We have always lived in the Castle (Jackson)

Der Text von Shirley Jackson, eher längere Erzählung als Roman, war der letzte, der vor ihrem Tod veröffentlicht wurde (1962). Mir wurde geraten, ihn ohne Vorkenntnisse zu lesen, somit wußte ich nicht, was mich erwartete. Letztlich habe ich auf ein Horror-Element gewartet, das nicht eintraf: es ist eine Art Mystery-Erzählung. Ich muß dazu in groben Zügen spoilern…

Ich glaube, daß die psychologische Deutung die wichtigere ist, insbesondere weil lt. Wikipedia die Autorin selbst unter Agoraphobie litt, also der Unfähigkeit sich auf offenen Plätzen mit vielen Menschen zu bewegen.
Dieser Zug an ihr findet sich in gleich zwei von drei Hauptcharakteren. We have always lived in the Castle (Jackson) weiterlesen

Exorzist 2 – Der Ketzer (Film)

Den von John Boorman 1977 nach dem Erfolg von The Exorcist gedrehte Nachfolger (Original: Exorcist II – The Heretic) habe ich via iTunes gesehen und bewerte ihn mit **.  (Wikipedia)

Ich mochte Richard Burton als Schauspieler nie, daher bin ich schon ein wenig voreingenommen, aber auch ein anderer Schauspieler hätte diese lahme, langatmige Fortsetzung nicht retten können. [„one of the worst major films of all time” (s. Wikipedia-Link oben)]
Der Text ist – mehr als bei meinen anderen Besprechungen – eine Zusammenfassung des Films; daher massive Spoiler!

Wir lernen zu Beginn Pater Philip Lamont kennen, der eine junge, offenbar besessene Frau retten will, was jedoch nicht gelingt; die Frau ist wohl eine Heilerin und verbrennt in einem Feuer. Später ist Lamont im Vatikan (?) und trifft dort einen hochrangigen Kardinal, der ihm die Aufgabe gibt, den Tod Pater Lankester Merrins (-> Der Exorzist) zu untersuchen. Die moderne Kirche sehe Merrin als Ketzer, der noch immer an Satan glaube. Lamont reist nach New York.

Die nun vier Jahre ältere Regan lebt mit ihrem Kindermädchen Sharon in einem Luxus-Appartement in New York. Sie besucht regelmäßig eine Therapeutin. (Interessant ist, daß die Therapeutin mit Kindern arbeitet, aber ihre eigenen Kinder ähnlich selten zu Gesicht bekommt wie Chris MacNeil ihre im ersten Film; in diesem Film kommt Chris MacNeil gar nicht vor.)

Lamont stößt zum Team und gemeinsam wird ein Hypnosegerät ausprobiert, eine Art „Gedanken-Synchronisator“. Lamont sagt im Gespräch mit der Therapeutin, das Böse sei ein spirituelles Wesen, das heimtückisch agiere. Für mich ist dieses Gerät eine der großen Schwachstellen des Films; es erinnert an das „galaktische Bügeleisen“ aus Raumpatrouille Orion, also an alle (aus heutiger Sicht) lächerlichen Science-Fiction-Umsetzungen von „Zukunftstechnik“. Mittels der Vision, die das Gerät erlaubt, erkennt Lamont, daß der Dämon Pazuzu noch immer über Regan herrscht bzw. sie angreifen will. Er hat Pater Merrin getötet. Es wird klar, daß auch Regan Heilfähigkeiten hat, wie die verbrannte Frau vom Filmbeginn und wie der Eingeborenen-Junge Kokumo, um den Merrin sich in Afrika gekümmert hatte. Aus heutiger Sicht sind auch diese Afrika-Szenen mit den ständig aufgeregt plappernden Menschen, den Heuschreckenschwärmen usw. ziemlich „grottig“ (was m.E. auch für die Filmmusik gilt).

Lamont kehrt in das MacNeil-Haus in Washington zurück, wo eine große Heuschrecke unter der Decke fliegt, ohne daß er sie wahrnimmt. Wir lernen, daß Pater Merrin den Namen Pazuzu nicht kannte, der Dämon aber auf ihn gewartet habe.  Beim nächsten Synchronisator-Experiment bittet Regan Lamont, sie mit ihrem „Traumnamen“ anzusprechen, das ist der Name Pazuzu. Lamont spricht ihn als „König der Geister der Lüfte“ an und wird zu einer Art Traumreise, die an eine schamanische Reise erinnert, mitgenommen, einem schnellen Flug über die afrikanische Landschaft zu einer großen Lehmstadt. Dort lebt der Junge, dessen sich Merrin angenommen hatte, noch immer. Die Kamera nähert sich und das Gesicht des nun erwachsenen Mannes wandelt sich zu einem Leopardenkopf.

In einem Naturkundemuseum erkennt Regan in einem Bild von äthiopischen Felsenkirchen den Ort aus dem Traum wieder. Lamont reist nach Afrika, zunächst zu einer solchen Felsenkirche, wo er an einem sehr agitierten Gottesdienst mit Tanz teilnimmt, sich als Sünder bekennt und Hostie sowie Wein empfängt. Über ein Nonnenkloster kommt er in Kontakt mit einem Piloten, der ihn zur Lehmstadt „Jepti“ bringt. Dies scheint eine eher muslimisch dominierte Stadt zu sein.

Lamont ist überzeugt, der „Junge“ von Merrin sei derjenige, der das Böse „regieren“ könne. (Ich müßte die Filme nochmal mit englischem Originalton schauen, weil vermutlich einiges durch die Übersetzung verlorengeht. „Regieren“ heißt hier m.E. bändigen, beherrschen.) Dem Kardinal im Vatikan gefällt die Richtung nicht, die Lamonts Nachforschungen eingeschlagen haben. Er enthebt ihn aus diesem Amt, das heißt, Lamont fliegt auf eigene Gefahr nach Afrika.  Der Priester findet mit telepathischer Hilfe von Regan den „Leopardenmann“, der einen Glaubensbeweis fordert: Lamont muß barfuß über eine Fläche mit Nägeln laufen. Das mißlingt, war aber nur eine Illusion, denn nach dem Sturz findet sich Lamont in einer Forschungsstation wieder, wo Heuschrecken erforscht werden. Der Wissenschaftler, eben der „Junge“ von Merrin, erklärt, daß die Flügelberührungen untereinander den Charakter des Schwarms zu ‚zerstörerisch‘ ändern. Er habe aber ein Weibchen gezüchtet, das ‚gut‘ sei und den Schwarm bändigen solle. Der Forscher sagt: „Das Böse gebärt Böses durch Berührung.“

Wieder in den USA, treffen sich Regan und Lamont in eine Art Stundenhotel zu einem weiteren Experiment mit der Hypnosemaschine. Lamont erkennt, daß „der Teufel“ den Dämon Pazuzu gesandt habe, um heilbegabte Menschen zu töten. Der tote Merrin bittet Lamont, seinen Platz einzunehmen und weiter gegen Pazuzu zu kämpfen.

Lamont und Regan fahren im Zug nach Washington, dort zum MacNeil-Haus; die Ärztin und Sharon folgen. Der Priester wird von einem Heuschreckenschwarm angegriffen, Pazuzu verführt ihn in Form eines Sukkubus mit dem attraktiven Aussehen Regans. Lamonts Aggression wendet sich gegen Regan, bis sie auf spanisch „Warum?“ fragt und er seinen Fehler erkennt (Bezug auf die junge Frau vom Filmanfang).

In völlig überdramatisierten, lächerlichen Szenen bricht das halbe Haus zusammen, bis klar wird, daß Regan das ‚gute Weibchen‘ ist, das die Heuschreckenplage vernichten kann. Lamont kämpft mit dem Dämon und reißt ihm das Herz heraus (?).

Die Parallelgeschichte um die sterbende Sharon ist völlig überflüssig. Zum Schluß sagt Lamont, der Feind der menschlichen Rasse sei gebändigt. Er und Regan gehen unerkannt weg, während die Ärztin vor dem Haus stehenbleibt.

Was ist gut am Film? Das ist die subtile Darstellung der Glaubenszweifel und Verführbarkeit von Pater Lamont. Ansonsten werde ich den Film vermutlich nicht mehr schauen.

Malfi – Come with me (Roman)

Das Netz redet über Ronald Malfi (Website). Ich las irgendwo, er werde als der „moderne Algernon Blackwood“ bezeichnet (ich liebe Blackwood) und als „old school horror writer“. Gefällt mir. Für die Booktuberin Anda Kent ist er aktuell der Lieblingsautor. Bald wird sie sein neuestes Werk, Small Town Horror, in einem Video vorstellen. Zwischenzeitlich hat sie alle bisher gelesenen Malfi-Romane „geranked“ – mit diesem hier an der Spitze.

Ich habe mir Come with me im letzten Jahr gekauft, aber letztlich hier (noch) nicht rezensiert, weil das Buch vor allem Krimi ist und ich üblicherweise keine Krimis lese, weil mich das Genre so gar nicht reizt. Trotzdem hier nun eine kurze Besprechung des Buches, das ich – against all odds – doch sehr gemocht habe. (Im weiteren spoilere ich das Grundgerüst der Geschichte, aber nicht das konkrete Ende.)  Malfi – Come with me (Roman) weiterlesen

Wittkop – The Necrophiliac (Novelle)

frreepik.com - 18+Bitte beachten: Im Sinne des Jugendschutzes weise ich darauf hin, daß hier sensible Inhalte eines Mediums (Film, Serie, Buch) besprochen werden. Der Text sollte ab Volljährigkeit gelesen werden.

 

Gabrielle Wittkop: The Necrophiliac (Übersetzung aus dem Französischen ins Englische durch Don Bapst)

Der Text spoilert die Novelle – na ja, viel gibt es da letztlich auch nicht nicht zu spoilern. 😉

Diese 1972 erstmalig auf Französisch erschienene Novelle ist sicher von der Thematik her auch für meine Lesegewohnheiten ungewöhnlich, so daß ich auf einer ganz persönlichen Ebene beginnen möchte, die sozusagen die Basis für meine Rezeption des Stoffes ist. Wittkop – The Necrophiliac (Novelle) weiterlesen

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