Trigger-Warnung! Der Text behandelt das Thema Suizid/Selbsttötung. Wenn das für Dich ein Problem ist: bitte nicht lesen!
Hier gibt es eine Vorbemerkung zu diesen Texten.
Das folgende Buch ist ein Sachbuch zum japanischen Wald Aokigahara jukai, s. Einleitungsseite.
Bei Sachbüchern schaue ich oft erst einmal nach dem Hintergrund der Autoren. Bei Tara A. Devlin (Web) ist es so, daß sie an der Universität von Queensland (Australien) Japanisch studiert hat und seit 2005 in Japan lebt. Sie ist fasziniert von japanischen Horror-Geschichten und Mythen, die sie z.T. auch übersetzt hat. Darüber hinaus hat sie eigene Werke verfaßt, auch über japanische ‚urban legends‘ und eine davon ist eben der „Suicide Forest“, der Aokigahara jukai.
Dieses Bändchen mit seinen etwas über 100 Seiten ist eine wahre Schatzkiste. Die Autorin beleuchtet so gut wie jedes Detail, das man mit dem Wald verbindet – historisch, kulturell, touristisch usw. Dabei wechselt sie ständig zwischen historischen oder topographischen Fakten und ganz praktischen Erläuterungen. Beispiel: Wieso findet man bei Toten im Wald oft 7-Eleven-Flaschen? Weil es mehrere 7-Eleven Läden in direkter Nähe gibt.
Devlin nimmt jenseits des Vorab-Hinweises, daß es im Buch um das Thema Suizid geht, kein Blatt vor den Mund. Wer sich mit dieser Absicht dorthin begeben will, erhält Infos zu Anfahrt, Parkmöglichkeit, Weg zur „Todeszone“ – und auch zur Wanderkleidung, die man tragen sollte, um nicht von den freiwilligen Präventions-Mitarbeitern abgefangen zu werden. Will man auf „Nummer sicher“ gehen, nimmt man bunte „suzuran“-Bänder mit, um sich den Rückweg zu markieren. Die Autorin erklärt dann, was man im Fall von Leichenfunden, also als Tourist, tun soll und wie die Bergung abläuft.
Natürlich räumt sie mit den ‚urban legends‘ auf, die besagen, daß im Wald kein GPS-Empfang herrsche und Kompasse nicht mehr funktionieren würden. Auch das „Suicide Village“ im Innern gibt es nicht, nur das Lake Shouji Inn Village mit Touristenattraktionen.
Sie geht auf die Lebenden ein, die den Wald besuchen: Ranger, Polizisten, Menschen an ihrem Lebensende – angezogen von speziell zwei Büchern (s. Einleitung) -, eventuell auch Mörder (?), die Opfer suchen, Diebe, die die Hinterlassenschaften der Toten durchsuchen, oder Mitglieder der japanischen Mafia, die Opfer „entsorgen“, um es wie ein Suizid aussehen zu lassen.
Und auf die Toten geht sie ein, wie die Legende von der Frau im roten Kleid, der man im Wald begegnen könne.
Devlin stellt die beiden Hauptattraktionen des touristischen Aokigaharas vor: die Narusawa Ice Cave und die Fugaku Wind Cave, die durch einen 20minütigen Wandweg verbunden sind. Mittig zwischen den Höhlen zweigt davon ein gesperrter Weg nach Süden ab, der in die „danchi“ genannte Todeszone führt, wo man die meisten Leichen findet. Warum dem so ist? Dafür hat Devlin auch eine nüchterne Erklärung: dort stehen die ältesten Bäume des Waldes, deren Äste so stark sind, daß sie einen Körper tragen können (s. Einführungsseite mit Hinweisen zur Vegetation).
Ach ja, Pornos hat man im Aokigahara auch gedreht.
Kurz und schmerzlos: Ich habe lange kein Buch mehr in einer nächtlichen Lese-Session so „gefressen“, wie dieses. Wer auch nur ansatzweise über den Wald informiert werden will, der sollte zugreifen!
[Meine Fotos auf diesen Seiten zum Aokigahara-jukai stammen aus einem Waldgebiet, das mir als sehr ähnlich von der Optik, nicht zwingend der Flora, erscheint: dem Anaga-Gebirge auf Teneriffa.]
Ein Gedanke zu „Aokigahara (2) – The Truth behind Japan’s Suicide Forest (Buch)“