Liebe Leserin, lieber Leser, frohe Weihnachten!
Das ist ein thematisch anderer Beitrag, als du ihn sonst hier findest. Ich mußte mir das von der Seele schreiben – und präsentiere es Dir gerade heute am 25.12.25. Wenn du nichts zum Thema Ukraine / Krieg / Wehrpflicht lesen willst – es geht hier auch nicht um die ‚Schwarze Szene‘ -, laß den Text einfach aus.
Manchmal könnte ich verzweifeln. Da schaue ich bei „Die Filmanalyse“ die Kritik zum aktuellen Avatar-Film (Tenor: Wehrpflicht- u. Kriegspropaganda), und eine Bekannte postet im WA-Status: Was für ein toller Film!
Gut, sage ich mir, das ist eben meine Art, auf dieses Leben zu schauen, die ganz anders ist, als ich sie bei vielen Personen in meinem Umfeld erlebe. Ich weise noch einmal auf den Kanal „Das Kollaps-Mädel“ hin, wo Jennifer auch über diese Einsamkeit spricht, die einen anfallen kann, wenn (fast) das komplette Umfeld sich anders verhält, anders denkt.
Die letzten Monate waren irreal. Anstatt endlich einmal mit Nachdruck auf Dialog zwischen Rußland und der Ukraine zu setzen (diesen Umstand hat Richard David Precht vor kurzem erst bei Illner gegeißelt (Beispiel-Link Stuttgarter Nachrichten, etliche YT-Ausschnitte auffindbar)), wird die Wehrpflicht eingeführt, und Mark Rutte warnt, „wir“ seien Rußlands nächstes Ziel. Auch Pistorius hatte 2024 ja schon erklärt, „wir“ müssen bis 2029 kriegstüchtig werden.
Anstatt abwartend, verhandelnd, brückenbauend auf einen Konflikt zu schauen oder einzuwirken, steckt Deutschland Milliarden in ein Land, mit dem es vor Rußlands Angriff keinerlei militärische Bündnisse hatte – somit auch keine Verpflichtungen.
Wir erleben also, wie ein Krieg mit Rußland massiv herbeigeredet wird, der bestehende Krieg mitfinanziert wird, während die Lage in Deutschland sich verschlechtert: die „Flüchtlingskrise“ ab 2015 ist bis heute nicht komplett aufgearbeitet; seit 2022 werden Unsummen in die Ukraine gepumpt, Bürger der Ukraine werden in Deutschland mit Sozialleistungen versehen, die Wirtschaft wandert ab, jeden Tag liest man von Insolvenzen, China kauft Technologie/Standorte auf. Kein guter Punkt, um die Wehrpflicht wieder einzuführen und einen auf para bellum zu machen.
Vor allem nervt es mich, wie der russische Angriff von den Ereignissen der letzten 8 Jahre davor komplett abgelöst und wie eine isolierte, „phöse“ Aggression des „wahnsinnigen“ Putin dargestellt wird. Ich verweise hier gerne auf den Friedensforscher Dr. Daniele Ganser, der sich seit Jahrzehnten v.a. mit der Rolle der USA (und NATO) in der Weltgemeinschaft befaßt, s. z.B. seine Bücher „Imperium USA“ oder „Illegale Kriege“. Ganser sagt in vielen Videos, daß die NATO-Ausdehnung nach Osten ursächlich für den Krieg ist. In diesem Kurzbeitrag weist er auf die Teilschuld Rußlands hin (tatsächlicher Angriff), benennt aber auch die Teilschuld von USA/NATO im Jahr 2014 (Unterstützung des Regierungssturzes, false-flag-Scharfschützen auf dem Maidan…), wobei Putin bereits 2008 davor gewarnt hatte, diese Salami-Taktik der NATO-Osterweiterung fortzuführen. (Längeres, sehr sehenswertes Video: Ukraine: Wer ist schuld?)
Nach 2014 folgten 8 Jahre Bürgerkrieg in der Ukraine mit 14000 Toten, darunter über 3000 Zivilisten – z.T. bombardiert vom eigenen Militär.
Schaut man in diesem Zusammenhang auf Victoria Nuland’s Äußerung „Fuck the EU„, dann erscheinen mir unsere Politiker wie Marionetten, die brav ihre Befehle abarbeiten – koste es, was es wolle. Und weiter schaue ich auf die Abgebrühtheit deutscher Politiker, die das Töten finanzieren, die den Konflikt in die Länge ziehen – da verrecken ja nicht ihre eigenen Kinder.
Natürlich ist eine Lösung schwer: die Ukraine müßte neutral bleiben, nicht der NATO beitreten. Die Krim ein Eckpunkt: diese Halbinsel wird Rußland nicht aufgeben wollen, weil es da seine Schwarzmeerflotte stationiert hat. Vielleicht könnte eine Lösung so aussehen, daß die Ukraine Neutralität zusichert, auf die Krim verzichtet, die anderen strittigen Gebiete behält, aber unter eine Art Selbstverwaltung stellt (wir sprechen über v.a. russischsprachige Bereiche).
Für Deutsche heißt das aber auch, sich im Zuge der „Kriegstreiberei“, wenn man das so verstehen will, positionieren zu müssen. Das betrifft ganz konkret junge MÄNNER (ja, da wird die liberale Demokratie doch wieder zurückgefahren), die ab 27 gemustert werden. Aber im Grunde trifft es auch ihre Eltern – uns alle, die wir Politiker wählen, die gerade nicht das Beste für dieses Land wollen. Und nein, ich meine nicht, daß jetzt alle AfD wählen sollen.
Vielleicht sollte man sich wieder auf alte Mechanismen überparteilicher, politischer Kämpfe besinnen, z.B. Massenstreiks. Wenn ver- und entsorgende Bereiche mal eine Woche nicht arbeiten, wird es eng.
Doch das ist, so muß ich auch eingestehen, ein halbherziger Versuch, weil er auf der Annahme beruht, daß Menschen sich vergemeinschaften, weil sie gemeinsame Interessen haben. Das hat ja bei den sogenannten „Spaziergängen“ in der Covid-Zeit auch funktioniert. Aber warum? Weil jeder die Einschränkungen am eigenen Leib spürte, weil jeder ein Unbehagen hatte, was die Maßnahmen angeht – weil alles so übersteigert wirkte. (Ich habe es anderswo bereits beschrieben, wie mein Jüngster samt Freunden per Polizeihubschrauber vom Schlittschuhlaufen auf einem gefrorenen See – in frischer Luft – abgehalten wurde.)
Warum ist das beim Ukraine-Krieg so schwer? Weil er so weit weg ist. Weil wir „Gutes tun“ mit den Bürgergeldleistungen an Ukrainer. Weil die westliche „Wertegemeinschaft“ wieder den „bösen Russen“ entdeckt hat. Wie mich das schmerzt: das alte Rußlandbild der Nazis ist wieder deutsche Außenpolitik-Doktrin.
Vielleicht ändert sich etwas, wenn die Wehrpflicht startet, wenn Eltern zunehmend realisieren, daß ihre Söhne für den Krieg gegen Rußland ausgebildet werden sollen. Denn man kann weiter den Kriegsdienst verweigern, was im Grundgesetz (Art. 4, Abs. 3) verankert ist. Die Deutsche Friedensgesellschaft (hier im Beitrag des MDR) rät, sich frühzeitig mit der Verweigerung zu beschäftigen.
Entgegen meiner Richtlinie, hier im Blog keine Videos, Playlisten usw. direkt einzubetten, mache ich eine Ausnahme und möchte euch ein Video ans Herz legen (s. Ende des Textes): schaut es, teilt es gerne.
Was andere Widerstandsformen – zivilien Ungehorsam als solchen – angeht, bin ich pessimistisch, denn wir leben in einer Individualgesellschaft, in der man sich eher vom Anderen abgrenzt, als sich mit ihm zu vergesellschaften. Vielleicht haben wir in den letzten 60 Jahren diesen zivilen Ungehorsam verlernt – oder ihn staatlich gesponsorten Initiativen (Vorfeldorganisationen bestimmter Parteien) überlassen. Gerade im privaten Umfeld sehe ich v.a. die Auswüchse der „Spaßgesellschaft“, das Sich-Ausklinken aus politischen Diskussionen, die neue post-Covid-Lust am Feiern usw. Oder man spielt „Flucht“ als Escape-Room-Spektakel durch…
Ich habe mich bei meiner Kriegsdienstverweigerung (nachträglich – nachdem ich Wehrdienst geleistet hatte) seinerzeit v.a. auf Gandhi, christliche Werte und das Daodedsching (31: A strong military | a tool of misfortune | all things detest it (Übertragung Derek Lin)) bezogen.
Bei der Nightfever-Veranstaltung im Kölner Dom am letzten Samstag habe ich diesen Spruch aus Galater 5, 13-14 zufällig gezogen (Zitat nach Neue Genfer Übersetzung):
„Geschwister, ihr seid zur Freiheit berufen! Doch gebraucht eure Freiheit nicht als Vorwand, um die Wünsche eurer selbstsüchtigen Natur zu befriedigen, sondern dient einander in Liebe. Denn das ganze Gesetz ist in einem einzigen Wort zusammengefaßt, in dem Gebot: „Du sollst deine Mitmenschen lieben wie dich selbst.“
Wichtig ist: Krieg findet immer nur dann statt, wenn sich Massen fehlleiten und manipulieren lassen. Die Strippenzieher kämpfen nicht selbst, haben Privilegien für sich und ihre Familien. Wenn die Massen sich verweigern, wird es keine Kriege mehr geben.
Reinhard Mey & Freunde – Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht: