Diskussion zur Entwicklung der Gothic-Szene

Ich möchte euch kurz auf eine interessante Diskussion im Goth-Subreddit hinweisen, wo jemand fragt, ob man denn zufrieden sei mit der Gothic-Szene, so wie sie sich von Beginn an bis heute entwickelt habe.

Interessant finde ich folgende angesprochenen Punkte: es gebe heute nicht mehr genug „diversity“ in der Musik. Man habe sich auf eine Art gleichklingenden Dark Wave eingependelt und sieht von Experimenten ab. Jemand schreibt: „I miss ‚creativity‘ or newness…“

Oder jemand schreibt den für mich sehr nachvollziehbaren Satz: „I don’t expect a digital generation to engage with any subculture in the way we did when we were still using cassette tapes and vcrs.“

Schaut einfach mal rein, wenn ihr Lust habt.

How to be a Goth (Weinstock)

Tish Weinstock, How to be a GothIch hatte Tish Weinstocks Buch schon länger „auf dem Radar“, aber nun habe ich es mal (quer-)gelesen. Somit kurze Besprechung, damit ihr wißt, was euch erwartet.

Weinstock schaut auf ihr Buch als eine Art Anleitung zum Goth-Sein, aus der Menschen Kraft schöpfen können, wenn der Druck von „cultural conformity“ zu stark wird. So startet sie mit ihrem eigenen Werdegang, an den sich eine kurze, aber doch prägnante „Geschichte des Goth“ anfügt, die sehr übersichtlich gestaltet ein klassisches „Goth name-dropping“ ist. Gefällt mir gut. Sie faßt zusammen, Goth sei „a subterranean music and style scene unified by an aesthetic of darkness.“  How to be a Goth (Weinstock) weiterlesen

Nachwuchs in der Gothic-Szene? (MDR)

Der MDR behandelt in einem Audio-Kurz-Feature (ca. 3,5 Min.) die Frage, wie es um den Nachwuchs der Gothic-Szene steht. Auf dem Camping-Gelände beim WGT macht man die Feststellung: da sind Eltern und ihre (jungen) Kinder, aber Jugendliche sieht man nicht. Die Interview-Schnipsel mit Gothics schwanken zwischen Galgenhumor und „Ist-halt-so“ mit Hinweisen auf das „Sterben der Club-Szene“ usw.
Der Wissenschaftler Markus Tauschek weist kurz darauf hin, daß die Szene in den 80ern eine „jugendliche Vergemeinschaftung“ war, wohingegen es heute keinen Gothic-Jugendtrend gebe.
Alles nett und kurz, kann man sich anhören, aber neues wird man nicht finden.

Ballermann in Schwarz

In einem für die Tagesschau schon recht beachtlichen Artikel wird der Frage nachgegangen, wieviel Metal noch in Wacken steckt. 85000 Menschen kommen unter dem Label Wacken, das zu einer internationalen „Festival-Marke“ gehört, zusammen.

Und wenn ich dann  folgendes Zitat lese…

„“Ballermann in Schwarz“ – so nennen kritische Stimmen, auch aus den eigenen Reihen, das Festival mittlerweile: Zu viel Show, zu viele Kameras, zu viele Fans, die eher für Instagram als für die Musik kommen. Tatsächlich gleicht Wacken heute einem Erlebnispark mit Metal-Yoga, Feuershows und Endzeit-Dekor. Der einst spontane Ausnahmezustand ist zum durchgetakteten Erlebnisprodukt geworden.“

… dann meine ich, das werde ich nächste Woche auf dem M’era Luna auch so erleben. Gut, etwas – äh – familiärer mit 25000 Leuten.

Spannend die Aussage des Kulturwissenschaftlers im verlinkten Artikel: Metal sei keine Subkultur mehr, sondern „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. Gleich frage ich mich beim Schreiben: Würde ich das auch so sehen? Vielleicht sehe ich es anders, wenn ich auf die Entwicklung des M’era Luna schaue, wie es aus dem Zillo-Festival auf dem Flugplatz bei Hildesheim hervorgegangen ist, immer professioneller und größer wurde. Ich meine, so wie bei Wacken trifft sich beim ML nicht exklusiv der „harte, innere Kern“ der Gothic-Szene, sondern jeder mit Affinität zu irgendeiner Schattierung von Schwarz kann sich wohlfühlen. So operiert man auch in Wacken – Heino durfte da schon singen, aktuell sind z.B. BAP dabei. Nicht „Gothic“ ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sondern das Angebot wird so aufgefächert, daß sich möglichst viele Menschen angesprochen fühlen. Exklusivität liegt auf vielen Ebenen nicht mehr im Trend.

Oder, krasser gesagt: für den „harten Kern“ solcher Szenen reichen auch Mini-Festivals mit 1000 Leuten. Wer’s größer aufzieht, will verdienen, braucht dann auch thematische Streuung.

Für mich wird es dieses Jahr spannend, weil ich gleich vom M’era Luna in den Osten fahren werde, um dann das Stella Nomine – The Blackest One erleben zu können. Das war letztes Jahr mein Highlight – vor allem weil es so klein und authentisch war. Also zuerst: Bericht vom „Ballermann in Schwarz“ (in Hildesheim), dann Kontrastprogramm mit – hoffentlich – Wohlfühlatmosphäre.

(Beide Berichte wohl erst in der Woche ab 18.8.)

Wo boom(er)t die Schwarze Szene?

Wochenlang habe ich zwischen Mai und Juli überlegt, etwas dazu zu schreiben, warum es hier im Blog so ruhig ist. Ich wußte nicht, wie ich anfangen sollte. Dann habe ich Anfang Juli einen ellenlangen Artikel geschrieben, der aber wie ein ‚rant‘ rüberkam und eher doch grottig war.

Dann ging für mich die „Festival-Saison“ mit dem Samstagsbesuch auf dem Amphi los. Und wie so oft, auch in den vergangenen Jahren, lösen sich Zweifel an dem, was ich bin und tue, in (schwarzem Rauch) Luft auf, wenn ich EUCH, die Andern in dieser Szene sehe und erlebe. Da merke ich dann, wie sich meine zurückgezogene Lebensweise manchmal auf meine Psyche auswirkt. Ich will also nun noch einmal mit moderateren Worten schildern (Ok, eigentlichen Artikel nur umgeschrieben…), was mich derzeit an der „Schwarzen Szene“ zweifeln läßt. Wo boom(er)t die Schwarze Szene? weiterlesen

MDR und WGT

– ich bin da hin- und hergerissen, wie man so schön sagt. Auf der einen Seite hat der Sender über die Jahrzehnte hinweg die Bedeutung des WGT bemerkt und berichtet  – wie aktuell auch schon vorab – über das Treffen. Man findet Artikel über „Konzerte für 8oer Fans“, wo man mit Kindern am besten hingeht usw., aber dann kam gestern so ein Artikel „Die schönsten Gesichter der schwarzen Szene„, bei dem ich direkt wieder zusammenzucke. Dann ist es wiederum so, daß man dem MDR da fast schon keinen Vorwurf machen darf, denn als ‚Systemmedium‘ ist jeder Bericht über alternative Gesellschafts-Strata ‚eigentlich‘ OK, wo ja selbst die Photojournalisten der Szenepresse bei ihren Berichten von Festivals die am Schönsten kostümierten Leute ablichten, während ich fest davon überzeugt bin, daß das Herz der Szene nicht weiter entfernt schlagen könnte. Manchmal denke ich: wie schön wäre so ein Treffen, wenn es 1/3 der Besucher hätte und so gut wie keine Aufmerksamkeit in den Medien. Ach ja, das hatten wir in den 90ern schon…

Drei Tage und ein Leben (Film)

Ich habe neulich über meine Vorstellung von den unpolitischen Gemeinsamkeiten in der Schwarzen Szene geschrieben, die in den düsteren Abgründen des Menschlichen liegen, – und nun sehe ich mehr durch Zufall einen Film, der genau das ausdrückt.

Der Film „Trois jours et une vie“ von Nicolas Boukhrief, Regie Yourek Dury, ist einer über das „Davonlaufen vor Verantwortung“, das notierte ich noch während ich schaute. Dann korrigierte ich zum „perfekten Mord“, aber letztlich stand im Notizbuch nur „Lebenslügen“. Unbewußt passen die drei Begriffe zur Dreiteilung des Films: er beginnt 1999 in einem kleinen Städtchen in den belgischen Ardennen, dann wird 15 Jahre weitergesprungen, daraufhin noch einmal drei Jahre. Erst dann ist die Lebenslüge perfekt.
Der Text spoilert den Film. Drei Tage und ein Leben (Film) weiterlesen

Der Goldene Handschuh (2019)

Gedanken beim/nach dem Schauen des Films von Fatih Akin aus dem Jahr 2019 [Wikipedia], der die Phase im Leben des Serienmörders Fritz Honka von den Morden bis zur Festnahme schildert.

„Bitte beachten: Im Sinne des Jugendschutzes weise ich darauf hin, daß hier sensible Inhalte eines Mediums (Film, Serie, Buch) besprochen werden. Der Text sollte ab Volljährigkeit gelesen werden. – Der Film selbst hat keine Jugendfreigabe.“
Der Goldene Handschuh (2019) weiterlesen

Aokigahara (8) – Call of the Suicide Forest (Comic)

Trigger-Warnung! Der Text behandelt auch das Thema Suizid/Selbsttötung. Wenn das für Dich ein Problem ist: bitte nicht lesen!
Hier gibt es eine Vorbemerkung zu diesen Texten.

Die besprochene Comic-Reihe befaßt sich mit dem japanischen Wald Aokigahara jukai, s. Einleitungsseite. Aokigahara (8) – Call of the Suicide Forest (Comic) weiterlesen

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