Das ist ein alter Text, der früher mal auf so einer ‚Erklärbär‘-Seite von Vorgängerprojekten war. Früher = so um 2000/2005:
„Schwarz sein“ – im Sinne der Subkultur „Schwarze Szene“ – ist für mich weniger an der äußeren Erscheinung festzumachen, als an der inneren Einstellung – heißt: ich kann auch in Blue Jeans „schwarz“ sein, während die schwarzen Klamotten, der Schmuck, die Schminke garnieren, verschönern. Es ist so wie mit dem leckeren Erdbeerkuchen – er ist auch so schon ein Augen- und Gaumenschmaus, aber erst das Häubchen Sahne macht ihn komplett, verändert aber die Grundsubstanz – Erdbeere – nicht.
Auf früheren Seiten ab Ende der 1990er, einfachen HTML-Konstrukten, habe ich schon versucht, das Schwarz-Sein zu beschreiben. Die Domains hießen beispielsweise New-Moon-Necropolis.de, let-the-instant-fa.de – alles sehr klangvoll – und kurzlebig. 😉
Ich schrieb damals über Leidenschaft, über die Suche nach den „tiefen Emotionen“, nach Ekstase – und diese Faszination für das Dunkle, vielleicht Böse, oder Tragische: Aus dem Dunklen schaut man auf ins Licht (There is a crack in everything, that’s how the light gets in, L. Cohen) – oder fällt ins Bodenlose (Anspieltip: Der Butterwegge – Wer’s fühlt, der weiß es). Das Böse bekämpft man – oder gibt sich ihm hin, eine moralische Entscheidung. Das Tragische erträgt man.
Fakt ist: mir haben immer wieder Denksysteme gefallen, die dichotomisch aufgebaut sind: das Yin und Yang des Daoismus, Gott und Göttin im Wicca, in gewisser Weise auch der Gegensatz (christlicher) Gott – Teufel (s. die Exorzismus-Thematik). Somit war das Dunkle, das Verzehrende oder Schmerzhafte der Gegenpol zum Hellen, Reinen, Klaren, Lichtvollen. Ich merkte aber, daß die besagten „tiefen Gefühle“ nicht ausschließlich auf einer Seite zu finden sind… Und daß sie auf der dunkleren Seite eventuell interessanter sind. Leiden kann sie auch auslösen – bei großen Anstrengungen wie einer 800km Pilgerwanderung durch Frankreich und Spanien auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela – oder einer BDSM-Session. Two worlds collide. 😅
„… ich will leben und wandern, Sommer und Winter spüren, die Welt ansehen und ihre Schönheit und ihr Grauen kosten …
Was wäre Vernunft und Nüchternheit ohne das Wissen vom Rausch, was wäre Sinnenlust, wenn nicht der Tod hinter ihr stünde …?“
[Hermann Hesse, Narziß und Goldmund]
Ich fand immer: die Beschäftigung mit der Schwarzen Szene (ganz allgemein gesprochen) öffnete in mir die Bereitschaft, mich auf diese „tiefen Emotionen“ einlassen zu können, während ich im Alltag eher rational und zurückhaltend daherkomme. Wenn wummernde Bässe meinen Körper durchkneten, wenn ich dazu tanzen kann, dann bin ich richtig, dann ‚läuft’s‘. Ich schrieb früher mal: „It’s like the adrenaline rushing through your veins. I like to experience this rush. That’s how my nickname – Rush – found me.“ Rush out.