D. Coates: From Below (Roman)

Ich bin enttäuscht von diesem Roman, der im Netz so oft gehyped wird. Die Thematik wird von der Autorin breitgewalzt, allein die Beschreibungen der Tauchgänge ziehen sich wie Gummi. Aber es ist etwas anderes, das ich der Vielschreiberin Coates vorwerfe…
Der Text spoilert den Inhalt des Romans!

Nach der Titanic-Katastrophe 1912 sank, so das zentrale Motiv des Romans, 1928 die Arcadia, ein ähnlich großer Passagierdampfer. Das lange als verschollen angesehene Schiff wurde nun weit abseits seiner eigentlichen Route im bottnischen Meerbusen in der Ostsee gefunden. Cove und ihr Team werden für eine Dokumentation im Auftrag einer Filmfirma zum Wrack tauchen. Das Schiff liegt in einer Tiefe von ungefähr 100 Metern.

Coates will Spannung durch zwei Elemente erzeugen: ein technischer Defekt, so scheint es, hat die Tauchroboter außer Funktion gesetzt, so daß die Besatzung selbst tauchen muß, daher sind spezielle Tauchausrüstung und Dekompressionsstops beim Auftauchen nötig.
Und Sean, der an Bord des Bootes bleiben wird, entdeckt das Tagebuch der Sicherheitsexpertin Vanna, woraus er schließt, daß sie psychisch instabil sein könnte, und möglicherweise die anderen Taucher in den Tod schicken will.

Die Autorin springt nun kapitelweise zwischen den vier (heutigen) Tauchgängen und der Beschreibung der knapp zwei Wochen im Jahr 1928 vor dem Untergang der Arcadia. Gerade die Berichte vom Schiff, das in einem geisterhaften, dichten Nebel ohne Sicht fährt, sind hervorragend gemacht und erzeugen ein klaustrophobisches Gefühl. Die Beschreibung der Panik an Bord, die auftauchenden Geräusche, das Gefühl, etwas geschieht an Bord, das nicht mehr kontrollierbar ist, die Suizide von Passagieren und Mannschaft… Wenn dann die letzten Kerzen ausgehen, nachdem die elektrischen Lampen auf unerklärliche Weise versagt haben, spürt man als Leser das Grauen – aber tatsächlich auch nur hier in dieser gelungenen Rückschau auf die Tage vor dem Untergang.

So, jetzt kommt der Spoiler:
Die Taucher finden unverweste Leichen in der Arcadia, was die mitreisende Meeresbiologin auf den fehlenden Sauerstoff an dieser Stelle in der Ostsee zurückführt. Keine Bakterien, keine Meerestiere, keine Verwesung. Diese Leichen „erwachen“ durch die Aktivitäten der Taucher „zum Leben“ und verfolgen diese als „Unterwasser-Zombies“.

Größter Kritikpunkt hier ist aus meiner Sicht, wie (relativ) gefaßt die Taucher mit diesen ‚lebenden Toten‘ umgehen. Das ist eine Kritik, die ich oft auch an Zombie-Filmen übe: Da sind sie nun halt da, die ‚blöden‘ Untoten. Alles paletti – note to self: get baseball bat. Mir fehlt die Schilderung des GRAUENS, das in den Protagonisten vorgeht, weil hier etwas passiert, das nicht sein kann, das die Gesetze der Welt, wie die Protagonisten sie bislang kannten, außer Kraft setzt. Und wenn ich oben von der ‚Vielschreiberin‘ Coates schrieb, dann habe ich so das Gefühl in ihren Romanen, daß das Horror-Genre ihr Metier ist, in dem sie tief (und vielleicht täglich schreibend) drin steckt, so daß sie u.U. ein bißchen das Gespür dafür verloren hat, wie man der Leserschaft wirkliches Gruseln schildern kann.

Und so wird auch dieser Roman zu einem ‚larifari‘-Text: Da sind halt die blöden Aqua-Zombies, Hauptsache: wir entkommen. Keinem was sagen, wie bei einem ‚Dumme-Jungen-Streich‘ – und ja, Vanna ist auch nicht böse, sondern hat eine ‚krasse private Verlustgeschichte’… Puh, und da dachte man schon, es gäbe wirklich echte, böse Zombies…
Nee, Frau Coates, das war für mich ein Fehlkauf.

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