, diesmal für uns ohne Pendeln zum Rheinschiff, das wieder – wegen Niedrigwasser – auf der linken Rheinseite lag. Wir ließen diese Bands aus – leider, aber für mich ist, wie schon geschrieben, dieses Shuttle-Bus-Konstrukt vom Tanzbrunnen zur Anlegestelle auf der anderen Rheinseite ‘abtörnend’.
OMD waren genial – nach sooo vielen Jahren die ‘Heroen’ meiner Teenager-Zeit mal live zu sehen, das war so eine Art emotionale Ganzkörpermassage.
Weiter waren u.a. zu sehen: ASP, Midge Ure (zuletzt 1986 gesehen *hust*), And One, Goethes Erben, Joachim Witt, In the Nursery, Girls under Glass, Qntal, Mono Inc., Aesthetic Perfection, Future lied to us u.v.m.
Nachttanz / Kulttempel
In der Folge schaute ich mal wieder intensiver nach der Club-Szene in Bezug auf “schwarz” – und blieb bei der Zeche Carl in Essen hängen, wo es den “Nachttanz” gibt. Da es für uns eine längere Anfahrt ist, buchten wir uns gut 500m entfernt in einem Hotel ein, fuhren am 1.9.18 nach Essen, aßen in einem slowenischen Restaurant und machten uns später auf zur Zeche Carl. Es war erkennbar, daß man sich hier kannte und “unter sich” war. Soll heißen: wir kamen uns wie Außenseiter vor. Trotzdem eine lange Tanznacht für uns bei bester Musik.
Im Juni 2019 sahen wir eine der Legenden des Death Rock/Gothic Rocks: Christian Death!
Im Kulttempel in Oberhausen traten sie in familiärer Atmosphäre auf, vorab die genialen Nox Interna. Beide Auftritte sehr wirkmächtig und so im krassen Gegensatz zu den üblichen Riesenbühnen auf den Festivals. So etwas sollte man viel häufiger wieder machen.
Das Bild links zeigt yours truly mit Valor und Maitri.
M’era Luna 2019
So fiel im Nachhinein schnell die Entscheidung: Laß uns doch noch mal zum M’era Luna fahren – für mich das erste Mal wieder seit 14 Jahren.
Im August 19 war es dann soweit. So vieles hatte sich verändert: die Abfertigungszelte am Eingang für Tickets und Bändchen und die lange Schlange bis zum unüberschaubar großen Parkplatz. Die ganzen Buden bis hin zum Mini-Supermarkt auf der zentralen Straße vom Campingbereich zum Festivalbereich. Das separate “Mittelalterdorf”, das “Glamping” in Luxuszelten direkt neben dem Festivalgelände.
Schön war, daß ich meinen verschollen geglaubten Freund R. (in Begleitung seiner Tochter) wiedertraf, auch O. aus gemeinsamen Tagen auf einem religiösen ‘Nebenschauplatz’. Wir hörten/sahen u.a.:
VNV Nation, Within Temptation, ASP, Fields of the Nephilim, Diary of Dreams, Oomph!, Subway to Sally, Empathy Test u.v.m.
Stille Zeit
Tja, was dann mit dem 2020er Amphi-Festival passierte, ist bekannt, weil es vielen Veranstaltungen so erging: Es wurde abgesagt und zunächst auf 2021 verschoben, dann auf 2022. Also besuchten wir das Festival, über das ich hier geschrieben habe, im Juli 2022 mit den 2020er Karten.
In der “C-Zeit” ist so vieles zum Stillstand gekommen: Clubs, Festivals, Gastronomie allgemein. Wir schauten uns von zu Hause aus ‘Live-Streams’ an, z.B. aus dem leeren Kulttempel in Oberhausen und spendeten etwas Geld für den Weiterbetrieb. Ebenso klinkten wir uns in einschlägige Twitch Streams ein, die am Wochenende so ein bißchen Club-Atmosphäre boten. Wir saßen auf der Terrasse, die Straßen waren leer, Stille – D hatte C.
Amphi 2022
Das Amphi im Sommer 22 war nach dieser Zeit so eine Art Befreiungserfahrung. Auch wenn v.a. im Theater noch manche Leute Maske trugen, war es doch ein erfreulich maskenfreies Wochenende.
Auch hier trafen wir R. + Tochter wieder, die aber nach dem Festival sagten, das Amphi, v.a. das Tanzbrunnen-Gelände, sei nicht ihr Ding. Sie vermißten den Campingbereich (des M’era Luna) mit Rückzugsmöglichkeit und auch kostengünstiger, eigener Verpflegung, z.T. auch die fehlenden Sitzmöglichkeiten.
Bands 2022:
VNV Nation, Mono Inc., Mesh, London after Midnight, Empathy Test, Aeo Sable, Solar Fake, Heldmaschine, Samsas Traum, Diary of Dreams u.v.m.
Der ‘Virus named C’ fror so vieles ein. Für uns ging es erst mit diesem Amphi im Juli 2022 weiter. Und am Ende dieser Seite – dieses fünften Teils meines Rückblicks – steht dann dieses Blog, das ich im Sommer 2022 erstellt habe (allererster Beitrag). Im Herbst 22 verließ mich die Lust (stellte ich die “Sinnfrage”), nahm die Seiten offline. Um Herrn Habeck zu paraphrasieren: Die Seiten waren nicht weg, nur nicht mehr sichtbar.
Nun, da DU das hier liest, sind sie halt wieder da. 😊
Rush out.
Ein Gedanke zu „Persönliche Musikgeschichte, Teil 5“