Wetterumschwung! Als wir aus dem Wagen krochen, war es komplett bewölkt und ziemlich kühl. 10° weniger – 26 – sollten es heute werden. Irritierend nahmen wir zur Kenntnis, daß zentral im Camp-Bereich Schlager und Party-Mucke gespielt wurde, so auch der „Sommerhit“ „Wackelkontakt“. Unser Wohnwagen-Nachbarn waren auch not amused. Man kann es halt nicht einschätzen, warum man so etwas bei so einem Festival spielen muß: Corri-May sah die Leute wohl kurz und meinte: „Das ist Provokation.“ – Zumal die Musik lief, als gut 80% des Camps noch pennte.
Die Opener, Vampyros Lesbos, hörten wir vom Camp aus. Hmm, ein Mann würde es später so beschreiben: „Da meinst du, du stehst neben einer KiTa – die singen so Kinderreime ab zu stampfendem Beat.“ 😂
Wir gingen vor die Bühne, wo man gerade Kaffee & Kuchen ausgab; viel Andrang, kein Platz für alle. Im Zelt trafen wir die Band Photophor, die leider in diesem Jahr keine Zusage fürs SN bekommen hatte. Sympathisches Duo – einfach mal reinhören…
Als ich den Organisator, Thomas Richter, sah, sprach ich ihn kurz aufs Festival an, dankte ihm für die Möglichkeit, hier so tolle Tage verbringen zu können. Er kannte mein Blog nicht, obwohl ich öfter mit dem SN-Account interagiere – vermutlich betreut jemand anders die ‚Social Media‘. Daher sprachen wir eher kurz über Besucher- und Vorverkaufszahlen und eine mögliche Ergänzung im nächsten Jahr.
Mit M. aus dem Erzgebirge, den wir mit seiner Partnerin gestern schon getroffen hatten, kam ich in ein langes Gespräch. Am Ende lachten wir uns an und meinten: „Brüder im Geiste – wir bleiben in Kontakt!“
Doch über dieses Gespräch haben wir Ann my Guard nicht mitbekommen. Das war schade, denn was ich ab und an hörte, hätte ich gerne intensiver genossen. (Während ich den Text hier schreibe, höre ich die Künstlerin wieder einmal im Hintergrund – sehr gut, gefällt mir.)
Dann Vlad in Tears – und wieder einmal die Feststellung, um wieviel intensiver so ein Auftritt auf kleiner Bühne ist, als z.B. beim Amphi. Hat mir richtig gut gefallen der dynamische Auftritt.
Wieder trafen wir ein Paar aus dem letzten Jahr, mit denen wir uns unterhielten. Man tauschte sich über Veranstaltungen usw. im Köln-Bonner Raum aus. Leider haben wir uns nicht beim Cold-Hearted-Festival letztes Jahr in Bochum getroffen. Vielleicht hätten wir mal für gemeinsame Unternehmungen im Raum zwischen Frankfurt und Köln Nummern austauschen sollen, aber wir haben uns später am Samstag nicht mehr getroffen.
Black Mail Cabaret: Das ungarische Duo, das man auch dem „Pop Noir“ zuordnet, bot eine gute, fesselnde Show, v.a. von Frontfrau Emese Arvai-Illes und ihrer aussagekräftigen Stimme getragen. Die Musik würde ich als eingängigen Synth-Pop bezeichnen, immer wieder mit klaren Melodiesträngen, so in Bête Noire. Werde ich in Zukunft wesentlich intensiver hören.
Sylvaine mit Frontfrau Kathrine Elizabeth Shepard, einer Norwegerin, die seit 2013 mit diesem Solo-Projekt vier Alben produziert hat. Die Musik, ich würde sie in Richtung Doom Metal einordnen, klingt für meine da nicht so affinen Ohren ziemlich gleich. Und eine Sängerin mit hoher Stimme, die growlt? Schwierig… (für mich)
Nach dem Sonnenuntergang sind wir zum Essen zum Wagen zurückgegangen. Und es mußte dann doch bei unter 20° etwas wärmere Kleidung angezogen werden.
Im Anschluß trat der Herr Heppner auf, der mit dem Herrn ASP aus meiner ganz persönlichen Sicht eine kleine Schwäche teilt: man trifft nicht immer den richtigen Ton. Und wenn selbst Corri-May sagt: „Shit, der liegt daneben“, dann heißt das schon was. 😅 Wolfsheim liebte ich trotzdem innig. Das erste Mal Heppner solo vor vielen Jahren war in meinen Augen ein „downgrade“. So ist es auch jetzt: da ist in meiner Wahrnehmung doch etwas Luft raus. Aber: der „Tanzzwang“ wirkte auf die Menschen, Heppner wurde eben doch gefeiert, ich gönne es ihm von Herzen. Er sang auch „The Sparrows and the Nightingales“ sowie „Die Flut“, das er als Medley mit einem anderen Song verwurstete.
Headliner an diesem Abend – und Headliner des Festivals sozusagen: Draconian. Das ist wieder so eine Richtersche Idee, den „Schwarzen“ auch ein bißchen Metal zukommen zu lassen. Im letzten Jahr funktionierte das mit Clouds extrem gut (für mich). Das war ein intensiver Auftritt, der mir in Erinnerung geblieben ist. Draconian aus Schweden machen Doom Metal, der, wie oben schon geschrieben, auf mich eher monoton wirkt. Die Sängerin singt mit klaren Vocals, der Sänger growlt. Jaaa, also… Nö. Ich brauche das nicht und muß auch nicht auf einem ’schwarzen Festival‘ im Publikum stehenbleiben, nur weil der Organisator sein Herz an den Metal verloren hat.
Also kühles Bier vor dem Auto getrunken, früh schlafen gegangen. Ich würde sagen, es war sowieso – komischerweise – in dieser Nacht sehr früh allgemein ruhig. (Das Ich habe ich de facto verschlafen.)
Das Stella Nomine – The Blackest One war auch 2025 wieder Seelenbalsam.
Gibt es Kritik oder erwähnenswerte Dinge für die drei Tage? Wir waren nicht in Torgau, haben also nicht die kostenlosen Angebote, für die das Festival-Ticket als Eintrittskarte dient, mitbekommen. Das kann man z.B. im letztjährigen Bericht nachlesen. Es war dieses Jahr schlichtweg zu warm für eine Shuttle-Busfahrt in die Stadt, rumlaufen, Rückfahrt + ganzes Festival…
Dafür gab es immer einen Sitzplatz, wenn man danach suchte. Dank „ganz normaler Biertischgarnituren“ konnte man sich auch flexibel zu anderen Leuten dazusetzen.
Müllpfand – pro Person 5€. Wer einen zumindest halbvollen Müllsack zurückgibt, erhält die 5€ zurück. Ich bin kein Freund von solchen Zwangsgeschichten, weil ich meinen Müll mitnehme, auch kaum Müll produziere, den ich „zurückgeben“ könnte. Hinzu kommt, daß alles als Restmüll entsorgt, also nicht getrennt wurde. Ich weiß nicht, ob der Veranstalter schlechte Erfahrungen mit „Hinterlassenschaften“ gemacht hat, so daß es jetzt so ein System gab.
Etliche Leute kommen mit Wohnmobilen oder -anhängern. Es gab m.W. keine spezielle Möglichkeit, die Chemie-Toiletten zu entleeren. Auf dem M’era Luna standen neben Dixies so große Tanks, die dazu gedacht waren. Das wäre eine gute Bereicherung für das nächste SN, wenn es zumindest an einem Ort (Wischi-Waschi-Bereich?) so eine Entsorgungsmöglichkeit gäbe.
Berichtet hat der Rush, hier mit Corri-May auf dem SN-Gelände. Bis nächstes Jahr! Rush out.
Schade, dass Ihr Ann my Guard verpasst habt. Stimmlich und musikalisch eine Wohltat. Musste gleich vor Ort eine CD erwerben.
Hi Asch,
ja, im Nachhinein doppelt schade, weil der Mann, mit dem ich mich da so gut unterhalten habe, sich nicht mehr meldet… Da hätte ich mehr von Ann my Guard gehabt…