Schwarze Podcasts

Ich höre gerne und regelmäßig Podcasts, bin aber sehr wählerisch, was Format / Länge / Präsentation angeht. Bei Podcasts zum Thema hatte ich bis vor einiger Zeit keinen Erfolg bei der Suche. Natürlich gibt es etliche Podcasts, wenn man nur mal “gothic” eingibt, aber die dudeln oft einfach US-zentrierte Musik.
Vor längerer Zeit habe ich mal ein paar Folgen von Communion after Dark gehört. Was mir grundsätzlich nicht gefällt, sind Podcasts, die die Playlist der Episode/Folge nicht angeben. Ich möchte einfach wissen, was das für ein geniales Lied ist, das gerade läuft. Da ist übrigens der Mitternachtsreigen – leider nicht mehr als Podcast verfügbar – vorbildlich.

Es nervt dann auch, wenn zwei, drei Lieder hintereinander gespielt werden, ich nebenbei andere Dinge erledige und dann nicht weiß, welches Lied welches ist. Genauso erging es mir mit dem Podcast Gothic Rock. Letztlich bin ich dann zu “Schwarzen Radios”, insbesondere Schwarze Welle, zurückgegangen, aber da fehlt mir dann der Content jenseits der Musik.

Ich hatte dann aufgegeben bzw. hörte nur noch meine üblichen Podcasts zu anderen Themen, bis ich vor einiger Zeit auf zwei Podcasts stieß, die mir so gut gefallen, daß ich sie heute erwähnen und empfehlen möchte.

Das sind Schwarzgesagt und Prost Punk.

Bei Schwarzgesagt – “der Szene-Podcast” – geben sich Steve und Gatto Nero ein Stelldichein, um über “DIE Szene” zu plaudern. Hier die Links: Youtube, LetsCast

Vorab: Laber-Podcasts mag ich normalerweise nicht, weil das Zuhören anstrengend ist, und ich ständig das Gefühl habe, Lebenszeit zu vergeuden. (Deswegen habe ich auch nach etlichen Versuchen mit eBooks aufgegeben.) Das ist bei Schwarzgesagt anders, weil die Themen interessant sind und ansprechend im Dialog präsentiert werden. Trotzdem wähle ich aus, was ich höre und welche Folgen ich überspringe (also z.B. diese ganze Gothic-Family-Thematik).

Gestern hatte ich wieder so einen schönen Moment (beim öden Putzen) bei der Folge Bittersweet Melancholy: Da reden Menschen wirklich über Lacrimosa – und sagen nicht “Lackiermichrosa” oder so. Wow, ich finde das bemerkenswert, weil ich Lacrimosa selbst sehr schätze – und auch, wie Steve, bei Elodia ausgestiegen bin -, aber eben auch schon erlebt habe, daß es in der Szene wenig Toleranz geben kann, wenn man bestimmte Musik hört. Mit den erwähnten Liedern von Elodia verbinde ich ebenfalls tiefe Emotionen. Und wenn dann beide Moderatoren aus sich herausgehen, über Weinen oder Selbstverletzung sprechen, dann weiß ich, daß ich hier bei einem guten Podcast angekommen bin, der mich mit der authentischen Präsentation berührt. Ohne das geht es nicht.

Bei Prost Punk – “der Post-Punk-Podcast” – ist das etwas anders, was die emotionale Bindung an den Podcast angeht. Links: Spotify, FaceBook.
Hier ziehe ich vor allem die Infos raus, höre oberflächlicher hin. Ich mag solche Folgen wie “X Alben aus den 80ern, über die wir reden müssen”. Da notiere ich mir gern den einen oder anderen Titel, setze ein Album auf die “To-Listen”-Liste usw. Schön ist hier, daß die Musik nur wenige Sekunden angespielt wird, während der Dialog im Vordergrund steht.
Die Marotte mit den Bierflaschen/-sorten, ok, ist halt blöd, wenn man das morgens beim Arbeiten hört. Beide Jungs, Marc Thomé und Lars Schmidt, harmonieren gut miteinander, haben West- vs. Ost-Sozialisierung und somit – für mich – viel interessantes auch über die ehemalige DDR zu erzählen.
Eine ganz Folge gibt es zum von mir sehr (v.a. in den 90ern) geliebten Zillo-Magazin (Spotify), untertitelt “zwischen wichtig und peinlich”.

Wer für mich noch einen “Geheimtip” hat – gern in die Kommentare schreiben.

Nachtrag: Beim Korrekturlesen blieb ich nochmal an Bittersweet Melancholy hängen. Warum genieße ich so eine Folge so sehr? Mir kommt da gleich das Bild vom letztjährigen M’era Luna in den Sinn: Jubel, Trubel, Heiterkeit – Menschenmassen, Anonymität, routiniertes Programm, Heimfahrt. Da fehlt etwas. Andererseits bin ich schon ausgesprochener Lone Wolf, schlecht im “Small-Talken”, oft “gute Gesellschaft” nur für mich allein. Schwarzgesagt holt mich da ab und erzeugt eine virtuelle Wohlfühlrunde – ja, ich wäre gern zum Treffen beim WGT gekommen.

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