Aokigahara (5) – The Forest (Film)

Trigger-Warnung! Der Text behandelt auch das Thema Suizid/Selbsttötung. Wenn das für Dich ein Problem ist: bitte nicht lesen!
Hier gibt es eine Vorbemerkung zu diesen Texten.

Die Seite befaßt sich mit dem Film The Forest von 2016. Der Text spoilert den Film.
Aokigahara (5) – The Forest (Film) weiterlesen

Der Exorzismus von Anna Ecklund (Film)

Den von A. Jones gedrehten Film (2016) mit dem Original-Titel „The Exorcism of Anna Ecklund“ habe ich via iTunes gesehen und bewerte ihn mit **.

Basierend auf dem echten Fall der Emma Schmidt (Pseudonym: Anna Ecklund) aus Wisconsin (1928), der der bestdokumentierte Fall dämonischer Besessenheit sein soll (Wikipedia/Filminfo engl. Wikipedia) (wobei das vielleicht für die USA gilt, bei uns dürfte das Anneliese Michel sein) – aus dem leider nur ein B-Movie mit schleppendem Tempo und einer grottigen deutschen Synchronisation wurde. Es ist auch ein Film, bei dem ständig Kerzen unbeaufsichtigt brennen: Menschen schlafen bei brennenden Kerzen, die Besessene wird in ihrem Zimmer alleingelassen mit einer brennenden Kerze… Da soll Atmosphäre erzeugt werden, wo der Film es sonst nicht schafft.

Anna Ecklund ist augenscheinlich besessen; ihr Mann Jakob sucht Hilfe beim Pater Theo Reisinger (im Original: Riesinger), der sich wiederum an den Vatikan wendet, von wo Pater Richard geschickt wird, der jedoch aktuell unter großen Glaubenszweifeln leidet. Man beachte die Nähe zum Erfolgsfilm „The Exorcist“, bei dem auch der jüngere Priester zweifelt. (Man könnte in diesem wiederkehrenden Motiv eine Art Darstellung des geistigen Wachstums eines Priesters an Glaubenszweifeln und dem Sieg über diese sehen.)

Wir erfahren, daß Anna 25 ist, aber mit 14 erstmals Symptome zeigte und bereits früher exorziert wurde. Ihre beste Freundin erzählt, Anna könne per Handauflegen heilen. Die junge Frau wird zur Pflege in ein Kloster gebracht.

Der Dämon in Anna spricht in der „Wir“-Form, spricht in Latein, obwohl Anna diese Sprache nicht beherrscht. Er sagt z.B., „Satan ist unter uns“. Richard wird auf der Basis seiner Zweifel vom Dämon herausgefordert. Bald zeigen sich Kratzmale auf Annas Arm und im Gesicht, in ihren Oberschenkel wird „Save your Servant“ geritzt, sie ißt kein gesegnetes Essen und greift die sie pflegenden Schwestern kratzend und beißend an. Nervig ist hier im Film, daß jede Bewegung Annas mit Knackgeräuschen unterlegt ist. Unglaubwürdig ist die Darstellung der Nonnen, die fragen, welche Sprache Anna spricht (Latein als Kirchensprache!), und die beim Exorzismus das Kreuzzeichen nicht machen und nicht mitbeten.

Aufgrund der genannten Symptome (und weiterer: Kälte im Raum, Veränderung des physischen Aussehens von Anna) erteilt ein Erzbischof die Zustimmung zum Exorzismus. Richard zweifelt weiter, doch Theo motiviert ihn. Vielleicht eine der besten Szenen ist das innige Gebet Richards kurz vor Beginn des Exorzismus.  Während des Rituals schreit Anna vulgäre Ausdrücke, versucht speziell Richard in einem sexuellen Sinn. Das auf ihre Stirn gelegte Kreuz hinterläßt eine Art Verbrennung auf der Haut. Dramatisch ist die Endphase dargestellt: das ganze Zimmer wackelt, Anna sprengt ihre Fesseln, wirft Richard zu Boden, doch plötzlich wird sie wie eine Statue an die Wand teleportiert und mit dem Aufleuchten von hellem Licht wird klar, daß der Dämon Anna verlassen hat.

Interessant ist ein Gespräch zwischen Theo und Richard. Letzterer erklärt die “Omega Point Theory“ von Pierre Teilhard de Chardin, einem französischen Jesuiten, aufgegriffen 1994 vom Physiker Frank Tipler. Omega ist dabei der Endpunkt der Evolution in Anlehnung an den Ausspruch Jesu, er sei das Alpha und Omega. Motor der Entwicklung sei dabei die Liebe; Teilhard nennt Jesus auch „das Omega“. Richard vermutet, daß Menschen mit besonderer Gabe (s. Annas Heilkraft) am ehesten vom Bösen angegriffen werden.

Das recht platt inszenierte Finale beginnt wieder mit einer unglaubwürdigen Szene: die Oberin des Klosters berichtet Theo davon, daß beide jungen Nonnen, die beim Exorzismus anwesend waren, auffällig krank seien. Aber Theo kommt nicht auf das Naheliegende, das jeder Genre-erfahrene Zuschauer sieht: der Dämon ist in beide gefahren…

So kommt, was kommen muß: die Nonnen greifen die anderen an. Richard erklärt Anna, sie sei das Lamm, die Retterin, quasi das Omega, das nun vom Bösen angegriffen werde. Anna weint Blut, dann heilt sie durch Handauflegen den zwischenzeitlich auch besessenen Theo. Es folgen groteske Kampfszenen, Anna heilt alle, Erdbeben, Licht… Richard: „Es ist vollbracht.“

Ja, das dachte ich auch „erlöst“ am Ende des Films, den ich sicher kein zweites Mal schauen werde.

Exorcist (TV-Serie)

Eine Fortführung des ursprünglichen Films „Der Exorzist“ als Streaming-Serie bei Amazon.
Gefilmt nach einer Idee von Jeremy Slater, Regie führten verschiedene Personen (2016-17, Wikipedia). Die Serie ist ein Amazon-Original.
Ich vergebe für die erste Staffel *****, für die zweite **. Der Text spoilert die Serienfolgen!

Staffel 1

Die Serie wurde ab 2016 ausgestrahlt und im Mai 2018 nach nur zwei Staffeln eingestellt. Gleich zu Anfang wird der Bezug zum Film „Der Exorzist“ von 1973 hergestellt, indem die Original-Filmmusik gespielt wird und in einer Internetsuche der Bericht über zwei beim Exorzismus verstorbene Priester in Georgetown auftaucht. Aber der Rückbezug ist noch intensiver, denn vor der Ausstrahlung der Serie wurde bereits klar, daß die Mutter der Rance-Familie im Zentrum der Geschichte tatsächlich Regan MacNeil aus dem Originalfilm ist. Die Besessenheit geht also in der eigenen Familie der nun erwachsenen Regan (hier: Angela) weiter!

Die Handlung der ersten Staffel hat einen dreifachen Fokus:

  1. Die Familie Rance in Chicago. Diese besteht aus Angela, also Regan MacNeil, dem Vater Henry, der sich von einem Hirntrauma erholt und zu Beginn der Staffel eher dement wirkt, der älteren Tochter Katherine, die sich nach dem Tod einer Freundin in ihrem Zimmer verschanzt, sowie der jüngeren Tochter Casey, die immer frohgelaunt erscheint. Hinzu kommt später Chris MacNeil, die Mutter Angela-Regans.
  2. Die beiden Priester: Da ist Pater Tomás Ortega, der, wie in Filmen mit ähnlicher Thematik, jung, zunächst nicht an Dämonen glaubend, dafür am Glauben zweifelnd ist, hier insbesondere durch die Liebe zu einer jungen Mexikanerin. Dann lernen wird Marcus Keane kennen, einen erfahrenen, aber vom Vatikan kritisch beobachteten, hernach exkommunizierten Exorzisten, der einen Jungen in Mexico City nicht retten konnte (Dämon: The Baptist). Diesen Exorzismus durch Marcus sieht Tomás in seinen Träumen, bis ihm der angeschlagene Henry Rance hellsichtig („Gott sprach aus ihm“) auf den Ort hinweist, wo die Priester sich treffen können. Die Besetzung beider Rollen durch Alfonso Herrera und Ben Daniels hat mich sehr überzeugt.  Nach anfänglichen Schwierigkeiten beschließen die beiden, im Fall der Familie Rance zusammenzuarbeiten.
  3. Die Organisation „Friars of Ascension”, wozu auch die Tomás Ortega wohlgesonnene Dame Maria Walters gehört. Die Gruppe plant einen Papstbesuch in der Stadt (zwecks Ermordung desselben) und ist eine satanische Gesellschaft, die Dämonen im Ritual „Vocare Pulvere“ beschwört. Dazu ermorden Helfer 9 Menschen, nehmen deren Organe, verbrennen sie und sammeln die Asche. Im gezeigten Beschwörungsritual fährt der Dämon in den Polizeichef, der bei Familie Rance zur Befragung war.

Angela Rance AKA Regan MacNeil spürt früh und vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung, daß ein Dämon in der Familie ist. Entgegen der Annahme ist er jedoch nicht in der älteren Tochter Katherine, sondern in Casey. Gespräche des Dämons mit der jungen Frau werden so visualisiert, daß ihr ein „Salesman“ (offenbar eine Erscheinungsform des Dämons Pazuzu aus dem ersten Exorzist-Film) erscheint. Der Dämon verleiht Casey übermenschliche Kräfte: enttäuscht von der eigenen Leistung kann Casey einer Sport-Konkurrentin telekinetisch einen Knochenbruch zufügen.  Bei einem Angriff in einem Bus bricht Casey dem Angreifer den Kiefer, woraufhin sie in eine psychiatrische Klinik eingeliefert wird.

Keane überwindet sein Scheitern beim Exorzismus des Jungen mit Hilfe der Äbtissin (Mutter Bernadette) eines Nonnenklosters, die selbst Exorzismen mit Liebe und Geduld durchführt – die weibliche Gegenposition zu den Priestern.

Nach der Entlassung Caseys beginnen die beiden Priester den Exorzismus. Wieder (im Sinne ähnlicher Filme) ist es der jüngere Mann, der „schwächelt“ und vom anderen ausgeschlossen wird.

Es wird im weiteren Verlauf deutlich, daß der Dämon derjenige ist, der früher bereits in Angela (AKA Regan) war. Doch Marcus glaubt, daß die Dämonen untereinander kommunizieren, so kann „The Bapist“ in der 3. Episode aus Casey sprechen.

Angelas Mann hat ständig die Zahl 162 im Kopf und Tomás findet heraus, daß dies die Seite in Chris‘ Buch ist, auf der sie schreibt, der Dämon werde Regan immer suchen…

Der Salesman sagt: „Bring her to me“ und verweist damit auf Angela. Keane meint, dies sei ein Dämon mit einem „40-year-grudge“, er wolle über die Tochter Casey erneut an die Mutter (Angela-Regan) herankommen. Besessenheit sei wie ein Virus – so Keane. Je länger der Dämon in seinem „Wirt“ sei, desto enger verschmelzen beide bis zur ‚Integration‘; dann sei die Seele des Opfers zerstört und kein Exorzismus könne mehr helfen. Zudem würden Dämonen die „natürliche Ordnung“ stören, so daß man deren Anwesenheit z.B. an auffälligen Schwärmen von Vögeln oder anderen Tieren erkennen könne.

Keane findet etliche Besessene in der Gegend, d.h. nicht nur Casey ist Opfer. Diese flüchtet aus einem Krankenwagen, nachdem sie die Sanitäter getötet hat. Keane findet sie am Seeufer, bringt sie zum Nonnenkloster, in dem er bereits nach seiner Exkommunikation Aufnahme gefunden hatte. Dort führt er mit den Nonnen und ohne Tomás den Exorzismus weiter. Angela kommt hinzu und lädt den Dämon ein, in sie zu fahren, d.h. die Tochter zu verschonen – das passiert auch. Die besessene Angela nimmt dann an einer Sitzung der Friars zur Vorbereitung des Papstbesuches teil (hier offenbar von Pazuzu besessen, der sich in der letzten Folge im Kampf um Angela als Salesman zeigt).

Casey reflektiert die Besessenheit so, daß sie sagt: „Nichts an mir gehörte mehr mir selbst!“ Aus Angela hingegen spricht der Dämon so: „I’m not possessed. This is integration. She invited me in. This is permanent.”

Der Keane nicht wohlgesonnene, aber glaubenstreue Priester Bennett enttarnt das Attentat auf den Papst, wird – wie auch Keane – von den Friars gefangengenommen. Angela, d.h. der Dämon in ihr, tötet Chris MacNeil, quält dann ihre Familie, nachdem sie auch Mutter Bernadette mitsamt ihren Nonnen ermordet hat. Alles hängt nun an Tomás bzw. Keane. Ersterer kommt zur Familie Rance und wird von Angela / Pazuzu attackiert. In einer Art Traumvision erscheint ihm Keane, der ihn retten will. Tomás kann den Dämon in Angela besiegen. Keane verhindert das Papstattentat.

Der Dämon Pazuzu erklärt via Angela, die Welt sei von Gott für die Dämonen gemacht gewesen. Dann sei der Mensch gekommen, aber die Dämonen würden sich die Welt nun zurückholen.

Schönes Zitat von Keane am Ende: „‚Cause that’s the deal we make with the world every time we get out of bed in the morning. Hurt me all you want, but the bastards don’t get to win.”

Diese erste Staffel zeigt mir, wie gut Fortsetzungen umgesetzt werden können. Alles ist stimmig, die Rollen sind sehr gut besetzt, es macht großen Spaß, die Folgen zu sehen, auch wenn ich nicht per se der ‚Serientyp‘ bin. Da ich lieber moderne, d.h. mit modernen Mitteln gedrehte Filme sehe, kein Fan alter Titel bin, rückt die Serie bei mir mit Note 1 vor den Original-Film.

Staffel 2 – The Next Chapter

Die zweite Staffel beginnt mit zwei Handlungssträngen: Da sind Tomás und Marcus, die seit gut einem halben Jahr gemeinsam als „Freelancer-Exorzisten“ unterwegs sind, aktuell in Montana. Dann ist da der asiatisch-stämmige Andy Kim, der sich um Tochter Grace und fünf weitere Pflegekinder kümmert (auf Nachburn Island, Washington). Seine Frau Nicole ist durch Suizid verstorben.

Tomás und Marcus wollen die von einem Dämon besessene Cindy, Ehefrau des örtlichen Sheriffs, retten. Dieser glaubt nicht an die Besessenheit, entreißt seine Frau gewaltsam den Exorzisten und bringt sie in ein Krankenhaus, wo sie gleich zwei Personen tötet. War in Staffel 1 der Begriff „Integration“ zentral, die dauerhafte Einwohnung eines Dämons in eine Person, ist es hier der „innere Kampf“ (von mir so genannt) bei Tomás, der offenbar die Fähigkeit hat, in einer Art Traumreise den Dämon zu kontaktieren. Marcus weist auf die Gefahren hin und fordert den Kollegen zur herkömmlichen Vorgehensweise (Rituale Romanum) auf.

Andy wird von einer ebenfalls asiatisch-stämmigen Sozialarbeiterin besucht, die ihn als „Pflegevater“ kontrollieren soll, mit der er aber wohl früher schon mal liiert war. Um das Haus herum geschehen verschiedene „übernatürliche“ Dinge: ein Schwarm Krähen fliegt gegen das Haus, die Tiere sterben; ein christlicher Junge erlebt bei einem Farmer die Geburt eines mißgestalteten Lamms.

Als dritter Strang kommt der Vatikan hinzu, wo sich nun der Priester Bennett aufhält, der aufdecken will, daß „Integrierte“ auch die Kirche unterwandern. Es kommt der Kardinal Guillot (?) aus der 1. Staffel hinzu, der Teil der „Friars of Ascension“ ist. Man glaubt Bennett nicht. Hier geht es in Antwerpen weiter nach dem Tod Guillots durch eine Exorzistin, die Bennett mit einer alten, mächtigen, nun besessenen (Integration) Exorzistin bekanntmacht.

Die o.g. zwei Stränge fließen zusammen, als Tomás und Marcus nach Seattle kommen, um an einer Zwölfjährigen einen Exorzismus auszuführen, wobei sich herausstellt, daß die Mutter psychisch krank ist und das Mädchen unter Drogen setzt. So kommt die Kleine, Harper, auf die Insel in das Haus von Andy Kim – und bald merken die sie begleitenden Exorzisten, daß auf der Insel irgend etwas nicht stimmt. Andy steht bald im Fokus: Grace ist ein dämonisches, nicht wirklich existierendes Mädchen, seine tote Frau kommt wieder als Geist. Wieder sieht Tomás Szenen im Geist, in denen eine ganze Familie von einem Mann ermordet wird, der ‚Aeternum Vale‘ sagt.

Nebenbemerkung: Da auch diese Staffel fest im aktuellen Zeitgeist (und der damit verbundenen Filmförderung) verankert ist, gibt es neben Menschen verschiedenster Ethnien auch unterschiedliche sexuelle Präferenzen, bis hin dazu, daß Ex-Priester Marcus homosexuelle Züge in sich erkennt.

Das Geschehen kommt zu einem ersten Kulminationspunkt in Episode 7, in der es um den Exorzismus von Andy geht. Das ist alles so verworren inszeniert, daß ich mich kaum motivieren konnte, die Folge zu Ende zu schauen – und die Staffel komplett abgebrochen habe.

War die erste Staffel noch zu toppen? Mußte nicht jede Fortführung scheitern? Das kann sein. Man hätte m.E. die erste Staffel auch allein für sich stehen lassen können, als mit dieser grottigen, verfransten, unausgegorenen zweiten so eine Chance zu vertun. Mir war klar, eine dritte Staffel wird es nicht geben.

Der Exorzismus der Tracy Crowell (Film)

„Der Exorzismus der Tracy Crowell“ wurde von Scott B. Hansen 2016 gedreht. Ich habe den Film auf Amazon Video gesehen und vergebe **.
Info @ Filmstarts / Der Text spoilert den Film!

Ein Film, der vielversprechend beginnt, aber sehr schnell bergab geht und sich nicht erholt, so schreibt sinngemäß ein Nutzer auf IMDB. Das ist tatsächlich so: die Eingangsszene des gescheiterten Exorzismus der Tracy Crowell ist sehr gut umgesetzt und macht Lust auf mehr, auf einen guten Film. Den bleibt der Regisseur schuldig. Vor allem die schauspielerische Qualität ist m.E. noch unter B-Movie-Niveau…

Ich will den Film daher nicht chronologisch beschreiben, sondern die Geschichte um Brandon Jensen, den Protagonisten, zusammenfassen, auch wenn Fragen bzgl. der Logik bleiben. Im Abspann sehen wir, wie ein Mädchen in einer Truhe ein Ouija-Brett findet. Ich kann nur vermuten, daß das die junge Tracy ist, die dadurch in Berührung mit einer dämonischen Gegenwelt kommt. Als junge Frau wird sie von vermummten Männern gekidnappt und in einem satanischen Ritual in einer Art Stollen im Berg vergewaltigt (neben Satan wird auch Pan angerufen). Dadurch ergreift offenbar der Teufel oder ein Dämon Besitz von Tracy.

Wir sehen dann als Intro-Szene zum Film Bildmaterial aus der 29. Sitzung des Exorzismus der Tracy vom 14.11.1994. Das ist in der Tat sehr gut dargestellt, v.a. die Entstellung der Besessenen, die Aggressivität des Dämons. Der Exorzismus geht schief, alle Anwesenden außer Kameramann und einem Baby, das sich im Haus befindet, werden getötet. Eine Besonderheit im Rahmen des Filmgenres ist hier, daß der Dämon Menschen zwingen kann, Waffen gegen sich selbst zu richten.  Dieses Baby ist Brandon, der in der Folge von einem Paar adoptiert wird. Wir sehen spät im Film, wie die besessene Tracy am Kinderbett steht und in einer nicht genau zu sehenden Form dem Baby Gewalt antut. Man kann vermuten, daß sie einen Keim des Dämonischen dem Kind einpflanzt. Wir haben also die Abfolge: Ouija-Brett – Tracy – Ritual im Stollen – Besessenheit – Weitergabe an Baby Brandon.

Sprung zur Jetztzeit: Brandon studiert und will für „Religionen der Welt“ eine Abschlußarbeit zum Thema Exorzismus verfassen, da das Thema auf ihn einen großen Reiz ausübt. Er erfährt vom gescheiterten Exorzismus der Tracy Crowell vor 20 Jahren in einem Nachbarort. Mit einem Kommilitonen erkundet er das Haus der Geschehnisse und findet das Ouija-Board.  Ich kann weiter nur vermuten, daß der schon in Brandon befindliche, dämonische Keim ihn dazu bringt, Fundraising-Kampagne zu starten: er sammelt 10000$ dafür, daß er seinen Körper einem potentiellen Dämon zur Verfügung stellen wird. All das soll live im Netz gestreamt werden. Bei der ersten Übertragung einer Session mit dem Ouija-Brett im Haus meldet sich eine Entität mit Namen „Mana“, die sagt, sie warte (auf Brandon).

Die nächste Session mit einem Medium und einer Medizinstudentin läuft aus dem Ruder; danach ist Brandon verändert. Er besucht seine Mutter, die ihn rauswirft und sich später selbst tötet. Ebenso besucht er den Vater, der eben jener Kameramann ist, der den Exorzismus an Tracy aufgezeichnet hat. Erst jetzt erfährt Brandon, daß er adoptiert ist. Seine Zuschauer sehen in all dem einen „Fake“; Brandon gesteht ihnen, daß nichts passiert sei.

Nach dem Tod der Mutter flieht Brandon vor der Polizei in den Wald und findet sinnigerweise den gleichen Stollen des Rituals um Tracy. Hier werden die Filmschnitte sehr wirr, der Zuschauer begreift aber zum ersten Mal, daß da eine Art Sekte Rituale abhält. Hierauf bezieht sich ein Telefonat zweier Männer in Business-Anzügen, der eine vor einem Zerstörer der Navy posierend, was wohl zeigen soll, daß die Sekte in „höchsten Regierungskreisen“ angesiedelt ist. Person A fragt, ob „es“ der Gleiche ist, B bestätigt, A sagt: Dann tun Sie es.

Nun wird klar: Tracy wurde ein „teuflischer Samen“ eingepflanzt, das Baby, Brandon, ist davon betroffen. Die Person B aus dem Telefonat gibt sich als Priester aus, bietet einen Exorzismus an. De facto soll Brandon aber befreit werden, um sein dämonisches Werk fortführen zu können („vollende dein Werk“). Brandon tötet ein paar Menschen, was aber im Film schwach dargestellt ist. Zuletzt stellt ihn der Detective der Polizei, schießt auf ihn. Man sieht eine Traum-Reprise: die Adoptiveltern mit dem ‚süßen‘ Baby, dann den erwachsenen Brandon, wie er auf Tracy zugeht, so nach dem Motto: endlich sind Mutter und Sohn vereint. Hier endet der Film.

Die Arbeit des Kamerateams und die Idee mit dem Livestream vom Selbstexperiment lohnen das Anschauen, der Rest leider nicht.

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner