Der Exorzismus in der Katholischen Kirche (Buch)

Buch-Foto: Monika Scala - Der Exorzismus in der Katholischen KircheDas Werk von Monika Scala, ihre Dissertation aus dem Jahre 2009, ist für Exorzismus-interessierte Laien m.E. ein Standardwerk. Obwohl ich gleich hinzufügen möchte: wer an theologischen Ausführungen nicht interessiert ist, wird vielleicht nur am ersten Teil des Buches Spaß haben.

Die drei großen Teile lassen sich so beschreiben: im ersten geht es natürlich um eine Einführung in das Thema, übergehend zu einer tiefgehenden Analyse des Films Der Exorzist von Friedkin auf Basis der Romanvorlage von Blatty. Szene für Szene, Protagonist für Protagonist wird der Film besprochen – unter besonderer Beachtung des immerhin 1/3 der Laufzeit ausmachenden Exorzismus-Rituals.
Teil 2 dürfte für viele etwas dröge sein, denn da wird auf die exorzistische Praxis durch die Jahrtausende geschaut: nach einer Definition von Dämonen, Engeln usw. geht es mit dem Alten Testament los, über die jesuanischen Exorzismen hin zur frühen Kirchengeschichte, schließend kurz vor dem Ende des ersten Jahrtausends n.Chr. mit Gregor dem Großen und Hrabanus Maurus.

Der dritte Teil ist der längste, er bietet zu Anfang eine Herleitung der Texte des Rituale Romanum, das erstmalig 1614 Exorzismus-Vorlagen aus früheren Jahrhunderten zu einem großen Text zusammenfaßte – was bis 1999 mit kleinen Änderungen so Bestand hatte. Diese alte Textform wird intensiv lateinisch-deutsch zitiert und diskutiert, danach dann die aus dem 2. Vatikanischen Konzil hervorgegangene, neue Version vorgestellt mit den Änderungen, die sich aus einem neuen Verständnis psychischer Erkrankungen und dem bekannten Fall der Anneliese Michel (hier zum schlechten Film ein paar Anmerkungen am Anfang des Textes) ergaben. Aus dem harten, befehlenden Text wurde ein bittender, aus den Befehlen an den „Drachen“ oder die „Schlange“ eine Bitte um Gottes Beistand – einfach zusammengefaßt. Scala schreibt: (es wird) versucht, dem jüngsten Ruf nach einem Paradigmenwechsel nachzukommen, der vom imprecari, dem Verfluchen des Teufels, wegführen und verstärkt zum deprecari, dem Bitten zu Gott, hinführen sollte. (…) „ Es zeige sich somit eine Tendenz vom „Apage zu Agape“, vom „Weg mir dir, Teufel!“ zu Bitten um göttliche Liebe und Beistand.

Muß man das als Filmbegeisterter, was das Thema Exorzismus angeht, lesen? Nein, sicher nicht, es ist doch trotz Bezug auf einen populären Kinofilm ein religiöses Fachbuch. Wer hingegen verstehen will, ob das, was die Priester(schauspieler) in Exorzismus-Filmen so von sich geben, Hand und Fuß hat, der kann das nach der Lektüre besser beurteilen. Ich habe z.B. bei einem Film kritisiert (Text in Arbeit), daß nur „Standardgebete“ gesprochen werden – und das ist, so wird man feststellen, nicht falsch, aber auch nicht der Kern des Rituale Romanum. So hilft das Buch, auch die Problematik zu verstehen, die ich bei der Besprechung von The Exorcists am Ende angerissen habe: Das Ritual, das viele Filme darstellen, der Kampf mit dem Teufel, mit Dämonen, die besondere Bedeutung des Namens des Dämons, die harten, befehlenden Worte, das ist nicht mehr der aktuelle Stand katholischer Exorzismus-Praktiken. Für ambitionierte Filmemacher dürfte das eine Herausforderung darstellen.

Die ursprüngliche Dissertation kann via Google Docs unter diesem Link heruntergeladen werden (PDF).

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