E-Tropolis 2025 (22.3.25, Oberhausen)

Eigentlich ist das E-Tropolis nicht in unserem Jahresplan für schwarze Festivals, weil uns der ausschließliche Fokus auf elektronische Musik nicht so abholt. Daß wir nun doch (erneut nach dem letzten E-Tropolis 2018) in der Turbinenhalle waren, ist dem Umstand geschuldet, daß die Karten ein Weihnachtsgeschenk darstellten.
Ursprünglich wollten wir nachts noch zurückfahren, also zwei Stunden ab Oberhausen, dann aber entschieden wir uns für ein einfaches Hotel in Essen, 15 Minuten von der Festival-Location entfernt. Gemütliche Anfahrt am Samstagmittag, schnell fertigmachen und weiter zur Turbinenhalle. Dort war seit 13 Uhr Einlaß – und als wir um 15 Uhr ankamen, war der Parkplatz der Halle komplett voll. Auch der Ausweichparkplatz, ein paar 100 Meter weiter, hatte kaum noch Kapazitäten. Dort kamen wir aber noch unter.

Schneller Einlaß, minimale Kontrollen. Die Turbinenhalle ist eine super-schöne Location. Das Festival war wieder auf die große Main Stage in der Riesenhalle und eine kleine zweite Bühne in einer anschließenden Halle aufgeteilt. Schön bei beiden Hallen: Man kann auf die „Emporen“ hochgehen und sich die Bands auch von oben anschauen. Das klappt aber nur für die ersten beiden Reihen vor dem Geländer, denn in der dritten sieht man schon als große Person nix mehr wegen des Winkels nach unten zur Band; hier rechts ein Beispielfoto von Aesthetic Perfection.

Ergänzt werden die Bühnen von einer sehr großen Chill-Out Area mit „Freßbuden“ und Merch-Ständen, dem kleineren Bistro (Schnitzel, Suppen) und einem zusätzlichen Raum im ersten Obergeschoß, wo es Kaffee und Donuts gab. Man fand immer noch ein, zwei freie Plätze, um Rücken und Beinen eine Auszeit zu gönnen. (Ich plädiere ja sowieso dafür, alle Gothics ab 50 per se als Grufties zu bezeichnen, um ihrem präfinalen Wesen Gerechtigkeit anzutun… 😜)
Nicht so gut gelöst war die Sache mit dem Imbiß, der mit Pommes und Currywurst viele Leute anzog, wobei sich aber eine ellenlange Schlange in den Hauptzugang (mit Band Merch und Bon-Ausgabe) bildete. Vielleicht wäre das mit so Warteschlangen-Sperrgittern besser zu regeln. Zu dem Bon-System: ein Bon = 1€. Ja, alles nachvollziebar, warum ein Veranstalter das macht, aber auch sowas von outdated. Ich würde am liebsten mit Karte zahlen.

Wir hörten noch zwei Songs von Alienare. Eingängig, haben uns schon beim Amphi ganz gut gefallen, ohne daß der Wunsch besteht, mehr von der Band kennenlernen zu wollen.
Im Anschluß gingen wir für Rue Oberkampf ganz nach vorne. Wieder ein toller Auftritt meiner neuen Lieblingsband mit sehr ähnlichem Set (gleich?) wie beim Cold-Hearted Festival. Ich sag mal: man muß die etwas unterkühlte Art der Band (und oft französischen Texte) mögen.

Im Anschluß meldeten sich unsere Mägen und wir verdrückten uns zu einer Portion Nudeln in die Chill-Out Area. Kurzer Rundgang, dann zur kleinen Bühne für Chrom. Bei diesem Projekt geht es mir wie mit vielen Electro-/Synthpop-Acts: zwei, drei geniale Lieder, der Rest stampft so vor sich hin. Klar waren „Loneliness“ und „Staring at the Sun“ dabei, letzteres übrigens seinerzeit ein Titel, den ich durch den Mitternachtsreigen kennengelernt habe. Gruß an DJane Chrissy, die ich kurz beim Festival gesehen habe.

Für uns war dann eine Pause angesagt: ein, zwei Songs von Aesthetic Perfection gehört, nochmal was getrunken, ausführlichere Merch-Runde und ein nettes Gespräch mit einem ungefähr gleichalten Paar zum Älterwerden und den Herausforderungen eines langen Festival-Tags, was Durchhaltevermögen und Gesundheit angeht… 😅
(Und bei „wir hatten dann erstmal Kinderpause“ mußte ich an meine eigene Biografie denken.)
Nebenbei haben wir noch so drei Lieder von Spetsnaz mitbekommen. Das ist ja immer so ein schöner Nebeneffekt von Festivals, daß man jenseits der eigenen Vorlieben neue Bands entdecken kann. Aber: Spetsnaz sagten mir schon vorher nichts, was sich heute nicht geändert hat. Interessant: das Konzert wurde kurz von einem Ordner wegen zu heftigen Pogens unterbrochen.
In diesem Sinne haben wir auch Hocico ausgelassen – das ist Musik, die mich nirgendwo abholt, sorry guys.

Für Solar Fake ging es dann wieder vor die Bühne. Schönes, intensives Konzert mit einem Querschnitt durchs Repertoire. Besonders haben mir „Not what I wanted“ und „Sick of you“ gefallen. Schön war auch, wie der Keyboarder zum Bass wechselte und mit viel Verve über die Bühne fegte.

Der Auftritt lief schon so 15 Minuten, da kam ein unsympathischer Typ mit zwei Frauen an, die sich genau vor Corri-May stellten, die dadurch kaum noch was sehen konnte. Auf den Hinweis, man solle sich doch etwas weiterbewegen, kam nix. Auch der Hinweis, was er für ein Arschloch sei, beeindruckte den irgendwie **-like aussehenden Typen nicht. Soviel zur tollen, homogenen Szene. Aber nicht den Tag verderben lassen…
[** Hier stand ein problematisches Wort. Ich wollte sagen, daß der Typ auf jeder „Identitären“-Veranstaltung nicht negativ aufgefallen wäre…]

Zu Mesh wollte ich tanzen, so daß wir ganz nach hinten gingen, um mehr Platz zu haben. Auch schön: man überschaut die ganze Zuschauermenge, erlebt alles aus der Weitwinkelperspektive. Schon der Start mit „I fall over“ gefiel mir gut. Dann „Kill your Darlings“, „The Fixer“ und natürlich „It scares me“ – das Lied ist so eine persönliche Hymne für mich. Darin bin ich voll aufgegangen, herrlicher Tagesabschluß!

Zur After-Show-Party kann ich nichts sagen, ebenso nichts zur Pre-Party.

Insgesamt ein erfüllender Tag! Für mich ein wenig „komisch“, weil ich gerade keinen Alkohol trinke und normalerweise ein gewisser Bierkonsum zu einem Festival gehört. Vielleicht fällt einem dann besonders auf, wieviele Menschen sich wirklich so betrinken, daß sie nichts mehr geregelt bekommen. Ein Betrunkener quetschte sich mit vollem Bierbecher bei Solar Fake bis vorne durch – der Becherinhalt war dann aber schon zu 80% verschüttet. So ist das Leben…

Für uns geht es nach jetzigem Stand mit M’era Luna und dem Stella Nomine – The Blackest One weiter.

Nachtrag: Corri-May wies mich darauf hin: Ein Festival ohne Pfandsystem, nur mit Plastikbechern, geht in der heutigen Zeit eigentlich gar nicht mehr. Das ist natürlich dem Bon-System geschuldet, also wäre es an der Zeit, liebe E-tropolis-Orga, da etwas anderes zu etablieren.

2 Gedanken zu „E-Tropolis 2025 (22.3.25, Oberhausen)“

  1. Danke für den schönen Bericht, wir haben das Festival leider aus familiären Gründen verpasst. So fühlt es sich ein bisschen an als wären wir doch dagewesen…

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