McDowell – Cold Moon over Babylon (Roman)

Diese Kurzbesprechung des Horrorromans enthält wenige Spoiler (weiterer Hinweis vor letztem Absatz).

Man kann McDowells Erzählstil so beschreiben: oft setzt er einen allwissenden Erzähler ein, der dem Leser Dinge beschreibt, die die Personen des Romans nicht wissen. Der Autor schreibt ganz klar keinen Krimi, denn der aufmerksame Leser weiß früh, wer für die dritte tote Person verantwortlich ist. Die Motive des Täters, seine Überlegungen, die Taten zu vertuschen – alles wird später aufgedeckt. Warum ist das so? Weil McDowell dieser Klarheit das paranormale Element seines Romans gegenüberstellt, das er sehr gut in der Weise kaschiert, daß er Sinnestäuschungen beschreibt, bei denen zunächst unklar ist, ob nur die konkrete Person sie erlebt, oder ob sie als eigenständige Phänomene wahrzunehmen sind. 

Gerade zu Anfang haben wir es mit einem echten Suspense-Roman zu tun. Als Leser weiß man, wie drei Menschen zu Tode gekommen sind, leidet aber doch mit den Angehörigen, die nichts wissen, sich sorgen, nach einer Person suchen. Hinzu kommt eine ähnlich intensiv geschilderte wirtschaftliche Bedrohung der (zentralen) Familie Larkin, die ein beklemmendes Szenario bildet. Auch die Naturbeschreibungen dieser Region im nordwestlichen Florida bei Pensacola sind dicht und bieten mit dem Fluß Styx (nomen est omen) ein starkes, mystisches Setting für die Geschichte.

Letztlich ist es so, daß die Tode/Morde ein paranormales Geschehen hervorrufen, durch das der Täter verfolgt wird. Dies beinhaltet eine Kritik an Reichtum und z.T. den Ölkonzernen, die Land aufkaufen, um dort nach Öl bohren zu können, wozu sie korrupte, reiche Menschen wie den Täter im Buch benötigen. Dieser Täter wird auf andere Weise zur Rechenschaft gezogen, als das Gesetz es vorsieht.

Für mich war der Roman ein “page turner”, den ich kaum weglegen konnte. Leseempfehlung!


Im folgenden Abschnitt spoilere ich etwas mehr – ggf. nicht lesen:

 

Der Fluß Styx, einer der Unterweltflüsse der griechischen Mythologie, über den Charon die Toten fährt, reagiert auf Morde mit einer Art Wiederauferstehung der in ihm versenkten Leichen zur Rache am Täter.
McDowell beschreibt dies – aus Tätersicht – auf der psychologischen Ebene – Sinnestäuschungen, Fehlwahrnehmungen nach Alkoholkonsum…
Aber bereits früh, kurz nach dem Tod der dritten Person, beschreibt der allwissende Erzähler, wie die Gestalt dieser Person über dem schwarzen Wasser des Styx Form annimmt, ohne daß Zeugen dabei sind. Schon hier weiß der Leser, daß da geisterhafte Wesenheiten wirken, die auch für andere Personen sichtbare Spuren hinterlassen – schwarzes Wasser des Styx und feines, sandiges Sediment – und das, was im letzten Satz des Romans beschrieben wird.
Somit ist es eine Erzählung sehr ähnlich der Motive im Film (Comic) The Crow / Die Krähe, wo Eric aus dem Totenreich zurückkommt, um Rache zu nehmen.

Interessanterweise wird nur der Haupttäter in dieser Form zur Rechenschaft gezogen, nicht der von ihm angestiftete Mittäter, der psychisch labil und beeinflußbar ist.

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