Rekulak – Hidden Pictures (Roman)

Wenn ich auf Amazon nach Büchern suche, schaue ich mir gern die Bestenliste an, in der das Werk gelistet ist. Das ist zwar zum Teil grotesk, wenn z.B. ‘Nackt-Yoga’ auf den ersten Plätzen einer Kategorie christlicher Literatur ist, aber gelegentlich finde ich spannende Bücher, so wie jetzt: nach wie vor (Mitte November 23) auf Platz 1 englischsprachiger Horrorliteratur ist ‘Hidden Pictures‘ von Jason Rekulak, eine Haunted-House-Geschichte mit unerwarteten Wandlungen.

(Mittleres Spoiler-Level ab hier)

Protagonistin Mallory Quinn arbeitet an ihrer Drogensucht. Sie trainiert Langstreckenläufe, hat einen Mentor – und wird als Kindermädchen in eine reiche Familie, die Maxwells, vermittelt, wo sie auf deren Sohn Teddy während des Sommers aufpassen soll.

Teddy hat autistische Züge und malt sehr gern. Das Besondere am Buch ist, daß diese Zeichnungen von den Illustratoren Will Staehle und Doogie Horner großartig umgesetzt wurden. Man hat also parallel zum Text die Bilder, in die man sich vertiefen kann.

Bald taucht auf diesen Zeichnungen eine Zombie-ähnliche Frau auf, die Teddy als seine Freundin Anya ausgibt. Er sieht sie, sonst niemand, wie so üblich in ‘Kinder-Horror’-Medien. Die anti-religiös, wissenschaftlich ausgerichteten Maxwells sprechen vom ‘imaginary friend’, der in dem Alter nichts besonderes sei.

Die Bilder werden krasser, sie scheinen eine Mord-Geschichte zu erzählen. Zudem nimmt Mallory wahr, daß Teddy sie auf eine besondere Art und Weise malt… Bei Nachforschungen findet Mallory heraus, daß eine Frau aus diesem Haus verschwunden ist und wohl ermordet wurde – eine Malerin. In der Folge werden unheimliche Aktivitäten im Haus spürbar… Will sich der Geist der toten Frau mitteilen?

Zufälligerweise ist die verschrobene alte Nachbarin ein Medium: mit einem Ouija-Board erhalten sie und Mallory eine Hilfe-Nachricht.

Hier nimmt die Geschichte an Fahrt auf: die Maxwells kündigen dem seltsamen Kindermädchen, das von Geistern faselt. Mallory und ein Freund legen alle Bilder in eine Abfolge, so daß sie als Geschichte erlebbar werden. Wir lernen, daß ‘Anya’ kein Name ist, sondern ‘Mama’ bedeutet – und hier kommt, ähnlich wie in Sagers Buch, ein großer Twist, der aber das Buch für mich deutlich weniger abwertet als es bei Sager der Fall war.

Konkreter will ich das hier nicht wiedergeben: die Maxwells sind nicht die reiche Familie, als die sie erschienen. Teddy ist nicht Teddy, Mama-Anya heißt Margit. Zwischen Mallory und den Maxwells kommt es zum ‘Showdown’.

Haben wir es hier mit einem Trend zu tun? Ein vermeintlicher Haunted-House-Roman wird eher kriminologisch umgepolt und fällt – für mich – aus dem Horror-Genre heraus. Andererseits ist in diesem Buch mehr Übernatürliches am Werk, als in Sagers ‘Home before Dark’. Zusammen mit den Illustrationen ist der Roman m.E. verdienterweise auf Platz 1 der Bestenliste. Leseempfehlung!

 

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