Heimfinden

Heimfinden
im Dunkel deiner Augen.
Mit einem Lächeln neu eingesetzt
ins ewige Spiel,
und deine Nähe bannt
die Kühle des Nachtwindes,
der Schnee bringen könnte?

Auf neuen Wegen durch alte Gassen,
wenn die andere Welt noch fern ist.
Über dem Abgrund, gehalten,
im Flutlicht, das uns in ein
gigantisches Theater versetzt,
in dem wir eng umschlungen,
den Auftritt der Geborgenheit erwarten,
die uns initiieren wird.

Singend unter dem mächtigen
Laubdach schwarzer Bäume,
deren Arme sich schützend über
uns schließen, und
deren Wissen in Heimlichkeit in
unseren Atem fährt,
der Eins geworden ist.

Auch wenn wir das Licht
hinter uns gelassen haben und das
Dunkel des verwilderten Parks
uns verbirgt –
ich sehe das Leuchten
deiner Augen.

[© Rush / V. Wagner]

 

{Ein Liebesgedicht vom Anfang der 1990er Jahre. Die ‘andere Welt’, das ist der Morgen, der Alltag, also der Kontrast zur hier schon beschriebenen Ohnewelt. Manchmal frage ich mich: welche Bedeutung hat ein solcher Text noch, wenn man weiß, wie elend die Beziehung gescheitert ist? Andererseits: ‘neu eingesetzt’ zu werden, neue Chancen wahrzunehmen, neues zu gestalten, das ist menschlich. Und im Augenblick nimmt der Mensch das Wichtige wahr: das Leuchten deiner Augen. Das Fixieren dieses Augenblicks – wie bei der Filmentwicklung im Fixierbad – ist die einzige Legitimation des Textes.}

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