Leave this world behind

Hier ist es gerade ruhig. Das hat verschiedene Gründe, u.a. ein gesundheitlicher Aspekt, der Corri-May und mich derzeit beschäftigt und ein wenig aus dem Gleichlauf bringt. Alles läuft gerade nicht so rund, die Arbeit nervt extrem – und ich habe irgendwie keine Lust aufs Stella Nomine Festival am nächsten Wochenende (u.a. wegen Wohnen im Ort, statt Campen, also mit langem Anmarsch oder Fahrt in vermutlich überfüllten Shuttles).

Wie oft in solchen Phasen zieht es  mich in virtuelle Welten – Computerspiele. Das ist in den letzten anderthalb Jahrzehnten deutlich weniger geworden, so along the lines of “das fasziniert mich nicht mehr”, “die können mich nicht mehr in ihre Realität hineinziehen”.

Das ist bei Cyberpunk 2077 anders. Erstmalig vor zwei Monaten gespielt, merke ich, daß dieses Spiel mich so in sich hineinzieht, wie es kein anderes mehr in den letzten 10+ Jahren geschafft hat. Mitte der 90er hatte ich mal so eine “Cyberpunk-Phase”, wo ich alles nutzte, was die virtuelle Welt anbot: Mailboxen, FTP-Server, Telnet, Usenet, Compuserve, WWW, JPGs mit uuencode/decode empfangen und verschicken. Ich beschäftigte mich intensiv mit Batch-Programmierung für DOS (so im Sinne von Text Adventures) und lernte ein bißchen C.
Geständnis: Damals habe ich auch Gibsons ‘Neuromancer’ angefangen im englischen Original zu lesen – und bin ziemlich abgekackt. Das ist sehr schwierig mit den vielen Slang-Wörtern und Anspielungen. Nach weiteren (unterbrochenen) Versuchen, bin ich nun bei etwas über einem Drittel – endlich mal.

Dieser “Cyberspace” blieb für mich aber auf Computerspiele beschränkt. Ich merkte, wie ich dieses Eintauchen in eine virtuelle Welt suchte – und in manchen Spielen fand. Seit einigen Jahren begeistern mich nur noch Open-World-Spiele oder zumindest solche, die neben festen Missionen auch noch “free roaming” erlauben, wie z.B. The Division (2).

In Cyberpunk 2077 spiele ich eine weibliche V, die voll auf ihre körperlichen Attribute “Cool”, “Reflex” und etwas “Body” setzt. Damit löse ich Probleme v.a. mit physischer oder Waffengewalt. Hacken ist mir nicht möglich, da ich kein Cyberdeck verwende(n kann). Ursprünglich sollte das ein Stealth Build werden, aber wer braucht schon Stealth? 😉

Ich genieße es, aus meiner realen Welt in einer virtuelle wechseln zu können, die nur dann (und solange) besteht, wie es Elektrizität für meinen PC gibt. Manchmal springe ich im Spiel per Schnellreise einfach irgendwo in die Wüste, lasse mir mein Motorrad “liefern” und fahre in der Gegend herum. In solchen Momenten meine ich, aus meiner tatsächlichen Welt aus- und in eine alternative eingestiegen zu sein – zumindest bis ich aufs Klo muß…

“Eintauchen” ist für ich immer multimedial (Stichwort: Wassermann). So habe ich mir vor kurzem den oben abgebildeten Routledge Companion to Cyberpunk Culture gekauft, ein umfassendes, wissenschaftliches Werk, das das Phänomen in allen erdenklichen Facetten beleuchtet. Das führte bei mir am Wochenende – neben M’era-Luna-Lifestream – dazu, daß ich wieder einmal Kraftwerk und Tangerine Dream gehört habe. Schon letzte Woche habe ich mir Cyberpunk: Edgerunners auf Netflix angeschaut, aber – na ja – in den letzten Episoden nur noch so nebenbei geschaut. Witzig fand ich, daß es im Spiel die gelbe Jacke des Protagonisten aus der Serie per kostenlosem DLC gibt. Meine V trägt sie nun ‘in memoriam’.

Das so kurz zum Stand. “Eigentlich” ist eine mehrteilige, arbeitsaufwendige Artikelserie geplant (und zu ca. 75% geschrieben), aber dazu komme ich wohl erst Ende August/Anfang September. Nächste Woche berichte ich dann übers Stella Nomine 2024. Rush out.

2 Gedanken zu „Leave this world behind“

  1. Hi Rush,

    Ich empfehle dir “Mirrors Edge Catalyst”, wenn dich dystopische Zukunftsvisionen in einer Open World interessieren. Das Spiel gibt es immer wieder auf Steam im Sale (jetzt gerade auch).

    Die Open World bietet zwar weniger Interaktion als in anderen Open World-Spielen, aber man kann gut in der Stadt herumrennen (parcour-mäßig). Die Story fand ich sehr gut.

    1. Hi Michael,
      vielen Dank für den Tip! Das Spiel war mir überhaupt nicht bekannt, obwohl ich meist zumindest über die aktuellsten Entwicklungen informiert bin. Aber es ist so ein Parcours-Spiel. Da denke ich an Ghostrunner, dem ich mehr als eine Chance gegeben habe, aber das ist nicht wirklich mein Ding. Andererseits: ME:C war für 4€ im Angebot, also mal zugeschlagen. Und – dank der Runner Vision spielt sich das schon recht gut. Ich muß nur überlegen, ob ich beim Controller bleibe oder doch mal mit Maus/Tastatur versuche. Ich hab’s nur kurz angespielt, weil ich momentan nicht so die Zeit habe, aber es sieht vielversprechend aus!

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