The Beauty of Gemina – Kulttempel OB, 5.10.24

Bei starker Bewölkung über dem Westerwald fuhren wir ins sonnige Ruhrgebiet, um uns im Kulttempel The Beauty of Gemina anzuschauen. Bei Ankunft im Hotel fragte die Chefin, ob wir ein Taxi für später „zur Turbinenhalle“ bräuchten. Ich so: Äh, wir sind im Kulttempel… Ah, sagt sie, da ist auch etwas. In der Turbinenhalle spielen Freiwild. Sie sehen so aus, daß ich dachte, da gehen Sie auch hin. *hust* Tx 4 nothing.

Ein bißchen im Zimmer eingerichtet, umgezogen, dann per Auto zum Kulttempel, aber die Parkplätze waren noch gesperrt. Zum Glück war der Cheffe gerade vor der Tür, so daß wir mit „offizieller Erlaubnis“ schon parken konnten, um dann noch gemütlich etwas essen zu gehen.

Punkt 19:30 Uhr ging es bei gut gefülltem, aber m.E. nicht ausverkauftem Kulttempel los. Auch hier wieder der Vorabhinweis: ich bin weder Musik-Journalist noch Hardcore-TBOG-Fan.

Die Playlist kannte ich schon von vorherigen Auftritten, z.B. in Frankfurt. Man startete mit „Dreams of the Vagabonds“ in den Abend, erster Höhepunkt war für mich „Crossroads“. Kurze Zeit später dann „Friends of Mine“, ein Lied, das ich sehr liebe. Beim „Sleeping Song“ hörte ich genau hin – später fand er noch kurzfristig einen Platz in meiner Winter-Playlist.

Vor „River“ sprach Michael Sele über seine Herzerkrankung und einen Klinikaufenthalt, bei dem ihm das Bild eines weißen Bootes Hoffnung gab. Auch der Folge-Song, „Apologise“ (angekündigt als ein Lied über/für diejenigen, die sich nie entschuldigen) wurde mit Akustikgitarre vorgetragen. Das Konzert steigerte sich hin zum vermutlich bekanntesten Song der Band: „Rumours“, an den sich gleich ein weiterer meiner Lieblingssongs anschloß: „Endless time to see“.

Mit „Goth DJ“ war hier in Oberhausen ein Song am Start, der lt. Sele zuvor noch nicht auf der Tour gespielt worden war. „God Willing“ schloß den ersten Part des Konzerts ab. Schon nach kurzer Zeit kam die Band wieder auf die Bühne. Als Zugaben spielte man „Nine While Nine“, „Symphony of Solitude“, „I call you the sun“ und „When my ship comes in“.

Zum Klang: alles für meine Ohren perfekt ausgesteuert. Da wir weit vorne standen, machte es Spaß, immer wieder dem Bassisten oder Drummer zuzuschauen, während man deren Spiel auch klar vom Gesamt-Sound isolieren konnte. Zu diesem Sound von TBOG ist vieles zu sagen, doch mir fällt das schwer: Oft spüre ich eine bluesige Grundlage, die man entweder mit Akustikgitarre verstärkt oder mit verzerrter E-Gitarre schon leicht metallig klingen läßt. Dann wechselt sich geradliniger Rock mit eher in den Gothic Rock gehenden Liedern ab. Und manche Songs ziehen ihre Faszination von einem dominanten Keyboard.

Zur Stimmung: So wie dieses Konzert mag ich Musik: eine kleine „Fangemeinde“, ein Platz am Rand, aber vor der Bühne. Das direkte, nahe Erlebnis von „handgemachter Musik“. Die Band routiniert, Sele manchmal zurückhaltend wirkend. Negativ könnte man allenfalls sagen, daß vieles einstudiert, geplant wirkte, daß der Ablauf mit den Zugaben zu glatt war. Aber das tritt in den Hintergrund gegenüber der unglaublich gut gespielten Musik – und diesem Gefühl, daß so eine Band, so ein Konzert, dieser Sound und diese Stimmung für mich Schwarze Szene sind.

Die Setlist findet sich hier.

Sofort nach dem Ende des Konzert übernahm der DJ, denn für diesen ersten Samstag im Montag stand die 80s-Party an. Der Einstieg über Depeche Mode und Visage war wohl noch ein Zugeständnis an die Konzertbesucher, doch bald ging es zu den ganz normalen „bunten“ Songs der Achtziger. Letzter Goth-Titel war m.W. „Sleeper in Metropolis“. Zu „Dancing with myself“ von Billy Idol mußte ich natürlich auch tanzen, denn da kommen Erinnerungen hoch: hier in unserer Stadt wurde Mitte der 80er eine „Großraum-Disco“ gebaut, die für die damalige Zeit sehr futuristisch aussah. Dort machte ich meine ersten Erfahrungen mit Disco – und tanzte zu genau diesem Song. Heute stehe ich da im Kulttempel auf der Tanzfläche mit weißem Bart – und tanze noch immer zum gleichen Lied. Das löst Dankbarkeit aus, aber auch Wehmut im Rückblick auf Vergangenes.

Mit Nena vertrieb uns der DJ dann. Wir schauten noch vorne in der Old Daddy Lounge vorbei, wo es „90s Rock & Wave“ gab. Was beim Reinkommen mit „The Sparrows and the Nightingales“ noch vielversprechend klang, wechselte schnell zu Rammstein und Grunge-iger Musik.

Am nächsten Morgen saß dann beim Frühstück im Hotel „Freiwild“ neben „Schwarzwild“ – paßte… 😉

Unspektakuläre Heimfahrt und ein gemütlicher Rest-Sonntag.

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