Erster Athener Friedhof

Im Juni 2024 haben haben Corri-May und ich den “Ersten Athener Friedhof” (Πρώτο Νεκροταφείο Αθηνών) besucht, der sich östlich des Altstadtzentrums und südlich an das Viertel Mets anschließend befindet (Google Maps).

Ich wollte mich viel intensiver mit dem Friedhof beschäftigen, viel mehr Zeit dort verbringen und mehr fotografieren, aber … Während wir im sonstigen Athen so gut wie keine Probleme mit Stechmücken hatten, fielen die kleinen Biester hier über uns her. Schon schräg, wenn das nur auf einem Friedhof passiert. Wäre ja ein Motiv für einen Tier-Horrorfilm… 😉
Aber dadurch mußten wir (wegen Corri-Mays Allergie) den Besuch drastisch kürzen, so daß ich leider nur wenige Bilder habe. (Vielleicht kann ich in den nächsten Jahren nochmal vorbeischauen, wenn ich durch Athen nach Piräus fahre, um eine Fähre zu den Inseln zu nehmen.)

Der Friedhof wurde in den Jahren ab 1834 noch außerhalb des Stadtgeländes angelegt, ist nach wie vor in Nutzung, heute aber von den südöstlichen Gebieten der Millionenstadt Athen umringt.

Bekannt ist er wegen der prächtigen und großen Grabmale und einigen wichtigen Persönlichkeiten, die dort bestattet sind. Zu Geschichte und weiteren Details s. Wikipedia. Der berühmte Archäologe Heinrich Schliemann hat hier sein Mausoleum (s. links (Mitte oben)), aber auch der Sänger Demis Roussos ist hier beerdigt. (Und sofort läuft der Auto-Plattenspieler im Kopf los: “Souvent je pense à vous, Madame, Souvent je vous revois, Madame, Je suis heureux, j’ai des idées – Et peut-être à demain, vous me prendrez la main…”) 😂

Grundsätzlich sind die Grabmale Familiengräber oder -grüfte, in denen immer wieder Verstorbene beigesetzt werden. Es ist nicht unüblich, neben Bestattungsjahren wie 1890 dann auch noch 2015 auf den Steinen zu finden. Die größeren Grabmale haben meist eine Zugangstür, die man oft über einige hinabführende Treppenstufen erreicht (im Sinne einer Gruft). Bei kleineren oder flacheren Gräbern können das auch Steinplatten mit Griffen zum Hochziehen sein. Sichergestellt muß sein, daß ein normaler Sarg “nachgeschoben” werden kann. Die Ostkirche erlaubt (eigentlich) keine Verbrennungen; das erste griechische Krematorium wurde erst 2019 eröffnet.
In einer Gruft konnte ich sehen, daß eine Nische in Sarggröße geöffnet war, während die Abdeckplatte davor auf dem Boden stand. Unklar ist mir, da müßte ich Herrn Benecke fragen, was da mit Leiche und Sarg passiert, wenn rundherum keine Erde sondern Marmorstein ist…

Bei unserem Besuch sprach uns eine Griechin an und wies uns auf die schöne Statue der “schlafenden Frau” hin. Es handelt sich bei der von ihr so bezeichneten “sleeping woman” um das bekannteste Werk des griechischen Bildhauers Giannoulis Chalepas (1851-1938), “Die Schlafende”, die für das Grab von Sofia Afendaki erstellt wurde.
Beim AthensInfoGuide ist zu lesen, daß die Arbeit dem Modell eine klassizistischen Grabes entspreche, wonach der Tod nur ein “langer, traumloser Schlaf” sei.
Kuriosum dazu: ab 1876 lebte Chalepas wieder in Athen und arbeitete an dieser Statue. Im Winter 1877/78 erlitt er einen Nervenzusammenbruch und begann, seine Werke zu zerstören. Zum Glück kann man Die Schlafende heute noch auf dem Friedhof bewundern, während Chalepas in seinem eigenen langen, traumlosen Schlaf ruht…

Das hallenartige, hohe Eingangsgebäude wurde 1939 durch Aris Konstandinidis und Andreas Ploumistou errichtet. Im Bild rechts ist hinter dem Eingangsbereich die Kirche der Hlg. Theodore zu sehen. Die im Bild zu sehende breite Zugangsstraße führt auf dem Friedhof zunächst ähnlich breit weiter, vorbei an Gräbern berühmter Persönlichkeiten, um dann verengt an der “Schlafenden” vorbei zur Kirche St. Lazarus zu führen.
Auf dem Friedhof findet sich auch eine katholische Kapelle, ein protestantischer und jüdischer Friedhofsbereich.

Griechische Familien nutzen den Friedhof wohl öfter zu Familienausflügen, bei denen man auch auf dem Friedhofsgelände ein Picknick abhält.

Hier noch ein paar weitere Impressionen:

 

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